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Der Schwur der Königin

Der Schwur der Königin

Titel: Der Schwur der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher W. Gortner
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Wehen fangen an – schon jetzt!«
    An die nächsten vierzehn Stunden konnte ich mich später kaum erinnern. Die Hebamme und ihre Helferinnen bemühten sich um mich, während ich mich stöhnend auf meinem Gebärstuhl wand. Die dampfenden Kräuteraufgüsse und der saure Gestank meines eigenen Schweißes und Urins erstickten mich schier in dem überhitzten Gemach. Auf meine Bitte hin war mein Gesicht mit einem Seidenschleier bedeckt worden, damit niemand meine verzerrten Züge sehen konnte. Die Schmerzen waren schlimm, aber immerhin erlaubte mir mein Zustand noch, an meine Würde zu denken. Irgendwann begann ich, Gebete an die Heilige Jungfrau zu sprechen, die Frauen in der Stunde der Niederkunft beisteht. Doch als es immer länger dauerte und die Schmerzen mich unerbittlich wie ein Schraubstock in den Griff nahmen, brachte ich nur noch ein atemloses Flehen zustande. Noch nie hatte ich solche Qualen erlebt. Alles hätte ich hergegeben, nur um in mein Elend während der Zeit vor der Niederkunft zurückkehren zu dürfen. In der tiefsten Nacht, als ich in Frauengesichter starrte, die miteinander zu einem ununterscheidbaren Einerlei verschwammen, während sie mich alle zusammen bedrängten: »Pressen! Pressen!«, begriff ich endlich, dass ich sterben konnte. Und dabei hatte ich kaum noch die Kraft, um zu atmen.
    In Wahrheit war es immer bei mir gewesen – dieses unsichtbare Schreckgespenst. Es war der Fluch unseres Geschlechts, uns aufgebürdet durch Evas Sünde. Ob Gemeine oder Königinnen, Frauen starben jeden Tag im Kindbett. Bei der Verrichtung meiner täglichen Andacht hatte ich über den Tod nachgedacht und mir vorgenommen, meine unsterbliche Seele darauf vorzubereiten; doch jetzt, da ich darum kämpfte, das Kind in meinem Unterleib hinauszupressen, und mein Kreischen mir wie das Heulen eines Tiers in den Ohren gellte, nahm er eine beängstigende Dringlichkeit an.
    Dann schließlich, als der zweite Oktobermorgen über Dueñas anbrach und ich den Mund öffnete, drang wie durch ein Wunder nur noch ein zittriges Seufzen ungeheurer Erleichterung heraus, das fast so etwas wie Freude ausdrückte. Ich sah an meinen blutverschmierten, gespreizten Schenkeln hinab und bemerkte, wie die Hebamme eine schleimbedeckte Gestalt an sich nahm, die nichts Menschenähnliches an sich hatte. Zwischen ausgetrockneten Lippen brachte ich ein Flüstern hervor: » Dios mío , ist das …?«
    Die Frauen drängten sich darum. Ich hörte Wasser spritzen und nach einer kurzen Pause ein Klatschen. Inés, die schweißgebadet war und aussah, als hätte sie selbst Wehen durchlitten, tupfte mir mit einem Tuch die Stirn ab, doch wir starrten beide die schwarz gekleideten Frauen an.
    Schließlich wandten sie sich uns zu. Ich packte Inés’ Hand so fest, dass dort noch tagelang ein blauer Fleck prangen sollte. Die Hebamme, die irgendwann erklärt hatte, dass sie sich bei der Berechnung meiner Empfängnis getäuscht haben musste, streckte mir den wimmernden nackten Säugling entgegen.
    »Ein Mädchen, Eure Hoheit«, sagte sie trocken, »und wohlgeformt, wie Ihr sehen könnt.«
    Und nun, nach ihrer unfreiwilligen Ankunft in dieser Welt, stieß meine kleine Tochter ein Heulen aus, das mir tief ins erschöpfte Herz schnitt.
    Fernando war außer sich vor Freude. Sobald er sich vergewissert hatte, dass mir nichts fehlte, hatte er nur noch Augen für die kleine Isabél – wie wir sie zu Ehren meiner Mutter nannten – und nahm sie stolz in die Arme, um sie, in Samtdeckchen gehüllt, vor dem ganzen Hofstaat herumzuzeigen.
    »Sie ist einfach vollkommen«, flüsterte er mir in der Nacht ins Ohr, als er sich in meine Gemächer stahl, obwohl es eine Sünde war, ihn zu empfangen, solange ich nicht durch den Segen eines Priesters vom Makel der Kindsgeburt gereinigt worden war. Er saß auf dem Bett, zwischen uns Isabél in ihrer Wiege, die kleinen Fäuste vor dem Gesichtchen geballt, und bewunderte sie in entzücktem Schweigen, als wäre sie das Wertvollste, was er im ganzen Leben gesehen hatte.
    »Ich dachte schon, du wärst enttäuscht, weil es kein Sohn ist«, sagte ich schließlich.
    »Mein Vater ist enttäuscht«, antwortete er. »Carrillo ebenfalls. Unser ehrwürdiger Erzbischof gebärdet sich gar, als wäre das Ganze persönliches Versagen, und bläst Trübsal, weil das salische Gesetz in Aragón Frauen die Thronfolge verbietet. Er prophezeit eine Katastrophe.«
    »Was für eine lächerliche Sitte!«, ereiferte ich mich. »Wie kann es recht sein, der

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