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Der schwarze Wikinger: Roman (German Edition)

Der schwarze Wikinger: Roman (German Edition)

Titel: Der schwarze Wikinger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shirley Waters
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denn aus?«
    »Du willst noch immer flüchten, nicht wahr?« Er sprach leise und, wie er hoffte, ruhig. Nicht dass sie augenblicklich aufsprang und es wahrzumachen versuchte …
    Sie starrte stur geradeaus. Die Lippen, diese wundervollen Lippen, die so herrlich unschuldig küssen konnten, waren fest zusammengepresst. Ihre durchaus nicht großen Brüste drückten sich reizvoll gegen den Stoff ihres Kleides, während sie heftig atmete.
    »Caitlín«, begann er noch einmal. Innerlich rang er die Hände. So stur und uneinsichtig gab sich kein Mann! Lieber als ihr stünde er jetzt einem Gegner gegenüber, der ihm mehr abverlangte als Véseti. »Du darfst kein zweites Mal davonlaufen. Wer weiß, ob ich dich erneut retten kann?«
    »Was soll das heißen?«, fauchte sie; ihre Stimme zitterte jedoch unsicher. »Dass ich in deiner Schuld stehe? Aber das stimmt nicht, schließlich habe auch ich dich gerettet, oder hast du das vergessen? Damals im Kloster hast du nur durch mich überlebt. Ohne mich wärst du erfroren.«
    Das stimmte wohl, aber hatte nicht zuvor er sie gerettet, indem er Thorir nicht verraten hatte, dass sie unter den Küchendielen hockte? Er ballte die Fäuste. Junge, befiehl einem Weib, aber lass dich niemals darauf ein, mit ihm zu streiten – das hatte ihn der Herse beizeiten gelehrt, wie es jeder vernünftige Vater tat.
    »Dass du nicht froh über deine Lage bist, das verstehe ich sogar.« Verdammt, warum fiel es ihm so schwer, die Ruhe zu bewahren? Vielleicht, weil er selbst es hasste, sie als Sklavin zu sehen. Sein Leben könnte so viel einfacher sein, hätte er sie in Irland zurückgelassen.
    Aber dann würde ich Nacht für Nacht schlaflos daliegen und würde von dem Gedanken gequält werden, dass sie im Bett dieses irischen Nichtsnutzes Éamonn liegt, und irgendwann wegen Übermüdung im Kampf fallen .
    Er sehnte sich danach, hinauszustürzen und die Jungen zur nächsten Übung zu rufen. Oder ins Farbauti zu reiten. Ja, Letzteres war eine gute Idee.
    »Es wird nicht ewig so weitergehen, das verspreche ich dir. Du wirst meine Frau …«
    Ihr Kopf ruckte hoch, und ihre grünen Augen leuchteten wild.
    »Ich hatte befürchtet, du könntest mir wegen Sif zürnen«, beeilte er sich hinzuzufügen, da er ihren Blick nicht recht zu deuten wusste. Bei Thors Hammer, sie schaffte es noch, dass er auf seine Stiefelspitzen starrte wie ein gescholtenes Kind! »Es ist ja so …«
    Plötzlich riss sie erstaunt die Augen auf. Schwere Schritte ließen ihn herumfahren. Es war niemand anderes als sein Bruder, der die Halle betrat. Er sah Njal nur kurz an, während er zum Thronstuhl schritt. Die Fäuste in den Seiten, starrte er den Stuhl eine Weile an, als glaubte er sich allein.
    »Vater schläft wohl schon wieder?« Er kam zurück, eilte aber achtlos an Njal vorbei, als sei er nicht sechs Tage fort gewesen. »Schade. Ich hätte eine feine Sklavin für ihn. Es ist eine Irin wie du.« Er warf Caitlín einen Blick über die Schulter zu, dann lachte er. »Nun ja, wohl nicht ganz wie du.«
    Schon hatte er die Halle wieder verlassen. Caitlín raffte ihre Münzen auf, verstaute sie unter ihrem Schlaffell, warf sich den Umhang über und stürmte ihm nach. Njal blieb nichts anderes übrig, als ihr zu folgen. Wer konnte schon wissen, was sie wieder anstellen würde?
    Thorir stand inmitten seiner Schiffsmannschaft, die von Säcken und Kisten umgeben war. Ihre Kleider und Bärte starrten noch von Nässe und der salzigen Gischt. Neugierig reckten die Thrymheimer die Köpfe nach ihnen und nach der Frau in dem schwarzen rissigen Gewand.
    Man hatte ihr die Hände vor dem Leib zusammengebunden. Das Ende des Stricks lag in Thorirs Hand. Sie stand steif da, hatte die Augen geschlossen, so als würde sie Caitlíns féth-fíada -Spiel spielen.
    »Ehrwürdige Mutter Oberin!«, rief Caitlín und schlug sich sogleich die Hand vor den Mund.
    »Das soll eine Tochter von der da sein?«, fragte einer der Männer erstaunt. »Wie kann es sein, dass so ein hässlicher Knochen so eine Schönheit hervorgebracht hat?«
    »Thorir, wie hast du die Äbtissin in deine Gewalt bekommen?«, fragte Njal über das Gelächter hinweg.
    Sein verhasster Bruder grinste. »Ganz einfach, ich habe sie in Kaupang auf dem Sklavenmarkt entdeckt. Und da ich mich an sie zu erinnern glaubte … Aber warum fragst du? Willst du sie vielleicht haben? Aber so leid es mir tut, Bruder, für dich ist sie nicht gedacht.«
    »So nehmt ihr doch die Fessel ab!«, rief Caitlín. »Ihre

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