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Der schweigende Mund

Der schweigende Mund

Titel: Der schweigende Mund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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bemerkte, rief sie: »Donald!«
    Ich rutschte über den Sitz neben mir, öffnete die Tür und stieg aus. Stürmisch faßte sie mit beiden Händen nach meinem Arm und drückte ihn so fest, daß ich ihre Fingerspitzen durch den Stoff des Ärmels fühlen konnte. »Oh, ich bin so froh, daß Sie gekommen sind.«
    »Schon lange hier?« fragte ich.
    »Vielleicht fünf oder zehn Minuten, aber jede Minute kam mir wie eine Ewigkeit vor. Sagen Sie mir rasch - habe ich etwas verkehrt gemacht?«
    »Ja.«
    »Aber Donald, das Päckchen befindet sich an einer Stelle, wo es niemand finden wird, nur ich kann es jederzeit herbeischaffen. Dort, wo ich es aufbewahre, wird es niemand suchen.«
    »Ich wäre schon rechtzeitiger hier gewesen, aber ich hatte noch ein Rendezvous mit Carl Keetley.«
    »Wer ist das?«
    »Mr. Keetley ist ein Bruder von Mr. Ballwins erster Frau.«
    »Oh.«
    »Und außerdem ist er der Mann, der Ihnen gestern abend nachfuhr, als Sie Doktor Quays Praxis mit dem Giftpäckchen verließen.«
    »Er... Er ist mir nachgefahren?«
    »Ja, das ist er.«
    »Aber, Donald, das konnte er doch gar nicht. Ich... Sie glauben... «
    »Genau das«, sagte ich. »Sogar zwei Männer sind Ihnen nachgefahren. Einer von ihnen war Keetley, der andere ein Detektiv, den ich beauftragt hatte, den Schwager Mr. Ballwins zu beschatten.«
    »Aber wußte Keetley denn, was in dem Päckchen war?«
    »Davon bin ich überzeugt.«
    »Sie haben doch eben mit ihm gesprochen.«
    »Ja.«
    »Was hat er denn dazu gesagt?«
    »Nichts. Er läßt sich doch nicht so leicht in die Karten sehen.«
    »Vielleicht weiß er überhaupt nicht, wer ich bin. Vielleicht... «
    »Seien Sie nur nicht so naiv. Er hat sich jedenfalls so stark für Sie interessiert, daß er Ihnen von Doktor Quays Praxis bis zum Bahnhof gefolgt ist, und ließ erst von Ihnen ab, nachdem Sie das Päckchen dort in ein Schließfach eingeschlossen hatten.«
    Es schien, als würde sie gleich hier auf dem Bürgersteig in die Knie gehen.
    Ich fuhr fort: »Ich will nicht darauf herumreiten, aber wenn Sie sich genau an meine Anweisung gehalten hätten, wäre die Situation jetzt weit weniger kompliziert. Wie die Dinge jetzt liegen, läßt sich die weitere Entwicklung des Falles nicht absehen.«
    Sie sagte ängstlich: »Wenn er mich nun bei der Polizei anzeigt, wenn er dort erzählt... «
    »Genau das meine ich.«
    »Aber, Donald, das Päckchen ist nicht geöffnet worden. Niemand hat es angerührt.«
    »Woher wissen Sie das so genau?«
    »Es ist noch im gleichen Zustand, so, wie ich es in der Drogerie ausgehändigt bekam.«
    »Woraus schließen Sie das?«
    »Ich habe es geöffnet und mir das kleine Fläschchen angesehen. Dann habe ich es wieder versiegelt.«
    »Haben Sie die Flasche abgewischt?«
    »Wie meinen sie das?«
    »Wegen Ihrer Fingerabdrücke.«
    Wieder zeigte ihr Gesicht Bestürzung. »Nein. Ich war so überzeugt davon, daß nichts angerührt worden war.«
    »Haben Sie es nachgewogen?«
    »Nein.«
    »Wieviel Arsenik haben Sie gekauft?«
    »Doktor Quay wollte zwölf Gramm haben.«
    Ich sagte: »Das führt uns alles nicht weiter. Selbst wenn in dem Fläschchen zwölf Gramm waren, können Sie nicht genau feststellen, ob nicht doch eine kleine Dosis daraus entnommen wurde.«
    »Wäre es nicht besser, wenn ich das Arsenik jetzt gleich aus dem Schließfach hole?«
    »Und was wollen Sie dann damit machen?«
    »Ich weiß nicht. Am besten wegwerfen. Einfach vernichten. Auf jeden Fall das Zeug irgendwie loswerden. Oder aber die Polizei verständigen, wie Sie es gestern vorgeschlagen haben.«
    Darauf sagte ich: »Wir wissen nicht, ob Keetley inzwischen die Polizei nicht bereits informiert hat. Wenn er schon Anzeige erstattet hat, dann wird die Polizei eine Falle aufstellen. Vielleicht wartet man jetzt nur darauf, daß Sie das Gift wieder abholen. Das würde sich dann so abspielen: Sobald Sie das Schließfach öffnen und das Päckchen mit dem Arsenik herausnehmen, werden Sie einen leichten Schlag auf Ihrer Schulter spüren. Und wenn Sie dann nach hinten aufblicken, wird da ein Mann stehen, das Revers seiner Jacke wenden und Ihnen ein dort angeheftetes, kleines Messingschild zeigen. Dann wird er sagen... «
    »Donald, hören Sie bitte auf! Meine Nerven sind schon genug strapaziert.«
    »Das ist die Situation«, sagte ich. »Nur wissen wir nicht genau, woran wir sind. Mehr oder weniger tappen wir im dunkeln herum.«
    »Oh, Donald, es tut mir schrecklich leid. Aber, als ich das Päckchen noch in Doktor Quays Labor

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