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Der Schwefelfluss

Der Schwefelfluss

Titel: Der Schwefelfluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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schüttelte sich und wurde langsamer. Schließlich blieb es stehen, im Schatten der letzten Bäume vor einer künstlich angelegten Lichtung.
    Eine kleine, windschiefe Kate, ängstlich hineingeduckt zwischen hoch aufragenden Baumriesen, war das erste, was Mythor auffiel. Rauch kräuselte sich aus einem gemauerten Kamin in den wolkenlosen Himmel, und Licht schien hinter den geschlossenen Läden zu brennen. Aber als der Krieger genauer hinsah, war es erloschen.
    Spuren im Schnee rings um die Hütte, die sich auf der anderen Seite bis in den Wald hineinzogen, zeugten davon, dass hier jemand lebte.
    Durch das ungewöhnliche Verhalten seiner Tiere gewarnt, rüstete Mythor sich mit Schwert und Helm und schlich näher. Vielleicht fand er eine Bleibe bis zum Morgengrauen, wenn ihn nicht Schlimmes erwartete. Hark jedenfalls zögerte, und auch Pandor ließ eine deutliche Unruhe erkennen.
    In diesem Augenblick war Mythor wieder ganz der Krieger, dem das Schwert in der Hand Zuversicht verlieh. Durch die Bäume ging ein Rauschen, als der Wind auffrischte. Irgendwo schwang quietschend ein Fensterladen in seinem Scharnier und schlug dumpf dröhnend gegen das Holz der Hütte.
    Etliche Baumstümpfe gaben Mythor Deckung. Zehn Schritt war er noch von der Kate entfernt, als er eine flüchtige Bewegung wahrnahm - ein Tier, ein Mensch oder etwas gänzlich anderes?
    Er verharrte. Und wirklich, nach einer Weile zeigte es sich wieder.
    Was immer es sein mochte, es besaß menschliche Gestalt, wenngleich es unwahrscheinlich dürr war, dafür aber gut sieben Fuß maß. Weite Gewänder hüllten es ein, die aussahen, als wären sie aus allen möglichen Fetzen zusammengesetzt worden.
    Mehr konnte Mythor nicht erkennen, denn das Wesen verschwand so schnell, wie es erschienen war.
    Nicht einmal einen Herzschlag später klatschte neben ihm etwas in den Schnee. Er brauchte nur die Hand auszustrecken, um es aufzuheben.
    Ein faustgroßer Stein mit vielen scharf geschliffenen Kanten! Zweifellos geeignet, erhebliche Verletzungen hervorzurufen, wenn er mit großer Wucht traf.
    Während er den Fund noch betrachtete, verspürte Mythor einen entsetzlichen Schlag gegen die Schläfe, der ihn in den Schnee warf. Instinktiv fuhr seine Hand hoch, aber er fühlte kein Blut. Dieser zweite Stein hätte ihn töten können, so gut war er gezielt gewesen, und der Sohn des Kometen wusste nicht einmal zu sagen, woher der Wurf gekommen war. Er hatte es nur dem Helm der Gerechten zu verdanken, dass er nicht mehr als eine leichte Benommenheit verspürte, die schnell wieder von ihm wich.
    Wolfsgeheul ließ ihn herumfahren. Unmittelbar hinter ihm stand eine zweite Gestalt, kleiner im Wuchs, aber genauso gekleidet wie das Wesen, das er an der Hütte gesehen hatte. Sie wirbelte etwas durch die Luft, was wie ein schmaler Lederstreifen mit einem verdickten Ende aussah.
    Während Mythor sich fallen ließ, fühlte er einen faustgroßen Brocken unmittelbar an seinem Kopf vorbeizischen. Nur den Bruchteil eines Augenblicks später, und der geschleuderte Stein hätte ihm das Gesicht zerschmettert.
    Der Bitterwolf huschte heran und stürzte sich auf den Angreifer, der verzweifelt aufschrie.
    *
    Auf die Dauer wirkte das Geräusch der Pumpen zermürbend. Keinesfalls war es dazu angetan, große Hoffnungen zu wecken, was ein Entkommen aus dem Verlies betraf. Kein Sonnenstrahl konnte in diese Tiefe vordringen, nur das monotone Rauschen des Wassers, wenn eine der Zellen geflutet wurde. Grausig klangen die Schreie Sterbender, bevor sie von einem Augenblick zum anderen abbrachen. Die starke Strömung der Lorana mit ihren tückischen Strudeln und Tiefen ließ niemanden davonkommen.
    Unbeherrscht schlug Duprel Selamy auf den Amboss ein, um sich abzulenken. Er wollte es nicht hören und schon gar nicht daran denken. Er war ein Narr gewesen, den Versprechungen zu glauben. Und doch fertigte er die Rüstung an, wie Vassander es wünschte. Das Ergebnis würde selbst den Goldharnisch des L'umeyn noch übertreffen, nicht nur von der Genauigkeit der Schmiedearbeiten her. Es würde ein wirklich einmaliges Werk bleiben, denn Duprel Selamy war überzeugt davon, dass ihn nach getaner Arbeit keine klingende Münze erwartete. Vielmehr würde er auf dem Grund des Flusses verwesen, den Fischen zum Fraß. Deshalb hatte der Erzmagier auf absoluter Geheimhaltung bestanden. So konnte er den Schmied jederzeit zum Schweigen bringen, ohne lästige Fragen befürchten zu müssen.
    »Ein Harnisch für den Feldzug gegen die

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