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Der schwarze Wikinger: Roman (German Edition)

Der schwarze Wikinger: Roman (German Edition)

Titel: Der schwarze Wikinger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shirley Waters
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Kammer vielleicht? Seit Wochen haust du hier im Pferdestall …«
    »Ich habe auch früher gern im Heu geschlafen. Und bei den Pferden ist es ja doch angenehmer als bei den Schweinen. Denen soll weiterhin die Äbtissin Gesellschaft leisten. Und wo sollte ich sonst hin? Ich bin froh, dass es inzwischen warm genug ist, um auch einmal auf dem Bauplatz zu nächtigen. Um nichts in der Welt werde ich mich in der großen Halle zu den anderen Sklaven auf den Boden legen.«
    Sie zögerte. »Aber so kann es doch nicht ewig bleiben.«
    »Das wird es auch nicht. Irgendetwas wird geschehen. Und zwar bald.«
    Ihr schauderte bei diesen Worten. Was immer seine – und ihre – Lage änderte, es würde ein Kampf oder etwas ähnlich Schlimmes sein.
    »Njal, Liebster, ich wünschte, wir könnten gemeinsam in der Hütte in der Nähe vom Farbauti leben. Du erinnerst dich an sie?«
    »Dort ist’s auch nicht anders als hier.«
    »Wir wären immerhin ungestört …« Sie kroch halb auf ihn und ließ sich von seinen kräftigen Armen umschlingen. Sich ihm hinzugeben war in der Tat nur möglich, wenn es Nacht war und sie nicht mehr befürchten mussten, dass jemand in den Stall platzte. Und die Nächte wurden zusehends heller und kürzer.
    »Dir spukt doch irgendetwas im Kopf herum, meyja .«
    Heilige Brigida, er hatte ja so recht! Sie konnte nicht verhindern, dass sie laut auflachte.
    »Und jetzt strahlst du auch noch über das ganze schöne Gesicht. Deine Sommersprossen vermehren sich übrigens wie Mücken im Sommer, wusstest du das?«
    »Wie Mücken?« Sie rieb sich über das Gesicht. »Sei lieber still, wenn ich dir verraten soll, was mich beschäftigt.«
    Stirnrunzelnd schwieg er, während sie tief einatmete.
    Einen Augenblick nur innehalten. Genießen, wie er neugierig wartete, was sie zu sagen hatte. Sie leckte sich über die Lippen …
    »Halt, ich weiß es«, sagte er. »Du bekommst ein Kind.«
    »Du – du weißt es?« Bis vor Kurzem hatte sie es selbst noch nicht recht glauben wollen. Erst seit ihre Monatsblutung ein zweites Mal ausgeblieben war, war sie überzeugt.
    »Dieser Gedanke kam eben so über mich. Meyja , das ist ja …«
    »Ich weiß, es ist furchtbar!« Ruckartig richtete sie sich auf ihm sitzend auf und schlug sich die Hände vor das Gesicht. »Das Kind wird in der Sklaverei geboren werden; vom ersten Tag seines Lebens wird es verachtet werden! Wo soll es denn großgezogen werden? Etwa hier im Stall?«
    Auch Njal setzte sich auf und schloss sie in die Arme. Doch selbst seine Berührung konnte nicht verhindern, dass sie sich fühlte wie ein Stück Treibholz im Sturm. Ihr Schluchzen schüttelte ihren ganzen Körper.
    »Ich habe schon öfter beobachtet, dass schwangere Frauen in einem Moment lachen und im nächsten weinen. Ich werde jetzt einfach abwarten, bis du wieder fröhlich bist.«
    Sie zog die Hände herunter und starrte ihn verblüfft an. Das Gelächter, das sie tatsächlich in ihrer Kehle aufsteigen spürte, war nicht mehr zu unterdrücken, sosehr sie es auch versuchte. Ihre Gefühlsschwankungen waren ihr peinlich, doch schließlich lachte sie mit ihm wie zuvor.
    »Freust du dich?«
    »Wie ein Vater, dem eine weise Frau sagt, dass sein Kind ein großer Held werden wird.«
    »Und wenn es ein Bauer wird?«
    »Auch dann. Jedenfalls verspreche ich dir, meyja , egal ob Held oder Bauer, ob Sohn oder Tochter, unser Kind wird kein Sklave sein. Es wird als freier Mensch aufwachsen. Das schwöre ich bei Thor.«
    »Danke.« Sie schmiegte die Wange an seiner Schulter. Wie er diesen Schwur erfüllen wollte, war ihr rätselhaft. Andererseits wusste sie, dass es keinen besseren Mann gab, um einen solchen Schwur zu tun.
    Sie spürte, wie er erstarrte, als Schritte sich durchs Stroh näherten. Hastig warf sie einen Blick über die Schulter, konnte jedoch niemanden erkennen. Die Wände der Boxen versperrten ihr die Sicht. Wer immer in den Stall gekommen war, begann ein fröhliches Lied zu pfeifen, während er sein Pferd sattelte und wieder hinausführte, und Njal entspannte sich.
    »Lass uns fliehen«, murmelte sie an seiner Schulter.
    »Ich fliehe nicht, und das weißt du auch.«
    »Ja …« Ihr entrang sich ein langer, entsagungsvoller Seufzer. »Wegen Sif.« Ihre Lippen wanderten an seinem Hals hinab und liebkosten seine Brust. »Das Kreuz, das du ihr geschenkt hast, war es von deiner Mutter?«
    »Ja.«
    »Wie kam es, dass sie es behalten konnte, um es dir zu vermachen? Sie war schließlich auch nur eine Sklavin …«
    »Du

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