Der Schwefelfluss
zu werden, deren Ruhm weit über die Grenzen des Landes hinausreichte und deren Waffen begehrt waren. Duprel wusste, dass er sich auf Frerick Armos und Jules Dubrahin verlassen konnte; sie würden seinen guten Ruf in Ehren halten.
Wenn er nicht in Kürze eines gewaltsamen Todes starb, hatte er vielleicht noch viele Jahre zu leben. Obwohl das beste Mannesalter inzwischen hinter ihm lag, fühlte er sich noch immer frisch und wäre jederzeit bereit gewesen, es mit Jüngeren aufzunehmen. Er war fünfzig, und in seinem Leben hatten sehr oft Freude und Leid unmittelbar nebeneinander gelegen, doch er hatte es stets verstanden, sich durchzusetzen. Und das, obwohl er von Natur aus benachteiligt war, denn er maß nur knapp fünf Fuß. Aber er war drahtig und zäh und für seine geringe Größe und Statur ungewöhnlich stark. Seine kräftigen und von Schwielen übersäten Hände waren gleichzeitig so feinfühlig, wie niemand es von einem Schmied erwartete.
Vielleicht wäre sein Leben anders verlaufen, hätten die Frauen an ihm Gefallen gefunden. Aber in früheren Jahren hatten sie sich nur über seine Ohren lustig gemacht, die wie die Henkel einer Schüssel seitlich abstanden, über seine breite Nase und den noch breiteren Mund, der sich, wie böse Zungen behaupteten, von einem Ohr bis zum anderen hinzog.
Und jetzt, da er trotz seines Alters noch alle Zähne besaß und kein einziges graues Haar, da er vermögend war und sein Name in ganz Ugalien bekannt, hätte manches Weib sich gerne seiner angenommen. Aber nun wollte er nicht mehr, denn er wusste inzwischen, was es hieß, frei und ungebunden zu sein.
Ein Geräusch schreckte ihn aus seinen Erinnerungen auf. Jemand machte sich an der Tür zu seinem Verlies zu schaffen. Gleich darauf wurde sie aufgestoßen.
Der Erzmagier Vassander trat ein. Duprel blieb sitzen und wartete, bis der andere unmittelbar vor ihm stand und ihn aus seinen stechenden Augen durchdringend musterte. Dann erst bequemte er sich dazu, aufzustehen. Er war lediglich einen Fingerbreit größer als der Magier, nur wirkte dieser durch seinen Spitzhut imposanter. Überhaupt war der Schmied der Ansicht, dass Vassander mit vielerlei Tricks versuchte, den Eindruck, den er auf die Bevölkerung machte, aufzubessern. So glaubte er ihm auch nicht sein angebliches Alter von einhundertvierzig Jahren. Der Erzmagier prahlte wohl damit, um dem Volk als unsterblich zu erscheinen. In Wirklichkeit mochte er nur halb so viele Winter gesehen haben.
»Wie weit bist du mit deiner Arbeit, Meister Duprel?«
Der Schmied rümpfte die Nase ob des allzu aufdringlichen Geruchs, den der Magier verbreitete. Er hasste dieses widerlich süße, berauschend wirkende Duftwasser.
»Der Harnisch ist fertig, Erzmagier.«
Vassanders Blick bekam etwas Gieriges. »Lass sehen!«
Duprel Selamy brachte die Rüstung, die in künstlerischer Feinheit gearbeitet war und zum Teil ein eigenartiges Glitzern erkennen ließ, das wie das Licht der Sterne am nachtschwarzen Himmel war. Sooft er die betreffenden Segmente berührte, schien es ihm, als halte er glühende Kohlen in der Hand, und doch zeigte seine Haut danach weder Brandblasen noch Rötung .
Vassanders Beschwörungen waren für diese Erscheinung verantwortlich. Ob die Rüstung deshalb allerdings dem verderbenbringenden Einfluss der Caer-Priester standhalten würde, wagte Duprel zu bezweifeln. Jeder Schwertstreich würde daran abgleiten und jeder Pfeil zerbrechen, aber die Schwarze Magie und die unbegreiflichen Kräfte des Schattenreichs.?
Der Erzmagier betrachtete den Harnisch und schien zufrieden.
»Du wirst deinen Lohn erhalten, Meister Duprel«, sagte er. »Wisse aber, dass diese Rüstung einmalig bleiben soll, denn sie wurde nur für mich angefertigt und in ihr steckt viel von meinen magischen Kräften. Niemand darf je ihr Geheimnis erfahren.«
»Ich werde schweigen«, versprach Duprel Selamy.
»Davon bin ich überzeugt«, nickte Vassander, und der Schmied verstand die Doppeldeutigkeit dieser Worte nur zu genau.
Der Erzmagier schien geübt im Anlegen einer Rüstung. Innerhalb weniger Augenblicke war er vollständig in Eisen gekleidet, nur der Helm mit dem spitz zulaufenden Visier fehlte noch. Vassander nahm ihn aus den Händen des Meisters entgegen. Auch dieses letzte Teil passte, aber es hatte einen Fehler, den zu beheben jedoch nicht schwer war.
»Er lässt sich nicht richtig mit dem Halsstück verbinden«, stellte der Magier fest. »Das ist ein Ansatzpunkt für die Caer, der mir im
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