Der Schwur der Venezianerin
schweren Krankheit sprach Johanna selbst Ihren Gatten an.
„Wenn dir noch irgendetwas an mir liegt, dann hilf mir. All deine Studien, alle deine Experimente in der Alchemistenküche, sollen die vergeblich gewesen sein? Wenn schon nicht die Medizin helfen kann, dann versuch du es wenigstens.“
Sie konnte nicht weiter sprechen, ein Hustenreiz überwältigte sie und er sah, wie Johanna mit den Schmerzen zu kämpfen hatte.
Er kam mit dieser Botschaft in das Studiolo, berichtete Bianca von seinem Auftrag.
„Dann werden wir ihr helfen. Ein Dasein ohne Schmerzen ist immer noch das Beste, was ihr passieren kann. Gib ihr die Medizin, die sie verdient hat, mische die Dosis so, dass sie nicht zu heftig ist.“
Francesco schaute sie fragend an.
„Was ist das Ziel des Trankes?“
„Es liegt bei dir. Denke daran, worüber wir seit langer Zeit gesprochen haben.“
„Ich denke, es wird das Beste sein, sie von den Schmerzen zu befreien.“
Im Studiolo stellte er die Mischung auf dem Papier zusammen. Am nächsten Tag arbeiteten beide gemeinsam in der Alchemistenküche in Santa Croce daran, die Lösung für das anstehende Problem zu finden. In Bianca kochte fortwährend der Zorn aus dem Gespräch mit dem Kardinal. Die Zeit würde in Kürze kommen, sich des ungeliebten „Schwagers“ zu entledigen.
Auf zwei verschiedenen Feuern brodelten in zwei Glaskolben die Mixturen, die sie später zusammenmischen wollten. In stechendem Grün leuchtete der eine, von gelblich dichter Farbe der andere. Beide vermieden es, ihre Nasen zu dicht über die Kolben zu halten. Der zweite entstammte aus Kristallen, die sich an einem Stein festgesetzt hatten. Sie leuchteten als wollten sie das Leben verschwenden.
„Wachet auf, wachet auf Geister aus dem Herzen der Erde.
Entfaltet eure Kraft, gedenkt der Wunder, die in euch wohnen.
In euch steht es, den Tod zum Leben und das Leben zum Tod zu wandeln. Macht sie schmerzfrei für alle Zeiten, verkündet das ewige Glück.“
Murmelten Francesco und Bianca mit leisen Stimmen. Dann nahmen sie den Kolben mit dem gelben Inhalt und ließen ihn langsam in den mit dem grünen Getränk tropfen.
Zischend fielen die Tropfen aufeinander, kämpften um die Vorherrschaft in dem neuen Trank. Dampf stieg auf, stieg in kleinen Wolken aus dem Fenster in den Klosterhof. Jedoch außen nicht mehr sichtbar. In der Luft hatte sich der Dampf schon wieder verflüchtigt.
Ihre Stimmen nahmen an Beschwörungen zu, ihre Bewegungen mit Händen und Armen dirigierten den geheimnisvollen Ritus.
„Jeder für sich eine Kraft in sich.
Beide zusammen werden die Schmerzen bannen.
Verbindet die Tinkturen, hinterlasst keine Spuren.
Wirkt ohne den Krampf, nur mit flüchtigem Dampf.“
In einer kostbaren Porzellanflasche ließ Francesco den Trank abkühlen, bevor er den heilenden Saft seiner Gattin an das Krankenbett brachte. Zusammen mit trinkbarem Gold, mit verschiedenen Gesichtsmilchen und anderen Medikamenten bot er es Johanna an.
„Es schmeckt wie ein wunderbarer Sirup, dem der Ärzte ähnlich“, lächelte die Großherzogin, als sie den heilenden Saft gekostet hatte.
„Mit dem Unterschied, dass dieser hier wirkt“, ergänzte Francesco. „Bald wirst du keine Schmerzen mehr haben.“
Im Vertrauen auf ihren Gatten fiel Johanna in einen tiefen Schlaf. Als sie nach ein paar Stunden erwachte, sprach sie über die neue kommende Gesundheit. Sie hielt die Hand Francescos, der die ganze Zeit über an ihrem Bett gewacht hatte.
„Der Reiz des Hustens ist verschwunden, der Druck in der Brust ist weg. Mein Fieber hat sich verflüchtigt.“
„Du wirst das Bett bald verlassen“, lächelte Francesco.
Johanna drückte ihm wieder die Hand und fiel erneut in einen tiefen Schlaf.
„Sie wird die Nacht durchschlafen“, beruhigte er ihre Zofen. „Haltet abwechselnd Wache. Der Großherzogin geht es besser. Sie braucht Ruhe.“
Dann verabschiedete er sich mit einem Kuss auf die Stirn seiner schlafenden Frau und begab sich unmittelbar zu seiner Geliebten.
So natürlich, wie es nur kommen konnte, so einfach verabschiedete sich das letzte Hindernis auf dem Weg der Bianca Cappello zur Großherzogin. Johanna starb eines natürlichen Todes, wie der Arzt bestätigte. Es war offenbar die Lungenentzündung.
„Es ist zu feucht“, beklagte der Arzt den Tod, „Nach der letzten Geburt hätte sie sich mehr an der frischen Luft aufhalten sollen. Sie war für alles zu schwach. Der richtige Ort wäre für sie die Maremma gewesen, wenn es
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