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Der Schwefelfluss

Der Schwefelfluss

Titel: Der Schwefelfluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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Priester der Caer sie anwendeten. In Ugalien fürchtete man alle dämonischen Mächte und hütete sich, am Bösen zu rühren. Schier grenzenlos war das Vertrauen in die Weiße Magie, die Schutz bieten sollte vor den Einflüssen aus der Schattenzone.
    Endlich erschien Vassander und eilte ohne die übliche Ehrenbezeigung direkt auf den Lichtkönig zu. »Du hast mich rufen lassen, L'umeyn!«
    Der Lichtkönig nickte flüchtig und ließ sich ächzend in die Polster fallen. »Es stinkt«, sagte er bezeichnend. »Die Lorana ist verhext.«
    »Ich weiß«, nickte Vassander.
    »Und.?« Mormand benutzte wieder sein Duftwasser aus den Wurzeln edler Gehölze. »Was gedenkst du dagegen zu tun?«
    Tief atmete er ein. Da lag noch etwas anderes in der Luft, was seltsam berauschend wirkte und die Sinne verwirrte. Es musste die Duftwolke sein, von der Vassander stets umgeben war.
    »Denk an meine Prophezeiungen!« erinnerte Vassander. »Vor vielen Monden habe ich vorausgesagt, dass die Magie der Caer-Priester auch nach Ugalos greifen wird. Nur sie sind mächtig genug, um die Lorana zu vergiften.«
    »Die Legenden sprechen von großem Unheil.«
    »Es sind die Caer«, wiederholte Vassander bestimmt. »Aber ich weiß, L'umeyn, dass du als weisester aller Herrscher meine Ratschläge aufgegriffen hast. Es ist nötig, einen Feldzug gegen die Horden zu führen, bevor sie ganz Ugalien mit Mord und Feuersbrünsten überziehen.«
    »Ich habe deinen Rat befolgt«, sagte Mormand, »und Unterhändler ins bergige Karsh-Land, nach Salamos und in das tainnianische Herzogtum Nugamor gesandt. Du weißt, dass Nugamor als einziger Teil Tainnias bisher noch verschont wurde. Zum Teil erhielt ich verbindliche Zusagen, aber auch einige Versprechungen, dass Boten in wenigen Tagen die Entscheidungen überbringen werden. Es wird zum gemeinsamen Kampf gegen die Caer kommen, vielleicht sogar zur Entscheidungsschlacht.«
    »Die Entscheidung wird fallen«, stimmte Vassander zu, und in seinen Augen blitzte es kurz auf. »Ich weiß es, denn es steht in den Sternen geschrieben. Es gibt einen Termin, für den die Zeichen günstig sind.«
    »In ganz Ugalien werden bereits Söldner angeworben und Gelder vereinnahmt«, fuhr der L'umeyn fort. »Die Grafschaften bereiten sich auf den Kampf vor. In unseren Waffenschmieden gehen die Feuer Tag und Nacht nicht mehr aus. Endlich scheinen alle Völker gewillt zu sein, sich zusammenzuschließen und gemeinsam gegen die Caer und ihre dämonischen Priester ins Feld zu ziehen.«
    »Ich sagte es voraus«, behauptete Vassander. »Der Sieg ist gewiss.«
    Mormand wischte sich mit dem Handrücken über die Lippen. »Ich ließ meinen besten Feldherrn rufen: Graf Corian de Veloy Anbur-Messarond. Er wird den Oberbefehl über unser Heer erhalten.«
    Vassander verriet mit keiner Miene, wie er darüber dachte. Er nickte nur. »Graf Corian ist ein fähiger Mann«, sagte er schließlich, »der es versteht, siegreich zu kämpfen und ein Heer zu führen.«
    »Ich wusste, dass meine Wahl richtig ist«, lachte Mormand. »Der Graf muss bald in Ugalos eintreffen.« Er hob seinen Becher und prostete Vassander zu. »Auf unseren Sieg!«
    *
    Die Spur, die er irgendwann wiedergefunden hatte, führte in südliche Richtung. Sie stammte von etwa zehn Pferden und zog sich unübersehbar durch den verharschten Schnee. Nur hin und wieder verlor sie sich an ausgedehnten Waldschneisen, wo der Wind ungehindert Zutritt hatte. An solchen Stellen wirkte das gefrorene, von einer dünnen Eisschicht überzogene Erdreich wie poliert.
    Mythor nahm wohl zu Recht an, dass die Fährte von den Entführern seiner Freunde stammte. Steinmann Sadagar und Nottr, vielleicht auch Kalathee, waren Unbekannten in die Hände gefallen.
    Der einsame Reiter musste an die Botschaft Kalathees denken, die er in den Fels geritzt entdeckt hatte. Nach wie vor spürte er tiefe Besorgnis. Er konnte nicht glauben, dass das Mädchen sich so abrupt einem anderen Mann zugewandt hatte. War sie gezwungen worden, die Worte zu hinterlassen?
    Mythor wusste es nicht. In der Hoffnung, die Verfolgten einholen zu können, war er die halbe Nacht hindurch geritten, dann aber doch vor Müdigkeit und Erschöpfung eingeschlafen und erst von den Strahlen der frühen Morgensonne wieder geweckt worden.
    Es war klirrend kalt. Unter Pandors Hufen knirschte der Schnee.
    Am wolkenlosen Himmel zog der Schneefalke seine Kreise. Und irgendwo streifte Hark, der Bitterwolf, umher. Nur hin und wieder ließ er sein langgezogenes

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