Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der schweigende Mund

Der schweigende Mund

Titel: Der schweigende Mund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
Vom Netzwerk:
begegnen.«
    »Hier finde ich mich nicht durch. Worauf wollen Sie hinaus?« fragte Bertha.
    »Nachdem sein Täubchen ausgeflogen war, hätte er den Fahrstuhl wieder in Betrieb setzen können. Dann hätten wir ihn benutzt, und sie wäre entkommen. Das ist doch klar.«
    »Ja... Aber ganz verstehe ich noch immer nicht, was Sie damit meinen«, sagte Bertha.
    »Und trotzdem hat er es nicht getan«, murmelte Sellers vor sich hin.
    »Sie machen aus einer Mücke einen Elefanten, Sellers«, sagte ich.
    »Schweigen Sie doch mal ’nen Moment«, sagte er. »Ich überlege gerade.«
    Bertha jedoch plapperte dazwischen: »Vielleicht wollte er den Fahrstuhl wieder in Gang setzen... «
    Doch Sellers reagierte nicht, er kaute an seiner kalten Zigarre, wobei seine Augen mich nachdenklich und düster musterten.
    Ich begegnete seinem Blick mit meiner besten Unschuldsmiene, wie ich überhaupt für das ganze Palaver der beiden sichtbares Desinteresse zur Schau trug.
    Plötzlich schoß es aus Sellers hervor: »Jetzt hab ich’s - natürlich. Warum sind wir nicht gleich darauf gekommen?«
    »Worauf?« fragte Bertha neugierig.
    Sellers riß die Wohnungstür auf, trat auf den Korridor, wandte sich zu mir mit der Frage: »Wo ist die Tür zur Treppe?«
    »Sie sind doch selbst die Treppe hinaufgelaufen«, antwortete ich spöttisch. »Da müssen Sie doch wissen, wo...«
    »Ich suche nicht die Treppe, die nach unten, sondern die nach oben führt.«
    Ohne zu zögern, zeigte ich ihm die richtige Tür. Dann hörte ich ihn nach oben gehen.
    Nun wandte ich mich Bertha zu: »Du hast ja eine verdammt merkwürdige Auffassung von einer Geschäftspartnerschaft.«
    »Ja, denkst du denn, daß ich hier den Prügelknaben abgebe? Warum hast du mir nichts davon gesagt, daß bereits ein Mädchen in deiner Wohnung ist?«
    »Man kann keine Privatdetektei führen und Personen bei sich verstecken, die von der Polizei gesucht werden. Deswegen wollte ich Carlotta Hanford von Anfang an nicht nach hier bringen.«
    Bertha begann zu keifen: »Was hat dich in der letzten Zeit eigentlich so zimperlich gemacht? Das Dumme bei dir ist, daß du eben keinen Sinn fürs Geldverdienen hast.«
    »Wie soll ich das verstehen?«
    »Weil du immer den finanziellen Teil vergißt«, sagte sie. »Sobald da so ein kleines Flittchen auftaucht und dir schöne Augen macht, wirst du schon kopflos, und die Arbeit unserer Agentur interessiert dich nur noch am Rande. Jeden Morgen, wenn ich aufwache, frage ich mich, was wohl der neue Tag wieder für unangenehme Überraschungen durch dich bringen wird. Ich... «
    Die Tür wurde aufgestoßen, und Inspektor Sellers führte Ruth Otis an der Hand ins Zimmer.
    »Schaut her, was mir da in die Arme gelaufen ist«, sagte er triumphierend.
    »Ach, das ist ja nicht zu glauben!« stieß Bertha hervor.
    Ruth sagte: »Bitte, lassen Sie mich los, wo nehmen Sie nur das Recht her, mich hier in diese Wohnung zu zerren? Wer sind diese Leute überhaupt?«
    Sellers tröstete sie: »Warum so aufgeregt, meine Dame? Sie wollen doch nicht etwa behaupten, daß Sie noch niemals in dieser Wohnung gewesen sind?«
    »Wie kommen Sie nur darauf?«
    »Woher stammen dann die vielen Fingerabdrücke von Ihnen hier überall?«
    Jetzt schaltete ich mich ein: »Das ist alles ganz billiger Bluff. Sie haben weder von dieser Dame noch aus der Wohnung Fingerabdrücke, die... «
    »Wer hat Ihnen erlaubt, sich hier einzumischen?« brüllte mich Sellers an.
    Ich protestierte: »Schließlich ist das meine Wohnung!«
    »Schon richtig«, erwiderte Sellers gedämpfter. »Sie wohnen hier, Mr. Lam, aber ich könnte auch sagen: Sie haben hier gewohnt. Ihr ständiger Wohnsitz wird in Kürze ein großes, graues Haus mit vielen kleinen Einzelzimmern sein. Aber nur eins davon werden Sie bewohnen dürfen, und das wird schwedische Gardinen vor dem Fenster haben.«
    »Seit wann ist es denn ein Verbrechen, sich von einem Mädchen die Hausarbeit verrichten zu lassen?« fragte ich.
    Nun versuchte auch Ruth einen Vorstoß in meine Richtung: »Also schön, damit keine Mißverständnisse aufkommen, sollen Sie wissen, wie es sich verhält. Donald lernte ich vor einem Monat kennen und verliebte mich in ihn. Wir haben feste Pläne. Wenn alles klappt, werden wir demnächst heiraten.«
    »Sie haben also hier gewohnt?«
    »Noch nicht lange«, sagte Ruth. »Nur die letzten Tage.«
    Sellers schritt zum Kleiderschrank, öffnete die Tür und wies mit der Hand auf meine Anzüge und Mäntel: »Und wo ist Ihre Garderobe?«
    »Da

Weitere Kostenlose Bücher