Der schwarze Wikinger: Roman (German Edition)
befeuern, Fleisch zu würzen, Grütze anzurühren und den Teig für Honigkuchen zu kneten. Es würde Abend werden, bis sich der Besuch die Bäuche füllen konnte.
Caitlín lief der Schweiß in Bächen am Leib hinab. Ihre Füße schmerzten, und ihre Arme waren schwer vom Schleppen der Krüge und Trinkhörner, Schüsseln und hölzernen Tabletts. Längst hatte sich das Band gelöst, mit dem sie ihre Haare zu bändigen versucht hatte. Feucht hingen ihr die Locken in die Stirn und über ihre Schultern und luden die Männer zum Zufassen ein. Ihr war es fast gleich, solange sie niemand auf seinen Schoß zog. Manchmal setzte sie sich mit Ellbogen und Füßen zur Wehr und erntete dafür anerkennendes Gelächter.
Njal hatte sich nicht blicken lassen; dafür zechte Thorir fleißig mit den Gästen. Caitlín war froh um seine Anwesenheit – so war er immerhin nicht in Njals Nähe. Sie machte einen großen Bogen um Thorir, kam jedoch nicht umhin, ihm des Öfteren zu begegnen. Und er ließ sie nicht aus den Augen. Sein Blick, mit dem er sie gelegentlich ansah, war ihr unheimlich.
»Du arbeitest heute für drei«, raunte ihr der Herse anerkennend zu, als sie sein Horn nachfüllte. »Hier, das hast du dir verdient.«
Vor den Augen aller streifte er ihr eine Goldkette fremdländischer Machart über den Kopf und nestelte umständlich ihr Haar darunter hervor. Die Männer, die es sahen, pfiffen.
»Den Sklavinnen geht es wirklich gut bei dir, Eirik Grímisson.« Gollnir, der ihm am nächsten saß, hob sein Trinkhorn. Etwas an seiner Stimme ließ Caitlín vermuten, dass er dies zum Anlass nehmen würde, endlich auf den Grund seines Besuchs einzugehen. »Du hattest schon immer ein Herz für Sklaven, nicht wahr?«
Verwirrt runzelte Eirik die Stirn. »Dass man mir jemals so etwas nachsagen könnte, hätte ich nicht für möglich gehalten, aber wahrscheinlich hast du recht, und ich sollte strenger mit ihnen sein. Nicht dass mein Ruf als unerbittlicher Wolf noch unter meiner Gutmütigkeit leidet.«
Er hob sein Horn und trank, dass ihm der Schaum in den Bartzopf rann. Auch Gollnir trank, musterte aber über den Rand seines Horns hinweg seinen Gastgeber. Caitlín bemerkte, dass Sif, die weiter hinten bei den Frauen saß, unruhig hin und her rutschte, wobei sie die Hände als Stütze benutzte.
Sie ist eine freie Frau , dachte Caitlín, und doch auf eine andere Art gefangen als ich. Sie könnte nicht einmal weglaufen, würde ihr Vater sie Thorir zur Frau geben.
Ihre Blicke trafen sich, und Sif lächelte ihr wehmütig zu.
Ich sollte froh sein, wenn das alles vorüber ist. Sif wird Thorir gehören, Njal wird sich darüber aufregen, aber somit keinen Grund mehr haben, hierzubleiben.
Doch tief in ihrem Innern wusste Caitlín, dass Njal selbst dann nicht gehen würde. Er würde alles tun, seinem Bruder Sif wieder zu entreißen. Und sie selbst – sie selbst verabscheute den Gedanken, eine verzweifelte Sif in der Gewalt dieses Scheusals zurückzulassen.
Es wurde still in der Halle, als sich Gollnir erhob. Wie stets hatte der Besuch die Waffen am Eingang abgestellt. Dennoch wirkte seine Geste, mit er die leere Schwertschlaufe an seinem Gürtel berührte, bedrohlich. Er stand vor dem erhöhten Thronstuhl seines Herrn.
»Eirik Grímisson«, hob Gollnir mit rauer Stimme an. »Vor langer Zeit sind wir übereingekommen, dass dein Sohn Njal meine Tochter Sif zur Frau nehmen wird. Er hat ihr das Leben gerettet – es schien, als wäre es der Wille der Götter. Damals hätte ich es gern gesehen, dass du den Sohn deiner Hauptfrau für Sif wählst, war aber dennoch zufrieden.«
»Ich weiß«, erwiderte Eirik lauernd.
»Sif wuchs zur schönsten Frau der Gegend heran, und Thorir schien seinen Bruder zu beneiden.«
Eirik nickte langsam.
»Es ist mir zu Ohren gekommen, was zwischen deinen Söhnen vorgefallen ist. Wenige Tage nach dem Thing erfuhr ich, dass Thorir seinen eigenen Bruder versklavt hatte.«
»Kein Ruhmesblatt für mein Haus, in der Tat.«
»Ich wartete ab, hoffte, dass er von allein zur Besinnung käme, doch die Wochen gingen ins Land, und nichts geschah. Auch du hast leider nichts unternommen.«
Eirik strich sich über die Stirn. Er war zu krank gewesen, um in den Streit einzugreifen. »Er hatte das Recht dazu«, sagte er nur.
»Ja, das hatte er. Aber Sif …«
»Sif kann keinem Sklaven gegeben werden, das willst du doch sagen? Und natürlich hast du recht. Thorir …«
Thorir unterbrach seinen Vater, indem er sich vor Gollnir
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