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Der schwarze Wikinger: Roman (German Edition)

Der schwarze Wikinger: Roman (German Edition)

Titel: Der schwarze Wikinger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shirley Waters
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Handgelenke sind ja schon ganz wund.«
    Njal langte nach Caitlíns Schulter und schob sie hinter sich. Zu seiner Erleichterung leistete sie keinen Widerstand.
    Thorir zupfte am Schleier der Äbtissin und schlug ihre Hände herunter, als sie danach greifen wollte. Sichtlich genoss er es, die Frau einzuschüchtern. »Ich schenke dich meinem Vater«, sagte er auf Gälisch. »Ein Ire hat ihm ein Auge weggeschossen, deshalb mag er irische Sklaven. Vor allem aber mag er es, wenn sie sich vor ihm entkleiden und er die Peitsche auf ihrem Rücken tanzen lassen kann.«
    Die Nonne wurde aschfahl. Jeden Augenblick würde sie in Ohnmacht fallen.
    »Aber am allermeisten mag er es, damit zu drohen«, warf Njal ein, um sie zu beruhigen. »Wahrgemacht hat er es aber noch nie.«
    »Bist du sicher, Bruder?« Thorirs Blick war angetan, einen Feind auf dem Schlachtfeld herauszufordern. »Caitlín ist zu schön, um ihren Rücken mit Striemen zu verunstalten. Aber die da? Eine steife und hochmütige Person wie sie schreit doch nachgerade danach, gezüchtigt zu werden.«
    Njal kam nicht umhin, ihm insgeheim recht zu geben. Eine mehrtägige Fahrt mit dieser Frau auf demselben Schiff, das konnte selbst den stärksten Mann in die Knie zwingen. Wenn es tatsächlich jemanden gab, der seinen Vater dazu bringen könnte, seine Drohung in die Tat umzusetzen, dann wahrscheinlich sie.
    »So tu doch etwas«, hörte er leise Caitlíns Flehen in seinem Rücken. Da straffte sich die Nonne. Stück für Stück kehrte ihr alter Stolz zurück. Njal musste ihr dafür insgeheim Respekt zollen.
    »Für Christus bin ich bereit, alles zu erdulden«, erklärte sie feierlich.
    Thorir rieb sich den Bart. »Ach, wirklich? Wenn das so ist, dann werde ich dich nicht meinem Vater, sondern meiner Mutter schenken.«
    Njal hatte genug. Er zog ein Messer aus dem Gürtel und befreite die Nonne von der Fessel. Ihre Miene zeigte keine Regung der Dankbarkeit. Was immer mit ihr geschah, er hoffte, ihr nicht allzu oft begegnen zu müssen.

13.
    S chweigend ordneten die Mägde und Sklavinnen die Säcke mit Roggen- und Hafermehl, Nüssen und Buchweizen, die Thorir eingehandelt hatte. Die kleineren Säckchen mit teurem Weizenschrot und noch teurerem Pfeffer wurden unter der Aufsicht der Hausherrin peinlich genau abgewogen und in Tongefäße gefüllt. Caitlín half, die Deckel der Töpfe mit Stricken fest zu verschnüren. Als die Arbeit getan war, setzte sich die Herrin Álfdis auf einen erhöhten Stuhl, von dem aus sie die alltäglicheren Küchenarbeiten verfolgen konnte. Sie kreuzte die Hände in ihrem sauberen Schoß und befahl Mutter Laurentia, die die ganze Zeit in einer Ecke hatte ausharren müssen, zu sich.
    »Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich mit dir anfangen soll«, begann Álfdis mit gewohnter Kühle. »Wozu ist eine Dienerin des angenagelten Christengottes nütze?«
    Die Miene der Äbtissin war eine einzige Frage. Caitlín trat an ihre Seite. Auf Álfdis’ Nicken hin übersetzte sie die Worte, jedoch ein wenig höflicher. Mutter Laurentia reckte das schmale Kinn.
    »Sagt ihr, Herrin Caitlín, dass ich für ihr Seelenheil beten werde. Dafür bin ich nütze.«
    »Ich glaube nicht, dass sie das hören will«, murmelte Caitlı´n, gehorchte aber.
    Die Art, mit der Álfdis daraufhin die Brauen hob, sprach Bände. »Nun, ich hörte davon, dass Christen sich gern ihren Feinden unterwerfen und bestrebt sind, ihnen Gutes zu tun, aber auf deine Gebete kann ich verzichten. Allerdings wird es dich sicher freuen zu hören, dass du fortan die niedrigste Arbeit in der Küche verrichten wirst: Du wirst den Boden schrubben, den Herd säubern und die Abfälle in den Schweinekoben bringen. Übersetze, Rothaar.«
    Auch die Hausherrin hatte sich angewöhnt, sie so zu nennen, doch aus ihrem Mund klang die Bezeichnung nicht wie ein Kosename. Behutsam versuchte Caitlín Mutter Laurentia beizubringen, was ihr blühte. Während Caitlín sprach, wurde Laurentias Mund zunehmend schmaler, ihr Blick giftiger. Prompt fügte Álfdis hinzu: »Zuerst aber soll sie den Schweinestall ausmisten. Das wird genügen, um ihr den Hochmut auszutreiben.«
    »Sagt dieser Heidin, dass ich für sie keinen Finger krümmen werde«, stieß Mutter Laurentia wütend hervor.
    »Bitte«, wandte Caitlín ein. »Ich helfe Euch auch.«
    »Sagt es ihr!«
    »Edana!« Álfdis schnippte mit den Fingern. »Gib der neuen Sklavin ein paar Streiche auf den dürren Hintern.«
    Die Sklavenaufseherin trat aus der Ecke, in der sie

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