Der Schwefelfluss
hinterrücks, sondern von vorne. Und er hatte sich nicht dagegen zur Wehr gesetzt, denn dann hätte die Stichwunde ganz anders verlaufen müssen.
Neben ihm lagen zwei weitere leblose Körper, die auf dieselbe Art zu Tode gekommen waren. Sie wiesen zahlreiche Wunden auf, die nicht von den Reißzähnen des Wolfes stammten, dafür aber eindeutig von einer scharfen, doppelschneidigen Klinge.
Von Alton, stellte Mythor schnell fest. Er selbst hatte die beiden kampfunfähig gemacht.
Aber wer hatte sie getötet?
Mythor zog auch die anderen Felle zur Seite. Dabei fiel sein Blick auf etliche bleich schimmernde Knochen, die vom Schnee schon halb verweht waren. Er hob einige davon auf.
Zunächst wusste er nicht recht, was er damit anfangen sollte, doch dann durchfuhr ihn die Erkenntnis mit eisiger Hand: Menschenknochen!
Mythor spürte, wie die Erregung ihn in ihren Bann zu schlagen drohte. Konnte es so etwas überhaupt geben?
»Nein!« stöhnte der Krieger, und zum erstenmal seit langem verspürte er wieder jenes geheimnisvolle Flüstern, das von dem Helm der Gerechten ausging. Aber diesmal wollte es ihn nicht in eine bestimmte Richtung lenken; es war völlig ohne erkennbaren Sinn, fast lästig und unangenehm.
Wie viel schlimmer als Tiere mussten Menschen sein, die ihre verwundeten Gefährten töteten, nur um sie dann zu verspeisen wie ein Stück erlegten Wildes?
»Bei Erain«, sagte Mythor zu sich selbst. »Sie hatten mir dieses Schicksal zugedacht.« Und er wusste gleichzeitig, dass die Kahlköpfigen wiederkommen würden.
Hark ließ ein leises Winseln vernehmen. Er schien unruhig und drehte sich im Kreis. Dann stieß er jenes Heulen aus, das für viele nur Legende war.
Fast gleichzeitig vernahm Mythor Geräusche über sich. Schnee rieselte von oben herab. Mit bösartigem Fauchen schnitt ein Schwert durch die Luft und bohrte sich in den Boden, wo eben noch der Bitterwolf gewesen war. Hark jaulte auf, als die Schneide seinen rechten Hinterlauf berührte. Blut färbte das grau-weiß gesprenkelte Fell dunkel.
Mythor blieb keine Zeit, darüber nachzudenken, weshalb der Wolf die Angreifer nicht gewittert hatte. Vielleicht haftete ihnen ein Zauber an, oder sie standen mit Dämonen im Bunde.
Er sprang zur Seite. Hart und erbarmungslos prallten sie dann aufeinander. Die Angreifer ließen auch Hark nicht einen Augenblick lang aus den Augen. Der Bitterwolf zog seinen verletzten Lauf nach. Er blutete jetzt stärker. Fast schien es, als könne er Mythors Worte verstehen, der ihm zurief, fernzubleiben.
Immer lauter wurde das Wehklagen, das Alton von sich gab. Mythor schenkte sich nichts. Es waren Bestien in Menschengestalt, gegen die er kämpfte.
Sie drängten ihn zurück, hinaus auf die Lichtung, wo sie ihn einkreisen konnten. Trotz allem musste er die Geschicklichkeit und die Kraft bewundern, mit der sie Alton immer wieder abwehrten.
Wie eine Statue stand der Bitterwolf zwischen den Bäumen und beobachtete. Er schien nur auf ein Zeichen zu warten, um sich auf die vermummten Gestalten zu stürzen und ihnen die Zähne ins Fleisch zu schlagen.
Mythors Fuß verfing sich in einem der herumliegenden Felle. Er taumelte, versuchte mühsam, das Gleichgewicht zu halten, und stürzte. Im Fallen noch trat er nach den Beinen eines seiner Gegner und brachte ihn ebenfalls zu Fall. Der Mann wurde von Alton förmlich aufgespießt.
Nicht einen Herzschlag zu früh rollte Mythor sich zur Seite. Dort, wo er eben noch gelegen hatte, schmetterten zwei Schwerter auf den gefrorenen Boden. Zweifellos hätten sie ihm den Schädel gespalten.
Nur mit Mühe gelang es dem jungen Abenteurer, seine Waffe aus dem Leichnam zu ziehen. Ein Fuß stampfte neben seiner Rechten auf den Boden. Mythor ließ die andere Hand vorschnellen. Seine Finger krallten sich in den ledernen Stiefel, dann folgte die Klinge des Gläsernen Schwertes.
Ein entsetzter Aufschrei. Der Angreifer stürzte bäuchlings in das fast erloschene Lagerfeuer. Funken stoben auf, und plötzlich fanden die Flammen wieder neue Nahrung.
Jetzt sah Mythor sich nur noch einem Mann gegenüber, der unverkennbar erste Anzeichen von Furcht zeigte. Von oben stieß sein Schwert herab, dem der Sohn des Kometen nur durch abermaliges Abrollen zur Seite entgehen konnte. Dabei kam er selbst dem Feuer zu nahe. Der plötzliche Schmerz ließ ihn zusammenzucken, aber seine Linke umklammerte das glimmende Holzscheit, das er zwischen den Fingern fühlte, und riss es aus der Asche.
Flammen züngelten auf, als
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