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Der Schwefelfluss

Der Schwefelfluss

Titel: Der Schwefelfluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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Schädel, in dem die böse funkelnden Augen beherrschend waren. Hass starrte ihm entgegen und eine nur schwer verhaltene Gier.
    »Warum habt ihr mich überfallen?« fragte er.
    Der Mann schwieg. Irgend etwas unbeschreiblich Feindseliges ging von ihm aus. Hark ließ ein drohendes Knurren hören.
    »Rede!« forderte Mythor. »Oder du wirst mit meinem Schwert Bekanntschaft schließen.«
    Der Mann stieß ein heiseres Krächzen aus. Er versuchte, sich zu bewegen, aber sofort schnappte der Bitterwolf zu.
    »Lass ihn, Hark!« sagte Mythor.
    Der Wolf reagierte nicht darauf. Er riss eine tiefe, blutende Wunde in den Arm seines Opfers.
    »Hark!«
    Was immer in das Tier gefahren war, es ließ erst los, als Mythor fast wütend wurde. Sein Nackenfell sträubte sich.
    »Woher kommst du?«
    Wieder erhielt der Sohn des Kometen keine Antwort. Er schob Alton in den Gürtel zurück und wandte sich ab. Ein leises Schnalzen mit der Zunge, und schon kam Pandor angetrabt. Mythor tätschelte ihm den Hals.
    »Verschwinde!« rief er dann dem Mann zu, den der Bitterwolf noch immer aufmerksam bewachte. »Aber lasst euch nicht mehr in meiner Nähe blicken. Hark, komm her!«
    Einen Herzschlag später war er wieder mit seinen Tieren allein. Irgendwo über ihm zog Horus noch immer seine Kreise.
    Hin und wieder gellte sein heiserer Schrei durch den Wald.
    Hark schien jetzt zu lauschen. Vielleicht hatte er ein Wild bemerkt, das sich als Beute eignete.
    Mythor beachtete ihn nicht. Er interessierte sich mehr für die Lanze, die noch immer in dem Baum steckte. Wenn er gehofft hatte, aus der Waffe Rückschlüsse ziehen zu können, so wurde er enttäuscht. Sie hatte einen glatten Schaft ohne jegliche Verzierung oder Wappen.
    Ein weißer Schatten huschte heran und ließ sich auf seiner Schulter nieder. Selbst durch den dicken Pelz hindurch spürte er die scharfen Krallen des Schneefalken.
    »Danke, Horus«, murmelte er. »Es sieht so aus, als könnten wir uns schnell aneinander gewöhnen.«
    Unwillkürlich musste Mythor sich fragen, wie lange die Tiere wohl in den Kokons zugebracht hatten. Sicher kannten sie die Welt noch so, wie der Lichtbote sie erlebt hatte.
    Aber was war Besonderes an ihnen, dass sie zu ihm gehörten wie das Gläserne Schwert Alton oder der Helm der Gerechten? Irgendwann würde er es wohl erfahren. Wenn bis dahin die Welt nicht von Finsternis überzogen war, die sich unaufhaltsam auszubreiten schien.
    Ein gellender Schrei zerriss die Stille des Waldes und schreckte Mythor aus seinen Gedanken auf. Krächzend schwang Horus sich in die Luft, wo er mit sanftem Flügelschlag hinter den Wipfeln der Bäume verschwand. Hark ließ ein böses Knurren hören. Der Bitterwolf wandte den Kopf und blickte Mythor fast auffordernd an.
    Ein zweiter Schrei ertönte, der jedoch abrupt abbrach.
    Nur jemand, der sich in höchster Lebensgefahr befand, schrie so. Mythor zögerte nicht einen Augenblick. Es mochte sein, dass ein anderer ahnungsloser Wanderer den Vermummten in die Hände gefallen war und dass diese sich jetzt für die erlittene Schmach rächten.
    Ohne auf dornige Äste zu achten, drang der Krieger in das Unterholz ein. Irgendwo vor ihm huschte der Bitterwolf durch das Dickicht. Er verlor ihn schnell aus den Augen.
    Nach einer Weile kam Mythor leichter vorwärts. Er folgte den Spuren, die Hark hinterlassen hatte, wohl wissend, dass der Wolf das Ziel nicht verfehlen würde.
    Der Geruch nach Rauch lag in der Luft. Tatsächlich brannte auf einer kleinen Lichtung mitten im Wald ein spärliches Feuer. Nur der Wind schien die Glut immer wieder von neuem anzufachen, die sonst wohl schon erloschen wäre.
    Neben der Feuerstelle und sorgsam aufgeschichtetem Holz, das darauf schließen ließ, dass an diesem Ort nicht nur gelegentlich Menschen lagerten, lag ein dunkles Bündel im Schnee. Hark stand witternd davor und wandte den Kopf, als Mythor auf die Lichtung hinaustrat.
    Das Bündel erwies sich als ein Haufen übereinander geworfener Felle, wie die Vermummten sie getragen hatten. Wahrscheinlich lauerten die Wegelagerer irgendwo in der Nähe. Aber Hark war wachsam, er würde Angreifer rechtzeitig wittern.
    Mythor zog eines der Felle beiseite und schauderte. Blicklose Augen starrten ihn an.
    Ein zum Schrei weit aufgerissener Mund offenbarte noch immer die Qualen, die dieser Mann vor seinem Tod empfunden haben musste .
    Mythor kannte ihn. Es war derselbe, den Hark überwältigt und den er schließlich hatte laufenlassen.
    Er war erdolcht worden. Nicht

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