Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der schwarze Wikinger: Roman (German Edition)

Der schwarze Wikinger: Roman (German Edition)

Titel: Der schwarze Wikinger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shirley Waters
Vom Netzwerk:
alle, die hoffentlich noch folgen würden – würde sie verstecken, und irgendwann würde der Tag kommen, an dem weder Álfdis noch Eirik oder sonst jemand den Verdacht hegte, sie könnte noch einmal zu fliehen versuchen …
    Und dann werde ich in meinem ganzen Leben nie mehr auf einen schönen Mann mit langem schwarzem Haar und meerblauen Augen hereinfallen. Wenn ich je wieder frei sein sollte, werde ich ins Kloster gehen und als Buße für meine Dummheit Nonne werden. Hörst du, lieber Gott? Das tue ich! Ich verspreche es.

12.
    J hr müsst den Schildwall schließen!« Mit der Spitze seines Schwertes deutete Njal auf die Lücke zwischen zwei rot bemalten Holzschilden. Es wäre ihm ein Leichtes, mit der Klinge hindurchzustoßen. Die Eisenränder klirrten, als die Jungen gehorchten. »Dicht halten, dicht!«, schrie er, und da sie nicht schnell genug waren, hob er den eigenen Schild, stieß ihn in die Lücke und riss den gegnerischen so heftig zurück, dass er dem Jungen aus der Hand glitt.
    Einen Herzschlag später berührte Njals Klingenspitze dessen Kehle.
    »Ich bin tot«, murmelte Greipr. Sein Gesicht, auf dem sich der erste Flaum zeigte, färbte sich tiefrot.
    »So ist es«, erwiderte Njal. Er schritt zurück und musterte die zwölf jungen Männer, keiner älter als achtzehn. Sie waren längst erschöpft, doch in ihren Augen brannte das Feuer des Kampfes, das sie bald dazu treiben würde, während der warmen Jahreszeit das karge Nordland zu verlassen und fremde Küsten zu überfallen oder an ihnen zu siedeln und Handel zu treiben. »Als der König seine Schlachten in England schlug, war er so erfolgreich, dass ihn die Engländer anflehten und mit Gold überschütteten, damit er aufhörte. Wisst ihr, was das Geheimnis seines Erfolges war? Ein geschlossener Schildwall!«
    Blitzschnell und mit einem Schrei riss er das Schwert hoch und stürmte vorwärts. Dieses Mal gehorchten die jungen Männer und boten ihm keine Lücke. Seine Klinge schlug nur einen Holzsplitter aus einem der Schilde.
    »Gut«, sagte er, und sie lächelten erleichtert.
    Wieder kehrte er ihnen den Rücken, tat, als wolle er sich entfernen. Doch schon nach einem Schritt wirbelte er herum, duckte sich und schlug mit der flachen Klinge unterhalb des Walls gegen ein Schienbein. Der Junge, den er getroffen hatte, jaulte auf, ließ seinen Schild sinken, und wiederum hatte Njal keine Mühe, mit dem eigenen Schild dazwischenzugehen und den Wall aufzubrechen.
    »Aber nicht gut genug! Was tut ihr, wenn die Angreifer statt mit Schwertern mit Äxten bewaffnet sind? Mit einer Axt ist es um ein Vielfaches leichter, den Wall aufzubrechen. Man braucht nur das Blatt oben an einem Schild anzusetzen und ihn herunterzuziehen.«
    »Besser, man greift an, statt sich hinter Schilden zu verstecken.« Ein junger Mann namens Véseti, der hochgewachsenste in der Reihe, hatte das Wort ergriffen. »Ein Trupp Berserker entscheidet jede Schlacht. Losstürmen, losschlagen, Angst und Schrecken verbreiten!«
    »Falsch. Disziplin entscheidet eine Schlacht«, erwiderte Njal ruhig. »Frag den Skalden, er kann dir Geschichten von den Römern erzählen, die ebenfalls die Engländer besiegten.«
    Verächtlich spuckte Véseti aus. »Irische Geschichten interessieren mich nicht. Außerdem heißt es, selbst Ihr wärt dem Jähzorn gelegentlich nicht abgeneigt.«
    »Natürlich nicht. Welcher Wikinger ist das schon? Trotzdem taugt es auf Dauer nicht, sich vor einer Schlacht zu besaufen und mit Kräuterdämpfen zu benebeln – oder was ein Berserker sonst noch alles tut, damit sein Blut in Wallung gerät. Mag sein, dass man auf diese Art eine Schlacht nach der anderen gewinnt, doch es frisst einen auf, und man wird nicht lange genug leben, um die gewonnene Beute zu genießen.«
    »Euer Bruder sagt …«
    »Tritt vor!«, brüllte Njal. Das fehlte ihm noch, dass ihn einer dieser Kerle, denen noch die Eierschalen hinter den Ohren klebten, auf seinen Bruder hinwies. Er konnte sich schon denken, was Thorir sagte: dass man wild mit Zähnen und Klingen um sich schlagen und jeden Vorteil nutzen sollte.
    Und wenn es der eigene Bruder ist, der einem den ungeschützten Rücken zuwendet …
    Zögerlich trat Véseti vor. Njal wies auf den Boden, wo weitere Schilde und einige zerbeulte Helme lagen. »Nimm dir einen«, befahl er.
    Umständlich lehnte Véseti den Schild ans Bein, um einen der Helme greifen und aufsetzen zu können. Er kaute auf der Lippe, schien zu überlegen, ob es nicht besser gewesen

Weitere Kostenlose Bücher