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Der schwarze Wikinger: Roman (German Edition)

Der schwarze Wikinger: Roman (German Edition)

Titel: Der schwarze Wikinger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shirley Waters
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hoch und wuchtete das Knie zwischen ihre Schenkel, um sie zu spreizen. Sie zwang sich, die bleischweren Arme zu heben und ihm Widerstand zu leisten. Mit Mühe ballte sie die Fäuste und schlug um sich. Doch sie war zu schwach; ihre Schläge blieben ohne Wirkung. Mühelos drückte er sie mit dem Unterarm nieder, während er mit der freien Hand die Verschnürung seiner Hose löste und sie sich über das Gesäß streifte.
    »Dafür war es längst Zeit, du irische Hexe.« Er grinste genüsslich. »Das hätte ich schon im Kloster tun sollen, aber …«
    Ein Schlag ertönte. Thorirs Leib bäumte sich auf. Er starrte an die Decke, bis nur noch das Weiße seiner Augen zu sehen war, dann sackte er über Caitlín zusammen.
    »In der Tat war es längst an der Zeit«, sagte Njal. »Irgendwie hatte ich es im Gefühl, dass es jetzt passieren würde.«
    Er warf die Reste des Brottopfes, den er auf Thorirs Kopf zerschlagen hatte, beiseite, packte seinen Bruder an der Schulter und riss ihn von ihr herunter. Dumpf schlug der schlaffe Körper auf dem fettigen Steinboden auf. Rücklings und alle viere von sich gestreckt, lag er da wie schlafend.
    Ohne den Blick von ihm zu nehmen, griff Njal nach einem herumliegenden Messer, an dem noch Gemüsereste hingen. Die Klinge, mit der er auf Thorir deutete, zitterte vor Wut.
    Bring ihn um , dachte Caitlín. In ihrem Kopf drehte sich alles; ihre Glieder schmerzten, und sie war nicht imstande, die Worte auszusprechen, dabei hätte sie sie schreien wollen.
    Njal sackte auf die Knie. Er hockte sich auf Thorirs Brust und legte das Messer an seine Kehle.
    Sein Atem ging schwer und stoßweise.
    »Nein«, murmelte er, als hätte er Caitlíns Gedanken gehört, und stemmte sich wieder hoch. »Ich bin kein Brudermörder.«
    Er rammte das Messer in das Holz des Arbeitstisches, ging zu dem Fass mit dem Ale und schüttete es über Thorir aus, der prustend strampelte.
    »Wenn du ihn nicht tötest, wird er dich töten«, sagte Caitlín düster.
    »Geh, meyja .« Er winkte sie hinaus, und sie gehorchte. Über die Schulter blickte sie zurück – Thorir hatte sich aufgesetzt und rieb sich den Hinterkopf. Noch schien er nicht begriffen zu haben, was ihm geschehen war. Aber schon stahl sich der Ausdruck des Begreifens in seine Augen. Und die Freude auf die bevorstehende Rache.

17.
    E r lauschte, ob Caitlín wirklich fort war. Ihr traute er zu, sich hinter dem Vorhang zur Halle zu verstecken. Doch es war Edana, die ihren stacheligen Kopf hindurchsteckte und große Augen machte. »Geh nur wieder, Edana«, sagte er. »Mit deinem Ziemer wird sich mein Bruder gewiss nicht zufriedengeben, um meine Tat zu vergelten.«
    Edana machte einen Satz zur Seite – Álfdis trat ein, angelockt von dem Tumult.
    Sie trat zu dem am Boden sitzenden Sohn.
    »Er hat mich niedergeschlagen, Mutter.« Thorir legte die Wange an ihren Bauch, als wolle er das erhitzte Gesicht an ihr kühlen. Kurz strich sie ihm über den zerzausten Schopf.
    »Steh auf. Bei Hel, steh auf!«
    »Wo ist Vater? Er soll davon erfahren.«
    »Der Herse liegt im Bett und ist nicht fähig, die Treppe herunterzukommen. Er muss nicht wissen, wie du Njal bestrafen wirst.«
    Sie wandte sich um und sagte zu Edana gewandt: »Das Rothaar soll seiner Pflicht nachkommen und Eirik seinen Trank bringen, sonst lasse ich es in Yddal verkaufen.«
    Njal hoffte, dass Caitlín nicht gelauscht hatte. Auf dem Sklavenmarkt zu landen dürfte verlockender klingen, als weiterhin Álfdis’ Nähe aushalten zu müssen.
    Sie rauschte hinaus.
    »Gib mir deinen Ziemer«, befahl Thorir der Sklavenaufseherin. Fahrig nestelte Edana unter ihrer Schürze, den entsetzten Blick immer noch auf Njal gerichtet. Endlich hatte sie es geschafft, den Ochsenziemer zu lösen, und gab ihn Thorir.
    »Zieh das Hemd aus, Bruder«, sagte er rau.
    Njal gehorchte. Er zeigte Gelassenheit, denn Thorir sollte nicht glauben, ihn reue seine Tat. Er streifte seinen Haarstrang nach vorn und kehrte ihm furchtlos den blanken Rücken zu. Das Warten, bis Thorir zuschlug, war indes unangenehm.
    »Nein«, sagte Thorir plötzlich. »So einfach werde ich es dir nicht machen. Warte hier.«
    Njal hörte die Peitsche auf den Boden fallen und Thorir die Halle verlassen. Er atmete durch, als er wieder allein war.
    Flucht .
    Er rollte das Wort in Gedanken hin und her. Nein. Das war unmöglich. Sif war seinem Gewissen anvertraut, genauso wie Caitlín. Er wusste zwar nicht, wie er als Sklave verhindern sollte, dass beide Frauen unter Thorir

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