Der Schwur der Ritter
hat. Heute ist sie unsere Braut, und ihr gilt unser Wohlgefallen und unsere Dankbarkeit.«
Gemurmel erhob sich in der Menge, und Robert hob die Hand, um fortzufahren. »Neben ihr steht ihr Gemahl, der zu den wahren Helden von Bannockburn zählt, denn er ist es gewesen, der die unerwartete Reiterschar anführte, die die Engländer im entscheidenden Moment in Panik versetzt hat. Dank ihm und seinen Männern konnten wir den Sieg erringen und die Engländer aus unserem Land vertreiben.«
Er hielt inne und winkte Will und Jessie zu sich, dann erhob er seine Stimme zu einem mächtigen Dröhnen. »Schottland! Heiße gemeinsam mit mir das Brautpaar willkommen – Sir William und Lady Jessica von Roslin!«
Applaus erhob sich wie ein Sturm, und immer mehr Gesichter wandten sich ihnen zu, als die Leute begriffen, dass sie von der Rückseite des Saales kamen. Während sich die Fingernägel seiner Frau in seinen Unterarm bohrten, wurde Will von Dankbarkeit überwältigt, und er konnte sich nicht erinnern, in seinem Leben je so stolz gewesen zu sein.
2
S
TUNDEN SPÄTER SASS Will am Ende des rauschenden Festes mit dem König von Schottland und einigen seiner engsten Freunde im königlichen Gemach vor einem prasselnden Kaminfeuer zusammen. Seine Frau hatte sich gemeinsam mit der Königin und ihren Hofdamen zurückgezogen, nachdem sie ihn flüsternd daran erinnert hatte, dass heute seine Hochzeitsnacht war.
Während Will bei dem Gedanken daran lächelte, richtete der König das Wort an ihn.
»Ich wollte Euch den ganzen Abend schon fragen, wie es Euch damals gelungen ist, den perfekten Zeitpunkt für Eure Ankunft zu wählen.«
»Ich würde ja gern behaupten, dass es das Resultat meiner brillanten Strategie war, doch leider war es eher ein Unfall.«
Der König zog die Augenbrauen hoch und sah ihn fragend an.
Will zuckte mit den Achseln, und ihm war bewusst, dass ihm jetzt alle Anwesenden zuhörten. »Eigentlich wollten wir viel eher da sein, doch … wir wurden aufgehalten.«
»Aufgehalten?«
»Wir sind auf einen Trupp englischer Fußsoldaten gestoßen, denen wir nicht ausweichen konnten. Vielleicht sechshundert Mann, die von fünf Rittern zu Pferd befehligt wurden. Wir mussten kämpfen, und es hat uns einen halben Tag gekostet.«
»Hundert Männer gegen sechshundert?«
Will schüttelte den Kopf, und sein Mund zuckte. »Hundert berittene Templer, Euer Gnaden. Sie hatten keine Chance.«
»Und wie ist aus den Hundert dann die Armee geworden, die die Engländer in die Flucht geschlagen hat?«
»Es waren Männer und Frauen aus Eurem eigenen Lager. Sie haben sich uns entgegengestellt, weil sie uns für Engländer hielten. Dabei haben sie einen meiner Männer, Tam Sinclair, auf die Idee gebracht, sie tatsächlich als Kämpfer auszugeben. Den Rest habt Ihr selbst miterlebt.«
Der König schlug sich vor Begeisterung auf den Schenkel. »Ich möchte mich bei diesem Tam bedanken. Es hat den Anschein, als hätte Schottland seiner Geistesgegenwart viel zu verdanken. Glaubt Ihr, der Ritterschlag wäre das Richtige?«
»Das Richtige? Für Tam? Mylord, Tam weicht mir seit meiner Kindheit nicht von der Seite, und er ist des Ritterschlags würdiger als mancher andere. Doch er ist nicht von edlem Geblüt.«
»Das spielt keine Rolle. William Wallace wurde aufgrund seiner Verdienste zum Ritter geschlagen, nicht aufgrund seines Geblüts. Warum also nicht auch dieser Held aus Euren Reihen?«
Als Will am Ende des Abends durch die langen Korridore auf sein Quartier zuschritt, klangen ihm diese Worte des Königs noch im Ohr. Er konnte die alte Welt in der Zuversicht verlassen, dass auch hier eine neue Zeit heraufdämmerte.
Er erreichte sein Zimmer und löschte die Lampe, die schon so weit heruntergebrannt war, dass ihr Docht zu qualmen begann. Er legte seine Kleider ab und spürte die Kühle der Dunkelheit, als er nach der Bettdecke tastete und nackt darunterschlüpfte. Seine Frau hieß ihn mit ihrer Wärme willkommen und schmiegte sich wohlig seufzend in seine Arme. Sein neues Leben hatte begonnen; dieser Tag hatte ihm eine Gemahlin geschenkt, und die Zukunft versprach ihm ein verheißungsvolles neues Land.
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