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Der Schwur der Venezianerin

Der Schwur der Venezianerin

Titel: Der Schwur der Venezianerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Tschauder
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dereinst zu übernehmen. Kein infames Mittel ist Euch zu niedrig, um es für Eure Ziele zu nutzen. Seine Gattin habt Ihr aufs Schändlichste betrogen, den Ruf des großherzoglichen Hofes schändet Ihr. Ihr seid keine Stütze des Herrschers, Ihr seid sein Untergang. Nichts tut Ihr, dass er von den giftigen Dämpfen seiner Hexenküche ablässt, nichts tut Ihr, seine Sucht nach sinnlichen Getränken, nach allen Weibern dieser Welt zu unterbinden. Wozu seid Ihr eigentlich gut, Schönheit aus Venedig? Mich erstaunt es sehr, dass ein Mann wie Francesco, den billigen Reizen eines Weibes so unterliegt.“
    Ein Schmerz durchfuhr Biancas Brust, als Ferdinando Ihre Wunden so rücksichtslos berührte. Es verletzte sie, dass ihr Francesco, immer wieder bei den rauschenden Festen am Hofe, sich der Reize anderer Frauen bediente. Doch Ferdinando ließ sie nicht lange bei diesem einen Gedanken verharren, als er unbeirrt fortfuhr.
    „Doch gibt es einen gewaltigen Unterschied zwischen uns beiden, den Ihr zu unterschätzen scheint. Ich habe die Mittel und Fähigkeiten, Ihr seid ein Nichts, nur die Geliebte eines Medici, das mag im Bett genug sein, nicht zum Herrschen. Ein Wort von mir, und Ihr seid vernichtet.“
    „Was wollt Ihr erreichen mit Drohungen von Mord und Unterdrückung, wozu seid Ihr fähig?“
    „Lasst Euer Gefasel. Ihr wisst nicht, was die Verantwortung eines Medici ist. Um die Größe des Staates, um Ansehen und Anerkennung in der Welt, um das Wohlergehen seiner Bürger geht es. Und wenn ihr in diesem Spiel eine schlechte Karte seid, dann werden wir sie ablegen.“
    „Und um des Wohlergehens seiner Bürger willen seid Ihr bereit, Bürger zu beseitigen, Bürger zu ermorden.“
    „Wenn es darum geht, Schönheit, seid Ihr besser vorbereitet. Ihr seid selbst nicht in der Lage, im Bett dem Staate Toskana zu dienen. Meinem Bruder, dem Großherzog, könnt Ihr keineswegs eine Stütze sein. Er wird sich noch mit Euch umbringen.“
    „Worauf Ihr nur zu warten scheint“.
    „Zumindest lohnt es sich nicht für Euch, daraufhin zu arbeiten.“
    „Was abzuwarten wäre, Eure Hoheit“, fügte sie hinzu.
    Er starrte sie an, als blickte er direkt in Ihre verzerrte Seele. Und als sei sie bei einem Spiel ertappt worden, brach es urplötzlich aus Ihr hervor, Hass sprühte aus Ihren Augen.
    „Gut denn, Kardinal, Ihr wollt nicht den Frieden. So nehmt den Fehdehandschuh auf. Aug‘ um Auge, Zahn um Zahn. Ich werde mit besonderer Freude nach Euch schauen lassen.“
    „Offenbar, durchlauchtigste Schönheit, wolltet Ihr ein Versöhnungsgespräch. Ja ich werde mich versöhnen, mit Johanna und später mit Francesco.“ Ferdinando hatte nur ein leichtes, zynisches Lächeln für sie übrig, bevor er sich aus dem Saal begab.
    Bianca schnaufte eine Weile auf dem Audienzstuhl, bis sie sich beruhigt hatte. Hatte sie erreicht, was sie erreichen wollte? Zumindest hatte sie sich angesichts des Kardinals d’Medici nicht vor Ehrfurcht verkrochen. Das schon gab ihr eine Befriedigung. Ihr Leben aber schien mehr denn je in Gefahr.

Johanna von Habsburg
    Eine ungeliebte Ehefrau loszuwerden, dafür gab es mehrere Möglichkeiten. Eine war es, sie umzubringen. Die zweite war die, die Gattin zu verjagen. Morde und außer Landes schicken waren bei den größeren und kleineren Herrschern an der Tagesordnung. Für den Großherzog der Toskana war es nicht so einfach möglich. Der Papst selbst würde dann seine Zustimmung zu einer neuen Ehe verweigern. Das könnte ungeahnte Probleme mit sich bringen. Andererseits stand der Kaiser aus Österreich hinter seiner Schwester.
    Die dritte, die legalste der Möglichkeiten war die, der Frau möglichst viele Kinder zu machen, um sie eines Tages daran sterben zu lassen. Erschöpfung durch zu viele Geburten oder der Tod im Kindbett wurde häufig erlebt. Francesco arbeitete fleißig an der dritten Möglichkeit, seine Gemahlin Johanna zu eliminieren. Bianca unterstützte ihn darin, solange er sie selbst nicht vernachlässigte. Oft schien es dem Großherzog zu viel, beide Frauen mit steigender Lust befriedigen zu können. Freund und Feind sprachen über sein verhärmtes Gesicht, über seinen abnehmenden Bauch.
    Mit 31 Jahren, im Jahre 1578, hatte die Kaiserschwester sechs Kinder geboren. Bei der letzten Geburt hatte sie sich eine schwere Erkältung zugezogen. Die Erkältung ging in eine Bronchitis über, die Bronchitis in eine Lungenentzündung. Der Arzt wusste angeblich keinen Rat.
    Geschwächt und mit den Zeichen einer

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