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Der schweigende Mund

Der schweigende Mund

Titel: Der schweigende Mund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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geworden, dann hätten wir den Burschen mächtig in die Zange genommen. Als dann aber Mrs. Ballwin selbst auf der Strecke blieb, da stürzte diese Theorie völlig zusammen. Schade, daß Sie nicht Zeuge waren, wie der Junge zusammenbrach, als er erfuhr, daß Daphne Ballwin daran glauben mußte; auch Ihr Verdacht, falls Sie den gleichen wie wir gehegt hätten, wäre zerronnen wie Butter auf dem Feuer.«
    »Er hat Ihnen doch nicht etwa Theater vorgemacht?« fragte ich.
    »Theater vorgemacht? Die Tränen kullerten ihm nur so die Wangen herunter.«
    »Und Gerald Ballwin hat die Todesnachricht erstaunlich leicht auf genommen? «
    »Er hatte sich offensichtlich besser in der Gewalt«, berichtete Sellers.
    »Er rief kurz danach sein Büro an, erzählte, was passiert war, und ordnete an, daß das Geschäft bis nach der Beerdigung zu schließen sei.«
    »Wissen Sie zufällig, mit wem er sprach?« fragte ich.
    »Mit Ethel Worley — seiner Sekretärin.«
    »Wie nahmen seine Angestellten die Nachricht auf?« fragte Bertha.
    »In seinem Vorzimmer arbeiten zwei Mädchen - diese Ethel Worley und eine Mary Ingrim. Man kann davon ausgehen, daß sie nicht gut aufeinander zu sprechen waren - wahrscheinlich wird die eine der anderen den Rang abgelaufen haben. Sobald Ethel Worley erfuhr, daß Mrs. Ballwin nun doch noch gestorben war, ließ sie Mary Ingrim gegenüber verlauten, daß sich hierdurch alles entschieden hätte. Sollte es sich tatsächlich um einen Mord handeln, so würde sie ihr Wissen um verschiedene Dinge nicht für sich behalten. In diesem Fall würde sie etwas unternehmen.«
    »Sagte sie auch - was?«
    »Zu diesem Thema komme ich jetzt«, fuhr Sellers fort. »Ethel Worleys Wagen wollte nicht anlaufen, und sie selbst konnte ihn nicht in Gang bringen. Mary Ingrims Auto stand vor der Tür, und die Worley fragte sie, ob sie mit ihr in die Stadt fahren dürfte.«
    »Erwies die Ingrim ihr den Gefallen?«
    »Ja. Sie war bereit, Ethel Worley nach Hause zu fahren, aber die Worley wollte gar nicht heim, sondern in der Lexbrook Avenue abgesetzt werden.«
    »Und wie geht’s weiter?«
    »Mary Ingrim fuhr sie also zur Lexbrook Avenue* und Ethel Worley bat sie, ein paar Minuten vor dem Haus zu warten. Mary blieb daher im Wagen sitzen und wartete über eine halbe Stunde auf sie. Dann wurde ihr die Sache schließlich zu bunt, und sie war wütend, weil sich die Worley wieder einmal reichlich viel anmaßte. So fuhr sie einfach davon.«
    »Kam sie nicht auf den Gedanken, daß Ethel Worley etwas zugestoßen sein könnte?«
    »Darauf konnte sie ja nicht ohne weiteres kommen, denn die Worley hatte ihr lediglich gesagt, daß sie dort nur ganz kurz einen Zeugen sprechen wollte.«
    »Hat Mary Ingrim während des Wartens den Hauseingang im
    Auge behalten? Konnte sie etwas darüber aussagen, wer nach der Worley in das Haus hineinging oder es verlassen hat?«
    »Nein, da sie keine Befürchtungen hegen konnte, kam ihr auch nicht der Gedanke, wachsam zu bleiben. Da sie nebenbei Spanisch lernt und ihr Wörterbuch gerade bei sich hatte, saß sie im Wagen und paukte spanische Vokabeln. Dem Hauseingang schenkte sie kaum Beachtung, jedenfalls nicht in den ersten zwanzig Minuten. Erst später begann sie ungeduldig zu werden und behielt die Eingangstür etwas im Auge. Nach einer halben Stunde wurde sie des Wartens überdrüssig, legte das Buch weg und gab noch weitere fünf Minuten zu. Doch dann ließ sie den Wagen an und fuhr davon. Eine Möglichkeit, vor der Abfahrt nach dem Rechten zu sehen, bestand für sie nicht, denn wohin Ethel Worley gegangen war, wußte sie ja nicht.«
    »Was hat sich denn Ihrer Meinung nach abgespielt?« fragte ich.
    Mich traf Sellers’ vernichtender Blick. »Auch ’ne Frage! Woher soll ich denn das wissen? Wenn Sie einen Meisterstrategen Ihres Kalibers vor sich hätten, dann bestünde für eine solche Frage die Chance der Beantwortung, auch hinsichtlich Einzelheiten der Handlung. Aber lassen wir mal die Einzelheiten der Tat beiseite und registrieren wir, was bis jetzt geschah: Ruth Otis haßt Daphne Ballwin grenzenlos. Plötzlich wird Mrs. Ballwin das Opfer einer Arsenik-Vergiftung, die zu ihrem Tode führt. Es ist erwiesen, daß die Otis das verwendete Gift gekauft hat. Dieser Tatbestand allein ist schon ein schwerwiegender Faktor und reichte für eine Anklageerhebung völlig aus. Nachdem Ethel Worley von der Vergiftung Mrs. Ballwins erfährt, geht sie, da sie über einige Zusammenhänge Bescheid weiß, in die Wohnung der Otis,

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