Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der schwarze Wikinger: Roman (German Edition)

Der schwarze Wikinger: Roman (German Edition)

Titel: Der schwarze Wikinger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shirley Waters
Vom Netzwerk:
Schlafgenosse, und kalt ist es hier auch nicht.«
    Trotzdem konnte sie sehen, dass sein Stolz verletzt war. Sie erkannte es am zornigen Aufblitzen seiner Augen. Er rieb sich den Hals, wie um die Müdigkeit zu vertreiben, und betastete seinen Sklavenreif. Da er Anstalten machte, sich zu erheben, glitt Caitlín von seinem Schoß herunter und strich sich das Stroh von ihrem Kleid.
    Als sie sich aufrichtete, begegnete sie seinem Blick. In seinem Gesicht stand die gleiche Überlegung: Was sollte aus ihnen werden?
    Mir wurde mein größter Wunsch erfüllt: Njal liebt mich. Aber unter welchen Umständen?
    »Die Münzen«, sprudelte es aus ihr heraus. »Erinnerst du dich an die Münzen? Ich habe sie gesammelt, weil ich fliehen wollte. Wir könnten sie nehmen und …«
    Njal legte den Arm um ihre Schulter, zog sie an sich und küsste ihre Schläfe. »Ich könnte Sif nie meinem Bruder überlassen.«
    Dann nimm sie mit! , wollte sie trotzig erwidern, aber das war Unsinn. Eine schwache, gelähmte Frau war für ein solch aberwitziges Abenteuer nicht gemacht. Flüchtig überlegte sie, ihr Vorhaben dennoch durchzuführen – er würde ihr schon folgen. Aber dieser Gedanke war noch unsinniger.
    Und wenn ihr die Flucht gelänge und sie frei wäre, was würde aus ihrem zuvor geleisteten Schwur werden, ins Kloster zu gehen? Bei allen Heiligen, alles schien so verworren und aussichtslos!
    »Komm heute Nacht zu mir, wenn du kannst«, unterbrach Njal ihre Gedanken. »Ich muss jetzt zur Schiffslände.«
    »Ohne etwas zu dir genommen zu haben? Oh nein! Ich hole dir zu essen. Warte nur einen Augenblick.«
    Sie eilte zurück in die Küche. Das Herdfeuer prasselte bereits. Niemand war zu sehen, weder Edana, die wahrscheinlich gerade die kalte Latrine aufsuchte, noch Mutter Laurentia, die bestimmt noch im Schweinestall war. Caitlín öffnete den Brottopf, dachte daran, dass sie bald den Trank für Eirik zubereiten musste, und brach ein großes Stück von dem Laib ab. Zusammen mit etwas Speck und einem Winterapfel legte sie es in ein Tuch; dann füllte sie einen Becher mit Ale. Ihr begann selbst der Magen zu knurren. Wenigstens würde die Arbeit am heutigen Tag sie ein wenig vom unnützen Grübeln abhalten. Schon machte sich die Vorfreude auf die kommende Nacht in ihr breit. In Njals Armen liegen, seine Hände, seinen Mund auf ihrer Haut spüren, und danach … danach hatten sie noch reichlich Zeit, um über ihre Lage nachzusinnen.
    »Wem willst du das bringen, Rothaar?«
    Sie sah auf. Ihr Herz hatte vor Schreck einen Schlag ausgesetzt. Thorir schlenderte in die Küche. Sein Gesicht war noch vom Schlaf gezeichnet. Es wirkte aufgedunsen, als habe er am Abend zu heftig dem Ale zugesprochen. Wahrscheinlich hatte ihn auch nur die Lust nach weiterem Ale in die Küche verschlagen, kaum dass er erwacht war. Mit zwei Fingern rieb er sich die Augen.
    »Eurem Bruder«, erwiderte sie.
    »Wahrlich eine fürstliche Mahlzeit«, spottete er und trat näher. »Du hättest mich um Erlaubnis bitten sollen.«
    »Aber warum? Soll er denn hungern?«
    »Nicht so aufmüpfig! Sklaven haben sich mit Getreidebrei zu begnügen. Oder mit dem, was von den Tischen der Freien fällt – natürlich nur, wenn die Schweine es nicht wollen.«
    Sie konnte sein widerwärtiges Gerede nicht länger ertragen. Ehe sie es sich versah, hatte sie den Becher in die Höhe gestoßen. Das Ale spritzte in Thorirs Gesicht.
    Verblüfft riss er Mund und Augen auf und fuhr sich durch den triefenden Bart. Seine Mundwinkel hoben sich, als wolle er seine Achtung mit einem Lachen zurückgewinnen. Doch plötzlich schoss seine Hand an Caitlíns Hals. Wütend schüttelte er sie, dass ihr Hören und Sehen verging. Vergeblich versuchte sie sich aus seinem Griff zu befreien; sie bekam kaum noch Luft. Als er sie losließ, wankte sie und stürzte.
    Sie dachte noch, dass man nicht fallen dürfe, wenn ein wildes Tier vor einem stand. Da war er schon über ihr. Seine Hand fuhr an den Ausschnitt ihres Kleides und riss es entzwei. Auch das Unterkleid darunter hielt seinem Angriff nicht stand. Seine andere Hand presste sich auf ihren Mund, damit sie nicht schrie. Als sie in seine Finger biss, antwortete er mit einer schmerzhaften Ohrfeige. Derart benommen ließ sie geschehen, dass er ihre Brüste entblößte und grob zugriff.
    Warum half ihr niemand? Edana? Sie würde sich hüten. Álfdis? Die würde sich vielleicht sogar daran ergötzen.
    Mit seinem ganzen Gewicht warf Thorir sich auf sie, zerrte ihre Kleidsäume

Weitere Kostenlose Bücher