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Der Schwefelfluss

Der Schwefelfluss

Titel: Der Schwefelfluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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Caer...« Duprel lachte. Immer häufiger ertappte er sich dabei, dass er mit sich selbst redete. Aber nur so ließ sich die Einsamkeit auf die Dauer ertragen, obwohl jeder Tag angefüllt war mit anstrengender Arbeit, die alles forderte, was Auge und Arm zu leisten vermochten.
    Ein Kettenglied formte sich unter der Wucht seiner Hammerschläge. Der Meister wusste nicht, ob es Tag war oder Nacht, denn er hatte es aufgegeben, die Tage zu zählen. Das Ende würde ohnehin schneller kommen, als er glaubte. Was spielte es da noch für eine Rolle, ob oben die Sonne schien oder der Vollmond am nächtlichen Himmel stand? Die Tage des Duprel Selamy waren erfüllt vom flackernden Schein der Fackeln, von der blendenden Glut in der Esse und dem immer gleichen Klang der Werkzeuge.
    Man wusste wohl in Ugalos von dem Flussgefängnis auf dem Grund der Lorana, aber niemand hatte je erfahren, wo es lag und an welcher Stelle sich der Zugang befand. Kaum einer war je von dort zurückgekehrt. Auch Meister Duprel hätte keine Auskunft geben können, denn seine Augen waren verbunden gewesen, als er durch lange Gänge eines der Verliese betreten hatte.
    Die Rüstung ging ihrer Vollendung entgegen. Der Schmied konnte zu Recht stolz auf sein Werk sein, das nicht plump wirkte und klobig, sondern leicht und geschmeidiger noch als ein Kettenhemd.
    »Ein magischer Harnisch!« Duprel Selamy sagte es im Widerstreit der Gefühle. Der Erzmagier hatte jedes Teilstück beschworen, in einem langwierigen Ritual, mit dem er dem Eisen ein unwirkliches Leben einhauchte. Die Rüstung sollte Bestand haben gegen die Zauberkräfte der Caer-Priester und ihnen die Kräfte der Weißen Magie entgegenwerfen.
    Ein Geräusch an der Tür ließ den Schmied einhalten. Die schweren Riegel wurden zurückgeschoben, die ihn daran hinderten, den Raum zu verlassen.
    »Dein Essen, Duprel.«
    Der Mann, der ihm die Schüssel mit dampfendem Fleisch brachte, war nicht sehr gesprächig. Schon mehrmals hatte der Schmied versucht, eine Unterhaltung anzuknüpfen, war aber stets barsch zurückgewiesen worden.
    »Sag deinem Herrn, dass der Harnisch heute noch fertig wird!« sagte Selamy. Er war erstaunt, dass die Wache nicht, wie sie es stets getan hatte, sofort wieder ging, sondern sogar einige Schritte auf ihn zukam.
    »Vassander weiß es. Er wird bald hier sein.«
    Der Schmied horchte auf. Lag da wirklich ein Ausdruck des Bedauerns in der Stimme?
    »Ich werde endlich die Sonne wiedersehen. Wie viele Tage sind vergangen, seit man mich hierherbrachte?«
    Die Wache lachte. Da war kein Mitleid, wie es eben noch schien, sondern eine eisige Kälte, bar jeglichen Gefühls. »Du wirst sterben, Duprel. Bereite dich schon darauf vor und genieße dein letztes Mahl.«
    Damit wandte der Mann sich ab, doch der Schmied rief ihm hinterher, bevor er die Tür wieder schließen konnte: »Habe ich nicht alles getan, was der Erzmagier von mir verlangte? Weshalb will er mich töten?«
    »Wenn du es nicht weißt. Aber lass dir sagen, dass du nach dem letzten Hammerschlag ertrinken sollst. Bald wird kein Hahn mehr nach dir krähen, und dein Leichnam bleibt für alle Zeiten im Fluss verborgen.«
    Dröhnend fiel die eisenbeschlagene Tür zu, und Duprel Selamy war wieder allein. Allein mit seinen Befürchtungen und der Bestätigung, dass dem wirklich so war. Doch er hatte vorgesorgt.
    Mit Eifer und Verbissenheit machte er sich daran, die Arbeiten an der Rüstung zu beenden. Nur ein Verschlussteil passte nicht; er schien es nicht zu bemerken.
    *
    Mit aller Kraft trat Graf Corian zu und rammte seine Füße in den Unterleib des über ihm stehenden Laffeur, dessen eben noch triumphierendes Lachen zur schmerzverzerrten Grimasse wurde. Der Bruder des Königs taumelte zurück, bleich, nach Atem ringend, zitternd. Das Schwert in seiner Hand beschrieb einen kraftlosen Bogen und wirbelte nur lockeren Sand auf, der frei von Schnee oder gar Eis war.
    Mit einem schnellen Satz kam Corian auf die Beine. Er stieß den Arm mit dem Schild nach vorne, aber Laffeur wich ihm aus. Auch sein Schwertstreich ging fehl; jedoch setzte er sofort nach und bedrängte seinen Gegner, der noch genug mit sich selbst zu tun hatte und seine Schläge zwar mit dem Instinkt des geübten Kämpfers abwehrte, aber nicht die Kraft aufbrachte, selbst wieder anzugreifen. Das Geräusch der aufeinanderschlagenden Klingen wurde von den hoch aufragenden Mauern ringsum noch verstärkt.
    Schritt für Schritt verlor Laffeur an Boden, und dann kam der Augenblick, in

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