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Der schweigende Mund

Der schweigende Mund

Titel: Der schweigende Mund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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kann der sein?«
    »Ich sehe ihn schon.«
    »Und wo sind Ihre Strümpfe?«
    »In der Handtasche.«
    »Haben Sie auch sonst nichts liegengelassen?«
    »Ich wüßte nicht.«
    »Gut, nun aber ab mit Ihnen, und laufen Sie, so schnell es geht, die Treppe nach oben!«
    »Donald, und was geschieht mit mir, wenn sie mich doch noch fassen?«
    »Wenn Sie hier weiter so herumtrödeln, wird man Sie bestimmt schnappen. Auf dem oberen Flur halten Sie sich so lange auf, bis ich Sie hole. Man wird kaum darauf kommen, Sie da oben zu suchen. Also los, verschwinden Sie!«
    Ich schob sie zur Tür hinaus und sagte: »Dort hinter der Feuertür ist die Treppe!«
    Dann sah ich noch, wie sich die Feuertür hinter ihr schloß. In meiner Wohnung überprüfte ich schnell, ob sie nichts liegengelassen hatte, was sie verraten könnte. Kaum hatte ich damit begonnen, als heftig gegen die Flurtür gepocht wurde.
    Ich ging sofort hin und öffnete.
    Inspektor Sellers half von außen kräftig nach, so daß die Tür gegen die Wand schlug.
    Einen Schritt trat ich zurück, um beide eintreten zu lassen.
    »Wie lange sind Sie schon hier?« fragte Sellers sichtlich verstimmt.
    Ich tat überrascht. »Ich bin eben erst angekommen«, erwiderte ich, »Sie fuhren doch dicht hinter mir.«
    »Haben Sie meine Sirene nicht gehört?«
    »Ihre Sirene? Natürlich habe ich die gehört.«
    »Und warum haben Sie nicht angehalten?«
    »Ich nahm an, daß Sie sich damit freie Bahn schaffen wollten.«
    »Sie sollten anhalten und auf mich warten. Ich hatte eine Reifenpanne.«
    »Das tut mir aber leid.«
    Sellers packte mich bei den Schultern, und seine gewaltigen Pranken schüttelten mich hin und her. Dann drückte er mich gegen die Wand und nahm mein Gesicht aufs Korn. »Entweder hatten Sie reichlich Glück, oder Sie sind ein Oberschlauer, mein alter Freund, seien Sie ja vorsichtig.«
    Noch vom Treppensteigen schnaufend, winselte Bertha: »Lassen Sie ihn am Leben, Frank!«
    Wieder Mut schöpfend, sagte ich: »Führt man sich so auf, wenn man zu Besuch kommt? Bin ich vielleicht an Ihrer Reifenpanne schuld? Wollen Sie mich etwa zum Narren halten? Sie könnten doch noch gar nicht hier sein, wenn Sie ein Rad auswechseln mußten.«
    Bertha unterbrach ihr keuchendes Atmen gerade so lange, um den einen Satz hervorzuquetschen: »Wir haben das Rad gar nicht ausgewechselt.«
    Und Sellers fuhr fort: »Wir fanden sofort ein Taxi. Aber trotzdem müssen Sie vier oder fünf Minuten Vorsprung gehabt haben.«
    Ich schüttelte den Kopf. »So lange kann ich noch nicht hier sein. Vielleicht... Nur begreife ich nicht, warum das so von Wichtigkeit sein soll. Als ich hier ankam und Sie noch vermißte, wartete ich vor dem Haus eine reichliche Minute auf Sie, dann erst ging ich nach oben.«
    Sellers’ Stimme war grob wie nie zuvor: »Wenn Sie mich anlügen, Lam, dann werde ich Ihnen die ganze Tour vermasseln. Auch werde ich dann dafür sorgen, daß Ihnen die Lizenz entzogen wird.«
    »Nun wollen wir aber mal bei den Tatsachen bleiben«, erwiderte ich erbost. »Sie waren es doch, der mir sagte, ich könnte ruhig ein flottes Tempo vorlegen, Sie würden schon Anschluß halten.«
    »Also Schluß mit diesem Thema!« sagte Sellers kurz angebunden. »Wo ist die Dame?«
    »Diese Frage richten Sie wohl besser an Bertha, denn sie war es, die behauptet hat, daß Carlotta Hanford hier sei.«
    »Wollen Sie damit sagen, daß sie nun nicht hier ist?«
    »Miss Hanford ist nicht in meiner Wohnung. Daran hat sich nichts geändert, seit ich Ihnen das zum erstenmal gesagt habe. Doch um ganz sicherzugehen, würde ich mich an Ihrer Stelle selbst davon überzeugen. Bitte, schauen Sie sich doch um.«
    Sellers schnüffelte nun in der Wohnung herum und fragte bald darauf Bertha resigniert: »Was haben Sie mir da nur für ein Märchen aufgetischt?«
    Bertha, die eben erst wieder einigermaßen zu Luft gekommen war, sagte: »Donald, du irrst gewaltig, wenn du glaubst, auch mich zum Narren halten zu können.«
    Ich zuckte nur lässig mit den Schultern.
    Nun fuhr Sellers uns beide an: »Von euch lasse ich mich noch lange nicht ins Bockshorn jagen. Ich kann in dieser Bude keine Miss Hanford finden. Was wird hier eigentlich gespielt, Bertha?«
    »Warum funktionierte der Fahrstuhl nicht? Glauben Sie, Frank, es war ein Zufall, daß wir zu Fuß die Treppen nehmen mußten?«
    »Ich weiß nicht... Was vermuten Sie dahinter, meine Liebe? Können Sie mir das sagen?«
    Bertha überging diese Frage und sagte: »Sieh mich doch nicht so

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