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Der schwarze Wikinger: Roman (German Edition)

Der schwarze Wikinger: Roman (German Edition)

Titel: Der schwarze Wikinger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shirley Waters
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aufbaute, der, obschon nicht eben klein, zu ihm aufsehen musste. »Die schöne Sif muss sich um ihre Zukunft keine Sorgen machen«, sagte er mit einem Lächeln, das seine Augen nicht erreichte. »Sie ist mir als Eheweib willkommen, und keine andere als sie wird den Platz der Hauptfrau einnehmen, darauf gebe ich mein Wort.«
    Gollnir sah von einem zum anderen. »Dein Angebot ehrt mich, Thorir Eiriksson«, erwiderte er zögernd, »aber das ist es nicht, was ich sagen wollte. Njal mag jetzt ein Sklave sein, doch sein Zustand scheint mir nur eine Art Laune der Götter zu sein. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass du dieses Spiel mit ihm endlos treiben wirst, bis ihr beide alt und grau seid. Wie auch immer, es gibt keinen besseren Mann als ihn für meine Tochter, und sie ist bereit, auf ihn zu warten. Genauso wie ich.«
    »Keinen … keinen besseren Mann als ihn?« Ein Ruck ging durch Thorir. Entsetzt starrte er Gollnir an. »Weißt du, was du da sagst?«
    »Es gibt keinen besseren – für meine Tochter, sagte ich.«
    »Aber das ist eine Beleidigung!«
    »Du verstehst mich falsch, Thorir.«
    »Nein, ich habe genug verstanden.« Abrupt wandte sich Thorir ab und stapfte durch die Halle hinaus. Jeder beeilte sich, ihm aus dem Weg zu gehen. Auch Sif duckte sich und raffte eine neben sich liegende Felldecke bis zum Hals, doch er beachtete sie nicht.
    »Eher lasse ich sie ins Kloster gehen, als dass du sie kriegst«, murmelte Gollnir deutlich hörbar in seinen Bart.
    Dieses Mal fiel das Gastmahl für Gollnir und seine Kinder und Begleiter gesitteter aus, wenn auch nicht weniger üppig. Caitlín ging den Küchensklavinnen zur Hand, fühlte sich aber wie eine gefangene Stute, die nichts als die Freiheit wollte. Wo steckte Njal nur? Er musste erfahren, was Gollnir gesagt hatte. Auch Sif wirkte nervös. Während die Männer sich die Köpfe heißredeten, saß sie abseits, starrte zum Eingang und knetete die Finger. Schließlich hielt Caitlín es nicht mehr aus. Sie trug den geleerten Krug, mit dem sie die Trinkhörner am großen Tisch nachgefüllt hatte, zurück in die Küche, doch statt für weiteren Nachschub an Ale zu sorgen, stahl sie sich in Sifs Richtung. Auch Patrick hockte in der Nähe und wischte sich mit dem Ärmel die schweißfeuchte Stirn. Stunde um Stunde hatte er singen und Geschichten erzählen müssen. Caitlín zupfte ihn am Ärmel.
    »Njal wartet bestimmt draußen in der Nähe. Jemand muss Sif hinaustragen.«
    »Aber Herrin Caitlín, damit meint Ihr doch nicht etwa mich?«
    »Für mich ist sie zu schwer.«
    »Auch ich bin nichts Schwereres als meine Harfe gewohnt … Und man wird wohl kaum tatenlos zusehen, wie ich mir die Herrin Sif schnappe und sie hinaustrage.«
    »Die Männer sind mit sich selbst beschäftigt. Nun komm schon!«
    Er konnte es ihr nicht abschlagen. Während er die zechenden Nordmänner nicht aus den Augen ließ, hob er Sif auf seine dünnen Arme und trug sie wackligen Schrittes ins Freie. Caitlín holte ihren Otternfellumhang, schlang ihn sich um die Schultern und folgte.
    Allein die Tatsache, dass ein anderer Mann Sif trug, müsste Njal anlocken, so dachte sie.
    Doch er erschien nicht.
    »Es ist doch schon Nacht!«, rief sie ungeduldig. »Was hat er so lange beim Schiff zu tun, dass ihn nicht einmal die Dunkelheit von dort weglockt?«
    »Er liebt Schiffe«, sagte Sif. »Und während er arbeitet, kann er vergessen …«
    »Soll ich Euch wieder hineintragen?«, fragte Patrick mit ächzender Stimme.
    »Trag mich dort zu den umgelegten Baumstämmen«, bat Sif. Es war der Platz für die Kampfesübungen der jungen Männer, unweit der grässlichen Strafpfähle. Als sie saß, ordnete Sif ihren Umhang und winkte Caitlín herbei.
    »Danke, dass du dafür gesorgt hast, dass ich hier draußen sitzen kann. Drinnen ist es mir zu laut und zu stickig, wenn die Männer miteinander trinken. Außerdem verhalten sie sich dann immer so zügellos, feiern ihre Götter und schmähen den einen wahren Gott. Ich mag das alles nicht hören.«
    Caitlín setzte sich an ihre Seite. Patrick zog sich außer Hörweite zurück, schlenderte aber in der Nähe herum. Njals Auftrag, auf sie aufzupassen, hatte er nicht vergessen, doch jetzt musste er auch noch auf Sif achten. Sif zog aus dem Ausschnitt ihres Kleides den Kreuzanhänger und befingerte ihn versonnen.
    »Sollen wir vielleicht zum Strand reiten?«, schlug Caitlín vor. »Euch wird man durchs Tor lassen, und wenn ich hinter Euch aufsitze, werden die

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