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Der schweigende Mund

Der schweigende Mund

Titel: Der schweigende Mund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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sah und feststellte, daß man es nicht geöffnet hatte, da kam mir blitzschnell der Gedanke, daß ich es irgendwie loswerden müßte, es aus dem Weg schaffen könnte und... «
    »Und wenn man nun Ihren Namen im Giftabgabebuch der Drogerie entdeckt, wie wollen Sie dann die Sache darlegen?«
    »Dann will ich bei der Wahrheit bleiben und alle Einzelheiten erzählen, so wie sie sich abgespielt haben. Können wir das nicht auch jetzt noch?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Warum denn nicht?«
    »Weil es jetzt wie eine erfundene Geschichte klingt, mit der Sie sich nur ein Alibi zu verschaffen suchen.«
    »Da komme ich nicht ganz mit.«
    »Nehmen wir einmal an«, sagte ich, »Sie hätten tatsächlich den Anschlag auf die beiden Ballwins verübt, und zwar unter den gleichen Gegebenheiten. Alle Einzelheiten der Vorgeschichte können wir dabei übergehen. Sie sind also in einer Zahnpraxis tätig gewesen und gestern hinausgeworfen worden. Zu Hause fällt Ihnen dann plötzlich ein, daß das Gift, das Sie zur Ausführung der Tat verwendeten noch auf dem Medikamentenschrank im Laboratorium, also in Ihrer bisherigen Wirkungsstätte, steht, die Sie gestern verlassen mußten. Die Polizei wird, sobald sie das Gift gefunden und untersucht hat, feststellen, daß eine gewisse Menge dem Fläschchen entnommen wurde. Natürlich hatten Sie die Absicht, die Flasche wieder aufzufüllen, wahrscheinlich wollten Sie das sogar unverzüglich tun. Da Sie aber gestern fristlos entlassen wurden, hatten Sie keine Gelegenheit mehr dazu. Bevor Sie also die mitgenommenen Schlüssel offiziell Zurückgaben, schlichen Sie noch einmal in die Praxis und ließen das Gift mitgehen, natürlich um dort die Spuren zu verwischen. Sie deponierten es nachher in einem Schließfach des Union-Bahnhofs, und heute morgen oder in der Nacht gingen Sie nochmals dorthin, füllten die Flasche wieder auf, so daß sich genau-soviel Arsenik darin befand wie vorher. Erst danach unterrichteten Sie die Polizei. Wenn Sie unter diesen Umständen - und nur unter diesem Aspekt wird es die Polizei sehen - erst einmal zugeben, daß Sie von der Vergiftung der Ballwins wissen, und wenn Sie andeuten, daß das von Ihnen gekaufte Arsenik dabei eine Rolle gespielt haben könnte, dann sitzen Sie ganz jämmerlich in der Tinte. Sie können der Polizei auch keine plausible Erklärung darüber abgeben, warum Sie zur nächtlichen Stunde in Doktor Quays Praxis gingen, dort das Päckchen aus seinem Labor forttrugen und es anschließend zwölf oder fünfzehn Stunden in Ihrem Besitz behielten.«
    Sie nickte nur. Ihre weitaufgerissenen, großen Augen sahen mich flehend an.
    »Setzen Sie sich einen Moment in meinen Wagen und entspannen Sie sich etwas. Ich muß jetzt nachdenken.«
    »Sind Sie schon zu einem Ergebnis gekommen? Was können wir denn tun?« fragte sie nach einer Weile ganz verzagt.
    »Es bleibt uns nur ein einziger Ausweg - Sie müssen eine Zeitlang verschwinden.«
    »Glauben Sie, daß der Mann, der mir nachgefahren ist, die Polizei benachrichtigt hat?«
    »Woher soll ich das wissen?« sagte ich. »Er spielt eine undurchsichtige Rolle, und was zu beachten ist: Er ist nicht auf den Kopf gefallen. Geben Sie sich keinen Illusionen hin.«
    »Aber wie und vor allem wo soll ich mich denn verbergen? Ich wüßte nicht, wo ich hingehen kann.«
    »Gerade das müssen wir uns jetzt überlegen.«
    Sie faßte nach meiner Hand und. sagte: »Ich werde alles tun, wozu Sie mir raten, Donald.«
    Ein Zeitungsverkäufer rief den Namen seines Blattes und die Schlagzeilen aus. Ich versuchte zu verstehen, was er Neues verkündete, und schob Ruths Hand sanft zur Seite, um ein Geldstück aus meiner Tasche zu holen.
    Laut weiterrufend bog der Zeitungshändler jetzt um die Straßenecke.
    »Mord! Einzelheiten über den Mord!«
    Ich neigte mich über Ruth zum Wagenfenster, winkte ihn heran, gab ihm die Münze und nahm anschließend die gewünschte Zeitung m Empfang.
    Die rechte Hälfte der ersten Seite wurde von einer dicken Balkenüberschrift beherrscht:

    >Daphne Ballwin gestorben<

    Als Ruths Blick auf diese Schlagzeile fiel, seufzte sie laut hörbar.
    Ich legte die Zeitung auf das Steuerrad, damit wir beide sie. gleichzeitig lesen konnten.
    »Donald, bedeutet das... Oh...!«
    »Hören Sie auf! Wir haben jetzt keine Zeit für sentimentale Anwandlungen.«
    Offenbar war die Nachricht erst in letzter Minute eingetroffen, und die Redaktion hatte daher ein paar einleitende Zeilen einem Artikel beifügen müssen, der schon

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