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Der schwarze Wikinger: Roman (German Edition)

Der schwarze Wikinger: Roman (German Edition)

Titel: Der schwarze Wikinger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shirley Waters
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sicherlich verloren habt.«
    »Habe ich nicht!«, widersprach Caitlín.
    »Éamonn erschien dann höchstselbst, aber das Ungeheuerliche verhindern konnte er trotzdem nicht.«
    »Ihr habt Euren Schwur gebrochen«, fiel es Caitlín ein. »Ihr wolltet Njal helfen!«
    Mutter Laurentia richtete sich wieder auf und hielt sich stöhnend das Kreuz. »Einen Schwur soll ich geleistet haben?«, fragte sie ungläubig.
    »Damals im Speisesaal …«
    »Ah, ich entsinne mich. Aber ich habe ihn nicht gebrochen, schließlich besagte er nicht, dass ich für ein leichtsinniges Mädchen keine Hilfe holen durfte.«
    Liebend gern hätte Caitlín die Forke in eine Stallecke geschleudert und die Äbtissin allein im Schweinestall stehen lassen. Aber sie zwang sich zur Ruhe. Sie war viel zu neugierig. »Und wie ging es weiter?«, fragte sie betont friedfertig.
    »Nachdem Ihr und der Wikinger fort wart, bat ich den Herrn von Carndonagh, Hilfe aus der Mönchsabtei zu holen: geistlichen Beistand, Bauern und neue Klosterknechte. Er versprach es und ritt fort, aber nichts geschah. Möge Gott ihm seine Vergesslichkeit verzeihen.«
    Wahrscheinlich ist er umgekommen , dachte Caitlín.
    Schwer schnaufte die Äbtissin, rieb sich die geschundenen Hände und ließ sich auf einen Schemel nieder. Ein neugieriges Ferkel schnupperte an ihren Beinen. Die am Stalleingang stehenden Kinder stießen sich grinsend die Ellbogen in die Seiten. Drohend machte Caitlín einen Schritt auf sie zu, und sie nahmen Reißaus.
    »Und jetzt hocke ich hier und werde zum Gespött dieser Leute«, klagte Mutter Laurentia. »Bringt mir etwas zu trinken, mein Mund ist ganz trocken!«
    Caitlín eilte in die Küche, um einen Becher zu holen. Mit zittriger Hand führte die Äbtissin ihn an den Mund.
    »Es kamen noch andere dieser … dieser Wilden, die sich ebenso wenig an das Gebot ihres Königs hielten, die Klöster der irischen Küste zu schonen. Ich und einige andere Schwestern wurden gefangen genommen.«
    Heiliger Patrick! »Was ist mit Hyld passiert? Und mit der kleinen Órla?«
    »Eure Zofe war rechtzeitig mit dem Knecht fortgeritten, der überlebt hatte. Ich glaube, er hieß Fionnbarr.«
    War das nicht jener Fionnbarr mit der hübschen Zahnlücke, in den Hyld so vernarrt gewesen war? Caitlín dankte im Stillen Gott, dass Hyld den Wikingern entkommen war – und spürte einen Stich, als sie daran dachte, dass sie ihre Zofe wohl nie wiedersehen würde.
    »Schwester Órla hatte sich im Vorratskeller versteckt, anscheinend erfolgreich, denn sie war später nicht unter den Gefangenen«, redete Mutter Laurentia weiter. »Aber die Wikinger machten sich auch nicht mehr die Mühe, das Kloster zu durchstöbern, nachdem ich ihnen gesagt hatte, dass andere ihnen zuvorgekommen waren. Als das Wetter wieder umschlug, überlegten sie eine Weile hin und her, ob man mit dem Aufbruch noch warten solle oder nicht. Doch die verrückten Kerle verließen das Kloster dann tatsächlich im übelsten Schneetreiben. Die folgenden Wochen auf See waren die schlimmsten meines Lebens, und als wir in Kaupang landeten, war ich nur noch halb so dünn, weil ich nichts bei mir behalten konnte.«
    Caitlín musterte sie, konnte aber keinen großen Unterschied feststellen. Allerdings war die Mutter Oberin schon zuvor dürr gewesen.
    »In Kaupang habe ich so einiges über den einen Eiriksson-Bruder aufgeschnappt. Dass er mit dem Schwert wie kein anderer umgehen kann. Dass er das lateinische Alphabet beherrscht, das er voriges Jahr im Frankenreich gelernt hat – wo er eine Stadt überfallen hat. Man stelle sich das vor, eine richtige Stadt! Und auch, dass er einer Frau namens Sif Gollnirsdottir versprochen ist. Wie auch immer, mehrere Tage stand ich auf dem Sklavenmarkt inmitten einer Stadt voller Heiden, bis mich endlich dieser Teufel namens Thorir kaufte.« Mutter Laurentia schaute kläglich drein. »Ich glaube, ich war recht günstig. Aber wenn es Gottes Wille ist …« Sie stand auf und fuhr fort, den Misthaufen aufzuschichten.
    Die Mutter Oberin war ihr zurück in die Küche gefolgt, die Álfdis gottlob mittlerweile verlassen hatte, und hatte sich sogleich darangemacht, auf den Knien mit einer trockenen Bürste den Boden zu putzen. Caitlíns Vorschlag, Wasser und Sand zu Hilfe zu nehmen, hatte sie zurückgewiesen. Unter Heiden müsse man Demut beweisen, deshalb wolle sie es sich so schwer wie möglich machen, so ihre Erklärung.
    Caitlín nahm das Horn des Hersen aus dem Regal, dann die Töpfe mit den Zutaten

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