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Der Schwur der Königin

Der Schwur der Königin

Titel: Der Schwur der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher W. Gortner
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miteinander verbracht. Bist du nicht auch dieser Meinung? Bist du froh, hier zu sein?«
    Ohne mir bewusst zu sein, was ich im Begriff zu tun war, legte ich die Hand auf die seine. Im Vergleich zu seiner fleckigen, behaarten Haut wirkten meine Finger weiß und zart. »Ich bin froh, Euch wiederzutreffen. Und Segovia ist wunderschön. Ich brauche nur Zeit, um mich einzuleben. Wie Ihr sagt, all das ist neu für mich.«
    Ich sah Fernando nicken, und sein zustimmendes Lächeln beflügelte mein Selbstvertrauen. Aus welchem Grund auch immer war mir seine Meinung wichtig. Ich hatte das Gefühl, dass er von mir nur das Beste erwartete.
    »Was kann ich tun, damit du dich heimischer fühlst?« Enrique klang bekümmert. »Es ist deine Mutter, nicht wahr? Du wolltest sie nicht verlassen. Sie fehlt dir.«
    Ich zögerte, war mir nicht sicher, was ich sagen sollte. Tatsächlich vermisste ich mein behagliches, kleines Gemach in Arévalo; vermisste das Hundegebell in der Nacht, das Klappern und Scheppern, wenn die Bediensteten unter Doña Claras strengem Blick den Tisch im Saal deckten. Aber vermisste ich meine Mutter? Ich konnte es beim besten Willen nicht sagen.
    »Ich habe vorgeschlagen, auch sie hierherzuholen«, erzählte mir Enrique mit belegter Stimme. »Aber Carrillo hat mir davon abgeraten. Er meinte, sie würde zu viel Einfluss ausüben, wie Mütter das oft tun, und Alfonso müsse jetzt lernen, sich mit dem zweiten Rang in der Thronfolge abzufinden.«
    Ich gab mein Erschrecken über diese Worte nicht preis. Wusste meine Mutter, dass sie um Haaresbreite ebenfalls an den Hof gerufen worden wäre? Oder hatte Carrillo sie in die Irre geführt, weil er seine eigenen, verborgenen Ziele verfolgte und danach trachtete, uns von ihr zu trennen?
    Enriques und mein Blick trafen sich. Seine Augen verrieten keinerlei Arglist, nur den ernsthaften Wunsch zu gefallen, und plötzlich spürte ich den Drang, ihm alles zu offenbaren. Er war der erstgeborene Sohn meines Vaters; wir waren Bruder und Schwester, vom gleichen Fleisch und Blut. Wir sollten einander schützen und zusehen, dass wir nicht wie die Bauern auf dem Schachbrett des Erzbischofs gegeneinander ausgespielt wurden.
    Doch mir fehlten auf einmal die Worte. Ich nahm mir vor, es ihm später zu sagen. Falls etwas passierte – nein, bevor etwas passierte. Bestimmt würde ich von irgendwelchen Machenschaften erfahren. Diese würden sich dann zwangsläufig um Alfonso drehen, und Carrillo wäre auf die Mitwirkung meines Bruders angewiesen. Alfonso würde es mir erzählen; er würde Enrique ebenso wenig verraten wie ich.
    Die Bediensteten räumten unsere verschmutzten Holzteller und das Besteck ab und brachten uns Silberschüsseln mit Rosenwasser und Leinenservietten, damit wir uns die Finger säubern konnten. In der Galerie stimmten die Musiker ihre Violinen und Lauten. Und als ihre Klänge über die Versammelten hinwegschwebten, verließen immer mehr Höflinge ihre Sitze, und Diener stürzten herbei, um die Tische wegzutragen und auf dem Boden Platz zu schaffen.
    Der Kopf tat mir weh. Für einen Tag hatte ich genug erlebt. Aber da Beatriz verschwunden war, wandte ich mich wieder Enrique zu. Ich wollte mit ihm plaudern, bis sich eine Gelegenheit ergab, mich zurückzuziehen.
    Enrique hatte sich in seinem Stuhl zurückgelehnt, woraufhin die hübsche verschleierte Gestalt, die ihn vorhin bedient hatte, aufs Podest zurückhuschte und ihm die Hände auf die Schultern legte. Der Schleier verhüllte ihre Nase und ihren Mund, nicht aber die wunderschönen dunklen Augen, deren Lider dick mit einem Kohlestift nachgezogen und mit Goldstaub gepudert waren. Die Gestalt beugte sich über ihn und flüsterte ihm etwas ins Ohr.
    »Ja, mein Süßer«, murmelte Enrique. »Nur noch eine kurze Weile. Es muss so aussehen, als würden die hier dargebotenen Zerstreuungen mir gefallen. Bitte sei geduldig und reibe mir den Rücken. Ich habe schreckliche Schmerzen.«
    Die Gestalt nahm den Schleier ab. Und ich erstarrte. Darum sah ich nicht so sehr, sondern spürte eher, wie Fernando sich erhob und an mich herantrat. »Eure Hoheit, darf ich um die Ehre dieses Tanzes bitten?«
    Doch ich war zu keiner Bewegung fähig.
    Der als Haremsdienerin verkleidete Junge mit dem bemalten Gesicht lächelte mich in träger Gleichgültigkeit an, während seine Hände den König liebkosten. Enrique entwich ein Stöhnen, und schläfrig sagte er: »Geh nur, Isabella. Du bist jung, und es gibt hier so viel Vergnügen.«
    Fernando nahm

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