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Der schweigende Mund

Der schweigende Mund

Titel: Der schweigende Mund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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Geläufs
    entspricht. Habe ich es hingegen mit einem Pferdchen zu tun, dem ein tiefes Geläuf nicht besonders liegt, dann bewege ich den Knopf in entgegengesetzter Richtung. Am Tage des Rennens vergleiche ich nun die letzten Formen der Pferde mit den früheren Leistungen, oder - wenn Sie es so betrachten wollen - mit den Durchschnittsformen. Und diese werden dann den notwendigen Korrekturen unterworfen, die den Anforderungen des stattfindenden Rennens entsprechen.
    Natürlich«, fuhr Keetley fort, »ist der Einlauf eines Pferderennens keine rein mathematische Aufgabe; mit absoluter Sicherheit kann man ihn nicht errechnen. Etwas bleibt also immer noch dem Zufall überlassen. Es gibt dabei immer einige unbekannte Faktoren, die sich nicht analysieren lassen. Aber summa summarum habe ich bisher recht gute Resultate erzielt. Das Geheimnis der Treffsicherheit dieses Verfahrens liegt hauptsächlich darin, daß die Form eines Pferdes sofort nach jedem Rennen, an dem es teilgenommen hat, genau berichtigt wird. Aber das ist im Grunde genommen die gleiche Arbeit, der sich jeder besessene Turffreund widmet, indem er stundenlang Rennsportzeitungen studiert und Berechnungen nach Formen anstellt. Mein Patent ist nur ein abgekürztes Verfahren, eine Art Dauerregistratur, der man jederzeit entnehmen kann, was die einzelnen Pferde den Wettern für Chancen bieten. Die meisten Sportjournalisten geben auch voraussichtliche Sieger bekannt. Kommen sie zu den gleichen Ergebnissen wie ich, dann wette ich diese mehr oder weniger favorisierten Pferde nicht, weil die Totoquoten in der Regel zu niedrig ausfallen. Ist ein Pferd heißer Favorit, so lohnt es sich nicht, ihm Pinke mitzugeben.«
    »Und auf diese Tour schaffen Sie Geld ’ran?« fragte ich.
    Er lachte und sagte: »Es verursacht einen Haufen Arbeit, aber es macht viel Spaß und zahlt sich auch aus. Bleiben wir bei diesem zweiten Rennen heute nachmittag. Die Kurve zeigt uns, daß >Fair Lady< gewinnen wird, und zwar mit... Nun, es wird äußerst knapp ausgehen. Ich würde sagen, daß sie höchstens mit einer Kopflänge durchs Ziel geht. Lassen Sie uns jetzt einmal nachsehen, welche Tips die Turfexperten ausgeben.«
    Keetley blätterte in der Sportzeitung, fuhr mit dem Zeigefinger die Liste der Voraussagen hinunter und sagte: »Dieser hier tippt auf >Satellit<.« Er nahm eine andere Zeitung: »Dieser auch. Jetzt wollen wir noch einmal die offizielle Tipskala mit allen Vorhersagen ansehen. Wie ich mir schon dachte: >Satellit< ist Favorit.«
    »Und was bedeutet das?«
    »Das bedeutet, daß man auf >Fair Lady< sein Geld günstig anlegen kann. Es wird eine ganz ansehnliche Quote geben. Und jetzt hätte ich gern noch gewußt, warum Sie in Doktor Quays Praxis herumschnüffeln. Haben Sie irgendeinen bestimmten Verdacht gegen ihn, oder wollen Sie nur jedem im Umkreis der Ballwins auf den Zahn fühlen? Wie steht’s damit, Lam?«
    »Ist es reiner Zufall, daß Sie Ihr ulkiges Büro im gleichen Gebäude und auf derselben Etage haben?« fragte ich.
    »Zum Teufel - ja.«
    »Wollen Sie damit sagen, Sie wüßten nicht, daß Doktor Quay Mrs. Ballwins Zahnarzt ist?«
    »Natürlich weiß ich das. Was soll das schon besagen?«
    »Wenn Sie wollen, können Sie Ihre Tür offenstehen lassen und jeden registrieren, der bei Doktor Quay ein- und ausgeht.«
    »Mein Gott«, sagte er, »wenn ich das wollte, brauchte ich nur zu ihm ’rüberzugehen und einen Blick auf seinen Terminkalender zu werfen. Dann wüßte ich genau, wer in den nächsten drei Wochen zu ihm kommen wird. Seien Sie doch nicht so albern. Ich unterhalte dieses Büro, weil ich einen Arbeitsraum haben muß, in dem ich nicht gestört werde. Ich genieße es, hier in einer ruhigen Umgebung zu sitzen und meine Energie und Gedankenkonzentration der Aufgabe zu widmen, ausgekochte Brüder zu überlisten.«
    »Und gelegentlich ergattern Sie dabei auch einen Treffer?« fragte ich.
    »Gelegentlich«, fuhr er fort, »unternehme ich eine Sauftour. Dann mache ich einen verdammten Narren aus mir. Dabei verliere ich alle Vernunft.«!
    »Und wenn der Kies alle ist, dann pumpen Sie Gerald an?«
    Er sagte: »Manchmal, Lam, sind Sie ein ziemlich ekelhafter Bursche.«
    »Ich habe einen Beruf und versuche, ihn so korrekt wie nur möglich auszuüben. - Wer hat den Ballwins Ihrer Meinung nach denn das Gift verpaßt?« fragte ich.
    »Nun, es muß jemand aus dem Hause gewesen sein«, sagte Keetley. »Wie ich informiert bin, haben die Tuben mit der Anchovis-Paste, die Sie Mrs.

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