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Der schwarze Wikinger: Roman (German Edition)

Der schwarze Wikinger: Roman (German Edition)

Titel: Der schwarze Wikinger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shirley Waters
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kennst doch meinen Vater. Auch dich belohnt er mit Münzen und Schmuck. Er liebte meine Mutter, daher ließ er ihr den Schmuck. Später hat er mir erzählt, dass sie ihm stets im Ohr lag wegen ihres Glaubens. Und weißt du, wie er sie zum Schweigen brachte? Indem er ihr sagte, sie sei feurig wie die Sünde. Seitdem er damit begann, behelligte sie ihn nicht mehr mit dem Christentum.«
    Zu gern hätte Caitlín Njals feurige Mutter gesehen. Ob sie auch so voller Stolz gewesen war und die schwarzen Haare zurückgeworfen hatte, wenn sie durchs Dorf gelaufen war? Oder hatte sie täglich auf der Brustwehr gestanden, sich durchs Tor gestohlen und an der Klippe den Schiffen beim Ablegen zugesehen, während die Sehnsucht nach der fernen, warmen Heimat ihr das Herz schwer gemacht hatte?
    Oder war sie vielleicht sogar glücklich gewesen, bei Eirik zu sein?
    Njal stemmte sich hoch und zog Caitlín mit auf die Füße. »Es wird Zeit für mich. Die Arbeit wartet.«
    »Wie mag Sifs Vater es wohl aufgenommen haben, dass aus ihrer Heirat mit dir nichts wird? Ich habe nichts darüber gehört, aber er muss es doch längst wissen, nicht wahr?«
    Njal zuckte nur mit den Achseln.
    Erneut stürmte jemand in den Stall – und hielt geradewegs auf Njördrs Box zu. »Herr, ich will nicht stören!«, rief Patrick und blickte zur Seite, als stünden Njal und Caitlín entblößt im Stroh. »Aber Gollnir reitet soeben ins Dorf ein! Auch Dyrí und die schöne Sif sind dabei.«
    »Also wirst du gleich deine Antwort erhalten, Caitlín«, sagte Njal düster.

21.
    N jal trat zwar aus dem Stall, machte aber nicht wie die anderen Thrymheimer Anstalten, zum Tor zu laufen, um der Ankunft des Bonden zuzusehen. Zehn gut gerüstete Reiter zogen auf prächtigen Pferden ein – Gollnir zeigte stolz seinen Reichtum. An seiner Seite ritt sein Sohn Dyrí, und hinter ihm folgte Sif, bewacht von einem Gefolgsmann. Alle starrten grimmig geradeaus, nur Sif blickte sich suchend um, konnte aber Njal in dem Gewühl nicht ausmachen.
    Caitlín berührte seinen Arm. »Willst du nicht zu ihr gehen?«
    Schroff schüttelte er den Kopf. »Nein. Es ist nicht nötig, mich ihnen jetzt zu zeigen. Aber ich will abwarten, wer sie ins Haus trägt. Ich hoffe, es wird Dyrí sein. Sollte Thorir es tun wollen, werde ich einschreiten müssen.«
    Aber es war tatsächlich Dyrí, der neben Sifs Fjordstute trat und die Arme hob, in die Sif sich hineingleiten ließ. Auf muskulösen Armen trug er seine Schwester hinter seinem Vater ins Haus. In ihrer Miene stand Enttäuschung, dass Njal nicht gekommen war.
    Njals Gesicht war finster, als er sich durch die Menge schob, um zum Tor zu gelangen. Caitlín verzichtete auf einen weiteren Versuch, ihn umzustimmen. Bei der Arbeit an seinem Schiff war er wohl am besten aufgehoben.
    »Wo bleibst du denn?«, rief Edana, als Caitlín mit der Menschenmenge die Halle betrat. Der Köchin schienen die Distelhaare vor Entsetzen zu Berge zu stehen. »Ich weiß nicht, wo mir der Kopf steht! Niemand hat den Besuch angekündigt; nichts ist vorbereitet. Die Küchensklavinnen treiben sich sonst wo herum, dafür drängeln schon die Suttunger vor dem Alebottich. Aber der ist fast leer!«
    Caitlín folgte der aufgeregten Edana in die Küche. Tatsächlich machten sich drei groß gewachsene Nordmänner an einem Fass zu schaffen, und eine eingeschüchterte Sklavin schöpfte ungeschickt die Reste in Trinkhörner. »Der Ritt hat durstig gemacht!«, beklagte sich ein Mann. »Und wo sind die schönen Frauen vom letzten Mal abgeblieben?«
    »Hier ist doch die rothaarige Sklavin!« Eine Pranke legte sich schwer auf Caitlíns Schulter. »Jetzt wird alles gut.«
    Die Männer grölten und verschlangen sie mit gierigen Blicken. Caitlín deutete auf die Falltür im Boden: »Wenn ihr nicht nur herumstehen, sondern auch mitanfassen würdet, so könntet ihr sogleich euren Durst löschen. Dort unten steht ein frisches Fass.«
    »Und ob wir anzufassen verstehen«, brummte ein Mann mit hellrotem Kraushaar, in dem sein Gesicht fast gänzlich verschwand. Es war nur allzu deutlich, was er damit meinte. Caitlín seufzte ungeduldig. In ihrer ersten Zeit im Nordland hätten solche Kerle sie in Angst und Schrecken versetzt. Jetzt, so stellte sie fest, war ihr Geprahle nicht viel schlimmer als das Bellen aufgeregter Hunde. Gehorsam stiefelten die Männer in den Keller hinab, während Caitlín sich mit den nacheinander eintreffenden und von Edana ausgescholtenen Sklavinnen daranmachte, den Herd zu

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