Der Schwur der Königin
Beltraneja angezettelt hatte. Seit seiner Niederlage gegen uns und Roms danach erfolgter Weigerung, ihm den verlangten Dispens für seine Ehe mit Joanna zu erteilen, spuckte er Gift und Galle. Jetzt hatte er eine Horde unzufriedener kleiner Adeliger dazu bestochen, eine Revolte in dem Moment loszutreten, als Fernando ihm den Rücken kehrte.
»Was soll ich nur tun?«, beklagte ich mich bei Beatriz. Ich saß an meinem Pult und las die letzten Berichte des Admirals, den ich an der Spitze der Armee losgesandt hatte, damit er den Aufstand niederschlug. »Don Fadrique schreibt, dass er alle darin verwickelten Adeligen verhaftet hat. Sie werden selbstverständlich ihrer Ländereien beraubt und hingerichtet, aber er musste ihre Felder abbrennen, die Dorfbewohner zusammentreiben und die Portugiesen wie wilde Hunde über die Grenze jagen.« Ich wedelte mit dem Pergament. Mein Zorn hatte meine Müdigkeit vertrieben. »Diese Ungläubigen sind mit Säcken voller Schätze, die sie in unseren Kirchen geraubt haben, über die Grenze geflohen! Sie haben das geplündert, dessen Verlust wir uns am wenigsten leisten können, und dann haben sie auch noch unsere Männer von der anderen Seite aus verhöhnt!«
Ich schleuderte das Dokument auf das Pult, und die Kerze flackerte wild. »Damit kann ich Alfonso nicht davonkommen lassen. Es war naiv von mir anzunehmen, Joanna würde Ruhe geben, wenn wir sie nach Portugal ins Exil schicken. Laut Fadrique haben die meisten Adeligen im Verhör zugegeben, dass sie deshalb gegen meine Herrschaft rebelliert haben, weil Joanna sich als Enriques wahre Tochter und Kastiliens einzige Königin bezeichnet! Wie kann sie es wagen, mein Recht auf den Thron anzuzweifeln, wo doch die ganze Welt weiß, dass sie Beltrán de la Cuevas uneheliches Kind ist?«
Beatriz, die damit beschäftigt war, meine Wäsche mit Lavendel und Anis zu parfümieren, ehe sie sie zusammengelegt im Reisesack verstaute, sah von ihrer Arbeit auf. »Vielleicht solltet Ihr ihr einen Friedensvertrag anbieten«, schlug sie vor.
»Lieber biete ich ihr eine Salve Kanonenfeuer an!«, erwiderte ich.
Sie lachte auf. »Gewiss. Aber Kanonenpulver ist teuer, und Alfonso ist ein Feigling. Er wird sich in seiner Festung verstecken und die ganze schmutzige Arbeit Euch überlassen. Wenn Ihr hingegen einen Friedensvertrag anbietet und darauf besteht, mit der Schwester Eurer leiblichen Mutter, Prinzessin Beatrice, zu verhandeln, dann könntet Ihr …«
»Dann könnte ich fordern, dass die Verwahrung der Beltraneja streng durchgesetzt wird.« Ich grinste. »Beatriz, du hättest Diplomatin werden sollen. Das ist die perfekte Lösung. Alfonso wird es nicht wagen, mich zu brüskieren, vor allem dann nicht, wenn ich mein Angebot mit einem Versprechen versüße: Sobald meine Isabél volljährig wird, wollen wir für sie eine eheliche Verbindung mit dem Sohn seines Kronprinzen erwägen, den er wegen des Altersunterschieds dann doch nicht mit der Beltraneja verheiraten wird. So kann ich ihn mit seinen eigenen Waffen schlagen und ihm trotzdem das geben, was er haben will: Sein Standesdünkel bleibt gewahrt, und obendrein erhält er eine ansehnliche Mitgift für Isabél.«
Beatriz, die mittlerweile die Wäsche zu einem Stoß gestapelt hatte, nickte anerkennend. »Dann macht Euch an die Arbeit. Alles ist besser, als Euch in den nächsten acht Monaten Trübsal blasen zu sehen.«
Lachend beugte ich mich über mein Pult und tauchte voller frischem Schwung die Feder ins Tintenfass.
In seinem Antwortschreiben teilte mir König Alfonso mit, dass er mich an unserer gemeinsamen Grenze zu einem Gespräch über meinen Vorschlag treffen würde. Es sei an der Zeit, unseren Streit ein für alle Mal zu beenden, erklärte er. Doch nachdem ich meine Kinder Beatriz anvertraut hatte und zwei Tage lang in einer Sänfte zur windumtosten Burg Alcántara gereist war, musste ich erfahren, dass der König erkrankt war. Zwei Wochen lang brütete ich dort in der Gluthitze, ehe ich die gute Nachricht erhielt, dass der König Joanna meiner Tante mütterlicherseits, Beatrice von Portugal, übergeben würde, von der er sich auch bei den Verhandlungen vertreten lassen würde. Genau so hatte ich es mir von Anfang an gewünscht.
Ich umarmte meine hochgewachsene, elegant gekleidete Blutsverwandte, der ich bis dahin nie begegnet war. Ihre blaugrünen Augen und das ovale Gesicht weckten schmerzhafte Erinnerungen an die Züge meiner Mutter. Ich spürte auf Anhieb, dass Beatrice eine Verbündete
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