Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schwefelfluss

Der Schwefelfluss

Titel: Der Schwefelfluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
Vom Netzwerk:
Heulen ertönen, wie um Mythor zu zeigen, dass er noch in der Nähe war.
    Der Wald wurde lichter. Erste Sonnenstrahlen brachen durch das Geäst und rissen eine verzaubert wirkende Schneelandschaft aus dem trüben Dämmer der frühen Stunde. Wie magische Kristalle gleißten Eiszapfen, die sich vereinzelt an dicken Ästen gebildet hatten. Ihr Funkeln erschien Mythor wie eine Verheißung, ein Hinweis darauf, dass er sich auf dem rechten Weg befand, auch wenn der Helm der Gerechten noch immer schwieg.
    Der heisere Schrei des Schneefalken ließ ihn aufsehen. Horus schien über den Wipfeln der Bäume stillzustehen.
    Ein zweiter Schrei folgte, drängender, wie Mythor zu erkennen glaubte. Zwar waren die Tiere erst seit kurzer Zeit bei ihm, aber doch bildete sich bereits so etwas wie gegenseitiges Verstehen heraus.
    Der Krieger richtete sich auf dem Rücken des schwarzen Einhorns auf, und genau diese Bewegung rettete sein Leben. Doch auch so streifte ihn die Lanze fast, bevor sie zitternd im Baum steckenblieb.
    Mythor ließ sich seitlich von Pandor hinuntergleiten. Ein zweiter Wurfspieß verfehlte ihn um etliche Schritt. Dichtes Gestrüpp verbarg die Angreifer vor den suchenden Blicken des Kriegers.
    Das Einhorn war noch ein Stück weitergetrabt, wandte sich aber nun um und scharrte ungeduldig mit dem rechten Vorderhuf. Den Kopf mit dem mächtigen Horn hielt es gesenkt. Weiße Fahnen quollen aus seinen Nüstern hervor, begleitet von wütendem Schnauben.
    Irgendwo raschelte es, knackten Äste.
    Mythor wirbelte herum, das Gläserne Schwert Alton zum Schlag hochreißend. Weich und warm schmiegte sich der Griff in seine Hand.
    Ein Schatten sprang ihn an, der Schaft einer Lanze schmetterte auf ihn herab. Er parierte den wuchtig geführten Hieb. Holz splitterte, und eine unverständliche Stimme schrie entsetzt auf.
    Jetzt wurde es laut ringsum. Mythor zählte fünf vermummte Gestalten, die aus dem Unterholz hervorsprangen. Sie trugen dicke Pelze, die nur ihre Augen unbedeckt ließen. Ihre Füße steckten in weit über die Knie hinaufreichenden Stiefeln. Mehr konnte er in der Kürze des Augenblicks nicht erkennen. Schreiend drangen die Angreifer auf ihn ein, mit Waffen, die schartig waren und blutbefleckt.
    Er schwang sein Schwert Alton, das sein seltsames Wehklagen von sich gab und einen um vieles helleren Schein verbreitete, als dies noch vor wenigen Tagen der Fall gewesen war. Es durchschnitt eine zweite Lanze unmittelbar unterhalb der mit Widerhaken versehenen Spitze und prallte dann auf Metall. So hart war der Schlag geführt, dass es dem Angreifer die Waffe aus der Hand schlug.
    Mit verbissener Wut drangen die Vermummten auf Mythor ein. Noch vermochte dieser sich ihrer zu erwehren, aber er stand frei und ungeschützt. Deshalb wich er langsam zurück, bis er im Rücken die kalte Rinde eines Baumes spürte. Ein gezielter Hieb durchschnitt mehrere unter der Last gefrorenen Schnees herabhängende Äste, und vorübergehend verschwanden die Angreifer unter einer aufstiebenden Wolke. Danach aber schien sich ihre Wut verdoppelt zu haben.
    Wild und ungestüm drangen sie auf ihn ein. Noch konzentrierte er sich nur darauf, sie abzuwehren, aber allmählich begriff er, dass sie mehr wollten als nur seine Habe. Es ging um sein Leben!
    Die Angreifer waren kleiner als er, knapp fünf Fuß groß, aber zäh und verbissen. Mythor wagte einen Ausfall, ließ Alton einen halbkreisförmigen Bogen beschreiben und benutzte das Schwert gleichzeitig als Hieb- und als Stichwaffe.
    Einer der Vermummten schrie gellend auf, als die nadelscharfe Spitze ihr Ziel fand. Gurgelnd brach der Schrei dann ab.
    Zwei Mann versuchten nun, Mythor von hinten anzugehen, der ihre Absicht aber durchschaute und sie mit wohlgezielten Streichen in die Enge trieb. Er machte beide kampfunfähig.
    Wolfsgeheul ertönte in unmittelbarer Nähe. Ein großer grauer Schemen schoss zwischen den Bäumen hervor. Hark riss einen der noch handlungsfähigen Angreifer zu Boden. Seine Zähne schlugen sich in den Waffenarm des Mannes, der unterdrückt aufschrie.
    Der andere schien die Aussichtslosigkeit seiner Lage zu erkennen und verschwand im Unterholz. Mythor ließ ihn laufen. Er wandte sich dem Bitterwolf zu.
    Reglos stand Hark über seinem Opfer. Drohend zog er die Lefzen hoch, und sein mächtiges Gebiss schwebte nur wenige Zentimeter über der Gurgel des Mannes, bereit, bei der geringsten Bewegung zuzubeißen.
    Mythor riss ihm die Kapuze aus dem Gesicht. Er blickte auf einen kahlen

Weitere Kostenlose Bücher