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Der Schwur der Königin

Der Schwur der Königin

Titel: Der Schwur der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher W. Gortner
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dennoch begonnen, insgeheim damit zu hadern, dass meine Figur sich vielleicht nie wieder von ihrer Verunstaltung erholen würde, zumal sich das unsichtbare Wesen in mir auch noch fest entschlossen zeigte, mich mit kräftigen Tritten von innen auszubeulen.
    Ein Junge, hatte die Hebamme gemeint; es müsse einfach ein Junge sein. Das hatte Fernandos Fürsorglichkeit natürlich erheblich gesteigert und eine Lawine voreiliger Glückwunschgeschenke von seinem Vater aus Aragón ausgelöst. Carrillo teilte die Auffassung der Hebamme. Wann immer er mir, bewaffnet mit den neuesten Nachrichten und Geld für unsere Ausgaben, einen Besuch abstattete, erinnerte er mich unweigerlich daran, dass ein Sohn eine Wende zu unseren Gunsten bewirken würde. Egal wie viel Schaden Enrique noch anrichtete, alles würde sich ändern, sobald ich einen infante gebar. Ein Junge konnte Kastilien und Aragón regieren. Damit wäre unser Sohn der erste König, der über beide Reiche herrschen würde.
    »Ein männlicher Erbe als unser Nachfolger«, murmelte ich. »Und Enrique hat nichts als dieses Kind, das alle la Beltraneja nennen.« Auf den Fenstersims gestützt, spähte ich durch die Butzenscheiben hinaus. »Das ganze Land wird sich um unsere Standarte sammeln …«
    »Hoheit?«, fragte Inés, die mich nicht verstanden hatte, da sie weiter hinten mit meinen Truhen beschäftigt war.
    Ich drehte mich seufzend um. Die arme Inés hatte am meisten unter meiner erzwungenen Abkapselung zu leiden gehabt. »Unser Gefängnis in Dueñas«, wie ich unsere Bleibe nannte, war vor allem ihr Kerker geworden. Während ich kaum etwas unternehmen konnte, ritt Fernando trotz des für einen Herbst übermäßig feuchten Wetters mit seinen Männern oft den ganzen Tag lang zur Jagd auf Hirsche, Hasen und sonstiges Wild, das wir im Winter fürs Überleben benötigen würden.
    Beatriz war widerstrebend nach Segovia zurückgekehrt. Da Enrique nun wieder in Kastilien war, verstärkte Villena den Druck auf ihren Mann, ihm die Schatzkammer zu öffnen, sodass Cabrera sie an seiner Seite benötigte. Unerklärlicherweise hatte Enrique Zuneigung zu Beatriz gefasst. Wie auch immer, sie war die Einzige, der es gelang, ihn davon abzubringen, Villenas verrückten Forderungen nachzugeben, die unter anderem den Einsatz einer Armee gegen mich vorsahen. Dank ihrer Briefe wusste ich, dass sie Enrique dazu überredet hatte, wegen meines Zustands Nachsicht zu üben und uns fürs Erste in Ruhe zu lassen. Aber auch wenn sie womöglich meine Absetzung als seine offizielle Erbin abgewendet hatte, konnte nicht einmal sie verhindern, dass er mir mein Einkommen vorenthielt und uns damit in die Armut trieb. So belastete mich die Sorge, dass er uns noch viel Schlimmeres antun würde, wenn mein Kind erst geboren war.
    »Hat mein Brief den Palast verlassen?«, erkundigte ich mich und schlurfte zu meinem gepolsterten Stuhl und dem Stapel einfacher Wäsche zurück, die ich für die vielen Witwen und Bettler dieser Stadt nähte, die mir ihren Schutz gewährt hatte.
    »Ja, Cárdenas hat ihn heute Morgen persönlich nach Segovia gebracht.« Inés betrachtete mich nachdenklich. »Hoheit, es steht mir nicht zu, Euch Vorhaltungen zu machen, aber erwartet Ihr wirklich, dass Seine Majestät Euch antwortet? Das wird der sechste Brief sein, den Ihr ihm in ebenso vielen Monaten gesandt habt.«
    »Ich weiß.« Ich setzte mich. Sehr zu meinem Kummer hatten mich die wenigen Schritte durch das Gemach bereits erschöpft. »Aber ich wage nicht, damit aufzuhören. Sogar falls er sie ignoriert: Wenn ich ihm ständig neue Briefe sende und gebetsmühlenhaft meine Loyalität und Liebe zu ihm als meinem König und Bruder beteure, geht er vielleicht am Ende nicht noch weiter als bisher.«
    »Aber er selbst ist ja gar nicht das Problem«, erwiderte Inés.
    Ich blickte sie nachdenklich an. »Du hast recht«, sagte ich leise. »Er wird in allem von Villena beeinflusst. Solange dieser Mann Enriques Herz und Ohr besitzt, gibt es für mich allenfalls Hoffnung auf Aufschub von …«
    Ein jäher Krampf verschlug mir den Atem. Ich keuchte auf und fasste mir instinktiv an den Bauch. Doch schon schüttelte mich die nächste Zuckung. Das konnte nicht sein! Ich war doch erst im siebten Monat! Bis zur Geburt waren es noch …
    Der dritte Krampf war so heftig, dass ich aufschrie. Eine warme Flüssigkeit sickerte an meinen Schenkeln hinab. Als auch mein Rocksaum nass wurde, bat ich Inés: »Schnell! Hol die Hebamme. Sie hat sich geirrt. Die

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