Der Schwur der Venezianerin
Medici, ein feines Lächeln zu zeigen. Sie zeigte ihre offene Wunde, nun wusste er, wo sie verletzbar war.
„Ich hab noch in keinem der Gesetze unseres Landes gefunden, dass ich die Gespielin meines Bruders lieben muss, noch weiß ich nicht, ob Francesco damit einverstanden wäre.“
„Doch seid Ihr ein Kardinal der heiligen Römischen Kirche, Ferdinando. Die Kirche predigt Liebe und Verstehen, Ehrlichkeit und die Verdammnis der Verleumdung, haltet Euch daran.“
Wie in einem Vulkan brodelte und kochte es in ihm, bevor die Worte des Kardinals explodierten. Sein Speichel belegte seine Lippen, seine Wangen glühten, und voller Zorn sprühten seine Augen Hass aus.
„Ihr sprecht von den Geboten der Kirche, von Liebe und Achtung, dann haltet Euch doch selbst endlich daran. Ihr habt Euch in das Herz meines Bruders eingeschlichen, pflegt eine Liebschaft mit ihm, derweil er mit der Schwester des österreichischen Kaisers vermählt ist, Ihr habt ihn betrogen mit einem Sohn, der nicht der Eure ist. Ihr habt von Beginn an nur den Wunsch verspürt, Euch in die Sippe der hoch renommierten Medici einzuschleichen, Ihr, die Ihr niedrig geboren aus Venedig kommt. Mit Hinterlist und Tücke, mit Gemeinheiten und den hässlichsten Waffen einer Frau, habt Ihr meinen Bruder betrogen.“
„Euch stört es, dass eine Cappello in die Medici einheiraten will. Euch stört noch etwas ganz anderes Kardinal d ‘Medici“, Bianca fauchte den Bruder Francesco Gift speiend an. Dann wurde sie ganz ruhig, und mit fast flüsternder Stimme sagte sie:
„Es ist etwas anderes, wodurch Ihr Euch verletzt fühlt. Ihr gönnt Eurem Bruder nicht den Sessel des Großherzogs. Ihr möchtet ihn am liebsten vernichten, ihn umbringen, das wäre Euch zuzutrauen. Mich, Ferdinando, bekämpft Ihr nur stellvertretend. Ihr wisst, dass mich Francesco über alles in der Welt liebt. Ihr wollt Zwietracht zwischen uns streuen und meint doch immer nur Euren Bruder. Ihr hofft, wenn Ihr mich beseitigt habt durch Intrigen und Lügen, mit Hinterhalten und vielleicht sogar mit Mord, dass dies der Großherzog nicht überleben würde. Ihr könntet dann an seiner statt den Thron der Toskana einnehmen. Daher Ferdinando habt Ihr jetzt schon versucht, diesen Sessel zu besetzen. Francesco berichtete mir, dass Ihr bei Spielereien als Kind immer wieder davon gesprochen habt, dass dieser Sessel Euer Sitz sei, Francescos Erstgeburt sei nur ein Fehler der Natur. Doch versteht eines Ferdinando, ich werde nicht zum Schafott Francescos, ich werde ihm stärker denn je eine Stütze sein, auf dass er vieles in dieser Welt überlebe, auch Euch.“
Wie ein Falke starrte der Kopf des Kardinals sprunghaft blickend aus seinem Gewand. Seine Augen fuhren unruhig hin und her, als vergewissere er sich, allein zu sein.
„Du bist nichts als eine nichtsnutzige Hure, ein dummes Ding, das mit den Reizen des Körpers, die dir allerdings reichlich zur Verfügung stehen, einem Medici den Kopf verdreht hat. Du bist es nicht wert, auch nur hier zu stehen. An deiner und an seiner Stelle sollte ich …“
Zu spät bemerkte er den Verrat seiner Worte, suchte vergeblich sich zu korrigieren.
„Ein Wort von Euch an den Großherzog und Ihr seid des Todes, das ist mein letztes Wort.“
Bianca lächelte und zog ihre rechte Augenbraue spöttisch hoch.
Er wandte sich brüsk ab.
„Noch ein Wort Kardinal, nichts Neues habt Ihr mir berichtet. Eure Einstellung ist hinlänglich bekannt, Ihr strebt nach Macht, gleichzeitig wollt Ihr vernichten, um an die Macht zu gelangen. Was erwartet Ihr, wenn Ihr an der Macht sein würdet, was erwartet Ihr von dem Titel Großherzog, von den Instrumenten der Macht? Wozu sollen sie Euch verhelfen, was bedeutet es für Euch, der Erste im Staate zu sein?“
Ferdinando hielt inne. Drehte sich zu ihr um. Seine Stimme wurde ruhig aber sie bemerkte den Hass in seinen Worten.
„Zu viel Fragen auf einmal, zu viel vorausgesetzte Antworten Eurerseits. Warum sollte ich mich verpflichtet fühlen, Euch auch nur eine einzige Antwort zu geben.“
Aber er gab sie doch, bemerkte Bianca still lächelnd.
„Nur eines kann ich sagen, Dame aus Venedig, Ihr steht mir in nichts nach in Eurem Streben. Mir scheint, die Fragen habt Ihr Euch selbst gestellt. Ihr habt Euch hinterrücks an die Seele Francescos herangeschlichen, habt ihn eingelullt mit den Reizen Eures Körpers, habt ihn seiner Sinne beraubt. Mit List und mit Intrigen habt Ihr Euch an den Thron des Großherzogs herangeschlichen, um ihn
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