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Der schweigende Mund

Der schweigende Mund

Titel: Der schweigende Mund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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Ballwin ins Haus brachten, kein Gift enthalten. Wenn man es aber mit einem klaren Kopf und vom leidenschaftslosen Standpunkt aus betrachtet, hat es beinahe den Anschein, als Waren Sie selbst eifrig bemüht gewesen, jemand in Versuchung zu führen.«
    »Die Dinge liegen ganz anders. Ich wollte Mrs. Ballwin dafür interessieren... «
    »Wofür?« fragte er, als ich zögerte.
    »Dafür, daß sie ihr häusliches Leben noch eine Weile wie bisher fortsetzte.«
    Keetley dachte darüber nach und sagte: »Es ist immer wieder erstaunlich, wie dumm die Menschen sind.«
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Damit meine ich, daß die Polizei den Täter doch in drei Stunden hinter Schloß und Riegel haben könnte.«
    »Wollen wir darauf wetten?« schlug ich Keetley vor.
    Er sagte: »Zum Teufel, ja. Ich wette - warten Sie einen Augenblick -, ich will mich nur etwas genauer ausdrücken. Ich wette, daß die Polizei in drei Stunden weiß, wer das Gift in die Paste geschmuggelt hat, und daß die Polente dann ausreichend Beweise für eine Überführung des Täters in Händen haben wird. Darauf wette ich um gutes Geld.«
    »Haben Sie vielleicht irgendwelche vertraulichen Informationen ergattert?« fragte ich.
    Er lachte höhnisch und sagte: »Ich dachte, Sie hätten die besten Informationen.«
    »Kaum.«
    »Das einzige, was ich habe«, sagte Keetley, »ist mein Vertrauen in die Arbeit der Polizei. Die meisten Leute neigen schnell zu der Behauptung, daß die Polizei nicht intelligent genug sei, weil man sie leichtfertigerweise nach dem Wert der Leistungen einzelner Angehöriger beurteilt. Das ist aber grundfalsch. Wenn wir schon über die Polizei diskutieren, dann sollten wir also nicht so sehr den einzelnen Polizisten vor uns sehen, sondern vielmehr diese Staatsorganisation als Ganzes.«
    »Ich bin durchaus davon überzeugt, daß die Polizei nicht ganz untauglich ist«, erwiderte ich. »Sie können es sich also schenken, für sie bei mir eine Lanze zu brechen. Darüber benötige ich wirklich keine Belehrung.«
    »Sie ist schon verdammt tüchtig«, fuhr Keetley trotzdem fort. »Sie taugt viel mehr, als manche Leute gewillt sind anzunehmen. Und seien wir doch ehrlich: Diejenigen, die einen Mord begehen, sind doch in den meisten Fällen elende Narren.« Seine Augen nahmen einen seltsamen Glanz an. »Die Narren, damit meine ich die Dilettanten unter den Mördern; sie verlieren ihren Kopf wegen allzu großer Dummheit.«
    »Manchmal aber auch, weil sie einfach Pech gehabt haben«, warf ich ein.
    »Ja«, pflichtete er mir bei, »ab und zu ist natürlich auch ein Pechvogel dazwischen. Aber das kommt in jedem Beruf vor. So ist es nun einmal im Leben, warum sollten da Mörder eine Ausnahme bilden? Manche, selbst die routiniertesten, haben eben Pech - andere Glück, indem sie durch die Maschen der Gesetze schlüpfen. Das gleicht sich aus. Ich vermute, daß so ein enttäuschter Amateur-Mörder nun heute herumschleicht und eine Stinkwut auf Carlotta Hanford hat. Und ich glaube nicht, daß er besonders intelligent ist. Die Polizei wird ihn bald gefaßt haben, davon bin ich fest überzeugt. Sie werden ihm allerdings nicht viel anhaben können, denn Ballwin und seine Frau kommen wahrscheinlich mit dem Schrecken davon. Er soll inzwischen außer Gefahr sein, und ihr geht es offenbar auch schon etwas besser.«
    Keetley stand auf und sagte: »Nett, daß Sie mal ’reingeschaut haben, Lam. Ich muß mich jetzt schon etwas mit den morgigen Rennen beschäftigen. Das Unangenehme bei meinem System ist, daß man es stets auf dem laufenden halten muß, sonst wächst einem die Arbeit über den Kopf. Ich lese gern von raffiniert angelegten Morden und unterhalte mich auch ebenso gern über Mordfälle, aber meinen Lebensunterhalt bestreite ich nun einmal mit richtigen Voraussagen, welche Pferde als Sieger durchs Zielband laufen.«
    »Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Glück dabei«, sagte ich und gab ihm die Hand.
    Die Tür schnappte hinter mir ins Schloß. Als ich den Korridor halb hinuntergegangen war, machte ich eine schnelle Kehrtwendung, um festzustellen, ob er mir nachschaute.
    Seine Bürotür blieb jedoch geschlossen. Es interessierte ihn also nicht einmal, ob ich zu Dr. Quays Praxis zurückging oder mit dem Fahrstuhl das Haus verließ.

13

    Ruth Otis wartete bereits auf mich, als ich vor meinem Wohnhaus eintraf. Sie blickte in die andere Richtung und wandte mir daher den Rücken zu. So konnte ich meinen Wagen direkt vor ihr zum Stehen bringen.
    Als sie mich

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