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Der Schwur der Venezianerin

Der Schwur der Venezianerin

Titel: Der Schwur der Venezianerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Tschauder
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der Audienzsessel auf einer kleinen Empore stand, überragte sie der stehende Medici. Mit geneigtem Haupt blickte er auf sie herab, die Arme ausgebreitet, den Kopf aus den Schultern hervorstechend wie ein Adlerschnabel, den linken Fuß nach vorne gestellt, wie zum Sprung bereit. Ihre Blicke verkrallten sich ineinander.
    „Nun, was ist Euer Anliegen, Bianca Cappello?“, herrschte er sie wie eine Dienstmagd an, zeigte ihr unverhohlen seinen Hass.
    Doch darin gerade entdeckte sie auch seine Schwäche. Zu oft hatte sie in der heimischen Villa in Venedig den Hass der Stiefmutter zu spüren bekommen und dabei gelernt mit ihm umgehen, ihn für ihre Ziele nutzen zu können. Sein Hass, der ihn so offensichtlich dirigierte, ließ ihn nicht vernünftig reagieren. Bianca fühlte die Ruhe in ihren aufgebrachten Körper zurückkehren. Spielerisch legte sie diesmal ihre Hände um die Holzschnitzereien auf den Lehnen. Sie demonstrierte Gewohnheit. Sie gab sich angesichts des feindseligen Kardinals wie die Herrscherin der Toskana. Das war es doch, was ihn stets in Rage brachte. Sie hob ihren Oberkörper an, straffte ihren Hals, auf dem ihr Haupt majestätisch ruhte. Allein die aufrechte Haltung ließ sie besser atmen, sich mit mehr Kraft versorgen. Wie lächerlich erschien mit einem Mal die Pose des zornigen Medici. Ihr Mund lächelte geringschätzig und ihre Augen sprühten vor Lebensfreude und Kampfeswillen.
    „Kardinal Ferdinando d ‘Medici, Eure Eminenz, habe ich Euren Titeln genüge getan?“
    Eben noch beinahe eine Bittstellerin sah sie sich in der Rolle des Feldherrn, der die Attacke anführt.
    „Bleibt so stehen, wenn Ihr wollt. Ihr habt diese Position freiwillig eingenommen und durchaus verdient. Mich habt Ihr an den Platz begleitet, der mir nach Euren Worten gebührt, allerdings nicht von Euren Gnaden.“
    Ferdinando verharrte wie eine Marmorstatue in der ungemütlichen, tigerhaften Stellung. Bevor er reagieren konnte, lächelte die die Frau, die sich als Herzogin ausgab:
    „Ihr könnt auch eine andere Position einnehmen, die bequemer ist.“
    Behielt er nun die Position bei, konnte er nicht lange ernsthaft ein Gespräch führen, gab er die Haltung auf, schien er ihr zu gehorchen. Als Gefangener seiner eigenen unüberlegten Aggression nahm er schließlich eine bequemere Position ein. Doch noch immer saß sie lächelnd auf dem Audienzstuhl, der Medici stand vor ihr.
    „Nun, Eure Eminenz, was habt Ihr dem Großherzog angetan?“ Wie Keulenschläge trafen die sanft gesprochenen Worte hinter die Stirn des Kardinals?“
    Mit Leichtigkeit konnte der Mann aus der ersten Familie im Staate von jedermann die Angriffe gegen die Kirche, feindselige Attacken gegen seine Familie oder gegen andere Beschützte auffangen und parieren. Er hatte mit allem gerechnet, nicht aber mit der in Leichtigkeit vorgetragenen Verlagerung des Kampfes auf ein anderes Schlachtfeld. Es ging doch um sie. Warum stellte sie auf einmal diese unerhörte Frage?
    „Ihr habt vergessen, worum es hierbei geht“, suchte er allzu zögerlich das Schwert seiner Worte erneut in die Hand zu nehmen.
    „Ihr habt vergessen, was Ihr dem Großherzog der Toskana, angetan habt. Nun was ist es?“
    Der Kardinal hatte sich dem Fenster zugewandt.
    „Genug des albernen Spieles, was wollt Ihr von mir?“
    „Ein albernes Spiel heißt Ihr das, was Ihr begonnen habt?“ Bianca bohrte weiter in der geöffneten Wunde und sie streute Salz nach: „Sind alle Spiele von Euch so albern?“
    „Also, was wollt Ihr von mir, meine Zeit ist nicht dem Müßiggang gewidmet.“
    „Und doch habt Ihr Zeit genug, hinter mir herzuspionieren, lasst mich beobachten und verfolgen, nehmt hinterrücks Kontakt mit meiner feindseligen Familie in Venedig auf, spielt Euch schlimmer auf als meine Stiefmutter. Ist das etwa Eure Verbündete? Ihr macht ein schlechtes Geschäft dabei Ferdinando.“
    „Redet nicht solch alberne Worte, Eure Verliebtheit, niemand lässt Euch beschatten.“
    „Wenn es Euch recht ist, Ferdinando, so lege ich Euch Beweise vor, oder ich lasse sie Euch einfach zukommen, zuvor werde ich sie jedoch dem Großherzog vorgelegt haben. Vielleicht sogar dem toskanischen Volk übermitteln.“
    „Ihr wisst nicht, mit wem Ihr sprecht! Solch billige Drohungen werden mich nicht beeindrucken. Also was wollt Ihr? Wozu diese lange Rede.“
    „Ihr habt durch Euer Verhalten gezeigt, dass Ihr gegen mich seid. Was ist das falsche Bild, das Ihr von mir habt, korrigiert es.“
    Nun war es an dem

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