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Der Schwur der Königin

Der Schwur der Königin

Titel: Der Schwur der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher W. Gortner
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Streithähnen im Süden herbeiführen wollte. Da wir bereits beschlossen hatten, die letzten Reste des Widerstands der Adeligen in der Extremadura zu brechen, war es in diesen entscheidenden Tagen völlig ausgeschlossen, dass wir beide Andalusien verließen. Aber das änderte nichts an meiner Entschlossenheit, allein in den Süden zu reiten. Fernando versuchte, es mir auszureden, wies auf die Gefahren einer Reise in das gesetzlose, von Mauren heimgesuchte Andalusien hin, aber ich ließ mich nicht umstimmen. Ich gab ihm und der überraschten Isabél einen Abschiedskuss, packte meine Sachen, sattelte Canela und floh in den Süden.
    Südwärts in die gleißende weiße Hitze – in den verschwenderischen Garten Andalusien, wo Granatäpfel, Feigen, Datteln und Zitronen an den Bäumen glänzten wie Edelsteine an der Kehle einer Sultanin; südwärts in eine Gegend, wo weiß getünchte Städte sich an aquamarinblaue Buchten schmiegten und ich mit meinem Kummer allein sein konnte.
    Natürlich hatte ich von den Geschichten über Sevilla gehört. Wer hatte das nicht? Es war eine unserer ältesten und größten Städte, der frühere Regierungssitz der maurischen Eindringlinge, bevor König Fernando III. sie im dreizehnten Jahrhundert vertrieb. Erbaut an den Gestaden des smaragdgrünen Guadalquivir, mit einem Hafen, in dem täglich Handelsschiffe aus Afrika und der Levante, aus dem fernen England und den Niederlanden anlegten, war Sevilla ein weißes Zuckerwerk aus filigranen Türmen und vergitterten Balkonen über gewundenen Straßen; eine Stadt, überschattet von mächtigen Palmen und Bitterorangenbäumen, deren Früchte ungenießbar waren, aber einen betörenden Duft verströmten, wenn man sie destillierte. Hier schwelten unter der vergoldeten Oberfläche der Stadt Gewalt und Blutschuld, jene Kehrseiten Analusiens; hier, im Herzen der Welt, wo vor langer Zeit Mauren, Juden und Christen in Harmonie miteinander gelebt hatten, war alles möglich.
    Ich hatte erwartet, vor den berühmten Wasserspiegelungen der Stadt in Ehrfurcht zu erstarren, den berauschenden Orangenduft in mich einzusaugen und in eine Zeit versetzt zu werden, als es keine klaren Grenzen zwischen Religionen und Hautfarben gab. Und ich wurde nicht enttäuscht. Freilich erzählte ich niemandem, dass die Schönheit Sevillas mich am tiefsten berührt hatte, als das Volk mich beim Verlassen meiner Barke an der Magdalenenbrücke mit Schauern aus Rosenblüten und Gitarrenklängen willkommen hieß. Während ich dort vor dem erhabenen geöffneten Stadttor stand, regte sich in mir etwas, wovon ich schon befürchtet hatte, ich hätte es für immer verloren – eine feurige Aufwallung, die mein Blut schneller fließen ließ.
    Ich fühlte mich wieder lebendig.
    Ich bezog den prachtvollen Alkazar in der Mitte der Stadt in der Nachbarschaft der unvollendeten Steinkathedrale, die sich über den Trümmern der niedergerissenen Moschee erhob. Im Palast durchdrang das überall gegenwärtige Wasser mit seinen Geräuschen sämtliche Sinne – es plätscherte in Mosaikbrunnen, schoss aus friedlichen Becken in den Gärten in anmutigen Bögen empor und ruhte in den von Lilien verhüllten Teichen. Wasser und Hitze, ein verführerisches Gemenge, das in mir den Wunsch weckte, meine beengenden Kleider abzuwerfen und nackt wie eine Wildkatze durch meine Gemächer zu schreiten, die in diesem Labyrinth aus Sandelholz, bemalten Fliesen und Marmor eines ins andere übergingen.
    Meinen offiziellen Audienzraum richtete ich im großen sala ein. Hier empfing ich, unter dem mit unserem Wappen gezierten Baldachin inthronisiert und selbst in meinen leichtesten Gewändern schwitzend, den Herzog von Medina Sidonia, zu dessen Hoheitsgebiet Sevilla und der größte Teil der Bezirke außen herum gehörten.
    Groß, hager, ja, fast ausgezehrt, mit silbern durchwirktem schwarzen Haar, das er von der flachen Stirn aus nach hinten gekämmt hatte, und einer hervortretenden Narbe an der Schläfe, verkörperte er den Stolz des südlichen Teils unseres Landes. Er betrachtete mich mit leichter Herablassung, die gar nicht zu seinen tadellosen Manieren passte. Sein Gebaren ließ ahnen, dass er es nicht gewohnt war, sich jemandem unterzuordnen, schon gar nicht einer Frau. Sich mit geübter Eleganz verbeugend, brachte er hervor: »Ich erweise Eurer Hoheit meine Ehre und übergebe Eurer königlichen Eminenz die Schlüssel zu dieser meiner Stadt, in welcher Ihr jetzt uneingeschränkt herrschen sollt.«
    Seine Worte waren

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