Der Schwur der Königin
Gesetz entspricht und unanfechtbar ist.«
»Und das werden wir auch tun.« Endlich löste sich Fernando aus seiner Starre und umfasste erneut meine Hände, fester jetzt, damit ich mich ihm nicht wieder entziehen konnte. »Ich verspreche dir, dass ich Kardinal Borgia persönlich schreiben werde. Aber jetzt ist nicht die Zeit. Es gibt Dringlicheres, womit wir uns befassen müssen.«
»Was könnte dringlicher sein als die Gültigkeit unserer Verbindung? Enrique beschuldigt uns, in einem Zustand der Würdelosigkeit zusammenzuleben, damit er an meiner Stelle das illegitime Kind der Königin auf den Thron setzen kann.« Meine Stimme wurde lauter, obwohl ich mir alle Mühe gab, sie zu beherrschen. »Wegen dir, deinem Vater und Carrillo ist mein Anspruch auf Kastilien gefährdet!«
»Deine Sicherheit ebenso«, erwiderte er, womit er mir den Wind aus den Segeln nahm. »Du bist hinausgeeilt, bevor Carrillo uns den Rest der Nachricht mitteilen konnte. Villena hat die Granden in eine Allianz gegen uns gelockt. Wir sind der Feind – du und ich. Isabella, hier können wir nicht mehr bleiben. Valladolid liegt in einer Ebene, die uns keine Möglichkeit zur Verteidigung bietet. Mein Großvater hat uns seine Soldaten zum Schutz angeboten, aber wir müssen in einer Burg mit Wassergraben und festen Mauern Zuflucht suchen. Nur dort lassen sich die Männer des Königs abwehren.«
Ich sah ihm in die Augen – diese ausdrucksvollen braunen Augen, die mir schon so vertraut geworden waren und von denen ich überzeugt war, sie könnten mich nie belügen, egal was der Mund sagte. Ich entdeckte keine Täuschung darin.
»Wohin können wir uns wenden?«, flüsterte ich und erschauerte bei dem Gedanken an einen weiteren heimlichen Aufbruch, an eine neuerliche Flucht durch die Nacht zu einer befestigten Anlage. Es kam mir so vor, als hätte ich, seit Enrique in mein Leben getreten war, nichts anderes getan, als vor ihm zu fliehen.
»Carrillo meint, dass die Burg von Dueñas vorläufig ihren Zweck erfüllen wird.«
»Dueñas?«, wiederholte ich niedergeschlagen. »Aber das ist ja am Ende der Welt!«
»Schon, aber Carrillos Bruder ist der Bürgermeister der Stadt. Dort werden wir in Sicherheit sein.« Fernando begann meine Hand zu liebkosen, ehe er es wagte, zu fragen: »Ist mir verziehen worden?«
Ich nickte. »Aber du darfst mich nie wieder anlügen, Fernando. Versprich mir das.«
Er beugte sich über mich und flüsterte mir auf die Lippen: »Das verspreche ich.«
Seine Berührung, das zwischen uns aufflammende Begehren wärmten mich, doch als wir in den sala zurückkehrten, beschlich mich erneut die Sorge, dass wir mit unserem Eifer zu heiraten Gott erzürnt hatten. Auch wenn ich keine Ahnung hatte, welche Prüfungen noch auf uns warteten, fürchtete ich, dass uns das Äußerste abverlangt würde.
Und das, während ich spürte, dass sich in mir neues Leben regte.
19
Inés schwirrte um mich herum, eine Tasse mit einem ihrer bewährten Kräutertees in der Hand. »Doktor Santillana sagt, dass Ihr das trinken müsst. Kamille hilft gegen Launenhaftigkeit.«
Ich schnitt eine Grimasse. »Ich bin guter Hoffnung. Da ist Launenhaftigkeit normal. Das Einzige, was Kamille bewirkt, ist Verstopfung, und die hätte mir gerade noch gefehlt.«
Ich verscheuchte sie und stemmte mich schwerfällig hoch, eine Hand auf den ausladenden Bauch gepresst. Jetzt war ich im siebten Monat, kam mir aber vor, als müsste ich jeden Moment gebären. Meine Füße und Knöchel waren geschwollen, meine Verdauung ein einziges Durcheinander und meine Gemütslage unausgeglichen – vorsichtig ausgedrückt. Die ganze Angelegenheit hatte mich völlig unvorbereitet getroffen. Ich hatte gedacht, ich würde bis kurz vor den Wehen aktiv und voller Tatendrang sein; schließlich war ich erst neunzehn Jahre alt, und die Hebamme hatte mir auf ihre ungehobelte Weise versichert, dass Mädchen meines Alters gebären »wie die Kühe auf der Weide«.
Zumindest das war bisher nicht der Fall gewesen. Zusammen mit den anderen Beschwerden war ich von Schlaflosigkeit geplagt, und von all meinen Eigenschaften war mein Appetit die einzige, die keine verblüffende Veränderung erfuhr. Fernando schwor mir zwar ein ums andere Mal, dass ich wunderschön sei und einer üppigen Madonna wie in den modernen italienischen Gemälden gleiche, vermochte mich damit jedoch nicht zu überzeugen. Auch wenn mein Wohlbefinden noch nie von der Befriedigung meiner Eitelkeit abhängig gewesen war, hatte ich
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