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Der schweigende Mund

Der schweigende Mund

Titel: Der schweigende Mund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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ist.«
    »Wieviel hast du denn auf den Gaul angelegt, Liebster?«
    »Hundert.«
    »Hundert Eier!« rief Bertha aus. »Bist du verrückt geworden? Ist das denn wirklich so ein sicherer Tip? Sie müssen wissen, Frank, er geht sonst nie über zehn Dollar hinaus.«
    Sellers sagte: »Mir scheint, daß wir ziemlich weit von unserem Thema abgekommen sind. Lam, sagen Sie mir endlich, was Sie in dem Zimmer dieses Mädchens wollten. Wenn Sie jedoch noch eine todsicher Sache fürs zweite Rennen haben, dann... «
    Erfreut über die geglückte Ablenkung, sagte ich: »Es handelt sich nicht um einen x-beliebigen Tip. Ich habe einen nicht untalentierten Burschen kennengelernt, der ein nagelneues System ausgeknobelt hat. Für ihn bildet der Ausgang eines Rennens kein Problem mehr. Seine Methode hat irgend etwas mit Mathematik zu tun.«
    Berthas Drehstuhl ließ wieder seine altersschwachen Töne vernehmen, als sie sich jetzt vorbeugte.
    »Wie heißt das Pferd?« fragte Sellers höchst interessiert.
    »Fair Lady.«
    »Von diesem lendenlahmen Klepper halte ich nichts«, meinte Sellers und schüttelte den Kopf.
    »Sie hätten erleben sollen, mit welcher Präzision dieser Bursche seine Berechnungen anstellt. Er hat für jedes Pferd eine Formtabelle seiner Rennlaufbahn angelegt. Dann hat er einen Apparat, der von innen her beleuchtet wird. Dieses Ding verarbeitet quasi die Formen aller Pferde eines Rennens. Danach zeichnen sich verschiedenartige Kurven auf einem Lichtschirm ab, aus denen man den Sieger mit Leichtigkeit ermitteln kann.«
    »So einfach ist die Geschichte?« fragte Sellers.
    »In der Tat, recht einfach«, entgegnete ich.
    Neugierig fragte Bertha: »Und auf diesen Hokuspokus hin hast du gleich hundert Dollar gutes Geld auf diese Stute gesetzt?«
    »Ja, das habe ich.«
    Bertha langte schnell nach dem Telefon und sagte zu der Sekretärin im Vorzimmer: »Geben Sie mir ein Amt.« Dann wählte sie gleich eine Nummer und sagte: »Hallo, Fred? Hier ist Bertha Cool. Ich hab’ noch fürs zweite Rennen was... Nein, das geht in Ordnung... Ich weiß, es eilt. Nun machen Sie doch ein bißchen dalli. Also zwanzig Dollar auf >Fair Lady<.«
    Sellers rief ihr zu: »Für mich auch zwanzig, Bertha.«
    »Machen Sie vierzig daraus«, ereiferte sich Bertha am Apparat. »Verstehen Sie? Vierzig!«
    Wieder entstand eine kurze Pause. Nun sagte Bertha: »Also gut, dann dreißig für mich und zwanzig für meinen Freund. Dann sind es runde fünfzig... Sicher, schreiben Sie ruhig die ganze Wette auf meinen Namen aus. Ich hafte für den Gesamtbetrag. Geht in Ordnung. Ja, fünfzig Dollar und fünf zu eins, das ist recht so. Auf Wiedersehn.«
    Bertha legte auf.
    »Was ist das für ein Bursche, von dem Sie den Tip haben?« fragte mich Sellers.
    »Er hat so eine Art von >Büro< in der Stadt und hat offenbar nichts anderes zu tun, als Rennergebnisse und alles, was da noch drum und dran ist, zu studieren. Er hat für sich eine richtige Vollbeschäftigung daraus entwickelt. An dem Apparat, von dem ich sprach, befinden sich Drehknöpfe, mit denen er farbige Zelluloidstreifen, auf denen die neueste Form der Pferde verzeichnet ist, höher und niedriger einstellen kann. Irgendwie ist sein Einfall genial.«
    »Wann stellt er die Streifen denn höher oder niedriger ein?« fragte Bertha.
    »Das hängt mit dem Zustand des Bodens der Rennbahn zusammen, ob ein tiefes oder trockenes Geläuf am Renntag gegeben ist; entsprechend korrigiert er die Formkurve nach oben oder nach unten. Vor jedem Rennen vergleicht er die Form der Pferde und berichtigt die Formkurven, wie er das nennt. Sobald er dann alles genau zugerichtet hat, schaltet er eine Lampe im Apparat ein, und schon hat er den Sieger ermittelt. Mathematisch genau berechnet.«
    Bertha warf Sellers einen Blick zu und sagte: »Da könnte tatsächlich etwas dran sein.«
    »Warum auch nicht«, sagte ich. »Im Grunde genommen handelt es sich um nichts anderes als das, was viele Leute mühselig mit Bleistift und Papier versuchen herauszubekommen. Bei manueller Arbeit sind nur zu viele Gesichtspunkte im Auge zu behalten, und darum verliert man sehr leicht den Überblick dabei.«
    Bertha sagte: »Ich verstehe nichts davon. Was mich allein überzeugt hat, sind die hundert Dollar, die du der alten Lady anvertraut hast. So etwas tust du doch nicht auf einen blauen Dunst hin.«
    Ich sagte: »Laß aber meinen Kopf nachher noch dran, wenn >Fair Lady< doch nur unter »ferner liefern sein sollte. Ich habe dir nicht geraten zu wetten.

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