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Der Schwur der Venezianerin

Der Schwur der Venezianerin

Titel: Der Schwur der Venezianerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Tschauder
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eher gesonnen war.
    „Ich will Euch die volle Wahrheit sagen“, begann er, „ ich stamme aus dem Hause der Salviati, bin in ihrem Auftrag hier, Geschäfte abzuwickeln und nach dem Rechten zu schauen. In deren Auftrag verweile ich unter Euren Bäumen, um den Herren des Hauses meine Aufwartung zu machen.“
    „Bis hierher habt Ihr wohl nur mir die Aufwartung gemacht“, sagte sie ein wenig herablassend.
    „Bei dem Hausherrn habe ich den Namen unserer Bank, wie Stock und Schirm gleich zu Beginn abgegeben, sodass er weiß, ein Salviati aus Florenz war auch zugegen. Das reicht. Er wird sich stets an unsere Dienste erinnern.“
    „Ihr seid also aus dem Geschlecht der Salviati aus Florenz, der großen Bankfamilie? Euer Name aber ist doch, wie ich hörte, ein anderer.“
    „Bonaventuri heiße ich. Die Salviati sind der Stamm, aus dem mein Ast hervorgegangen ist.“
    Biancas Augen blitzten. Sie sah sich dem erträumten Ziel ein Stückchen näher. Die Nähe, jedoch, an die sie dachte, hieß allein „Florenz“.
    Entziehe dem Fisch den Köder, plante sie, er wird gieriger nach ihm schnappen. So stellte sie sich ein wenig kühler, um Pietro an die Angel zu nehmen.
    „Pietro, dann seid Ihr auch ein vielgereister Mann?“
    „Bianca“, begann er, in ihrem Kopf jedoch wirbelten andere Gedanken.
    ‚Verschenk dich nicht sofort“, dachte sie, ‘der Preis ist noch zu niedrig. Er versteht nicht, was sein Schicksal sein kann‘.
    „Bianca, eine Bitte: Es ist sehr schwierig, mit Euch, mein Fräulein, näher in Kontakt zu treten. Wie soll ich mich Euch erweisen, als jemand, der Euch nahe steht, der Euch mag, der, ja lasst mich das sagen, Euch näher sehen will. Wie soll das alles geschehen?“
    „Nun denn, forscher Ritter, so beeilt Euch, Eure Gedanken arbeiten zu lassen. Bin ich Euch das nicht wert, so wird Euch nichts einfallen, und Ihr werdet mich nicht wieder sehen. Bin ich Euch das und mehr wert, werdet Ihr viele Ideen entwickeln und einen Plan haben, wie alles geschehen soll. So gehabt Euch wohl.“
    Sie machte sich recht abrupt auf den Weg, sich ihrer Amme, die schon eine Weile in der Nähe gelauert hatte, zu nähern, als Pietro noch einen letzten Versuch machte.
    „Bianca, ich werde …“, dann verstummte seine Stimme, und die edle kleine Patrizierin dachte: “Ich werde mein Schwert nicht aus der Hand geben, Ritter, um mich anschließend von Euch überfallen zu lassen. Ihr sollt kämpfen, ich werde mich wehren, bis es mir Freude bereitet, unterlegen zu sein und doch meinen eigenen Weg zu gehen.“
    Annäherung
    Das war für ihn alles zu schnell. Wie sollte er reagieren, um mit ihr in Kontakt bleiben zu können?
    Als unglücklicher Bewerber schaute er unter einem Apfelbaum der entschwindenden Schönen nach. Bianca schwebte am Arm der Amme im duftenden weißen Kleid über das saftige Gras eines gepflegten Rasens in den Trubel der fröhlichen Gesellschaft zurück. Enttäuscht ließ sich der junge Florentiner auf dem Grün nieder und dachte nach, den Blick stur auf den Boden gerichtet wegen der verlorenen Möglichkeiten, als ihn jemand am Ärmel zupfte. Er schaute verdutzt in das Gesicht der Cattina.
    „Meine Herrin lässt bei Euch, mein Herr, anfragen, ob Ihr schon eine Idee entwickelt habt.“
    Erschreckt schien Bonaventuri die Amme wie eine Kuh angeschaut zu haben, denn sie lachte laut schallend und schüttelte zweifelnd den Kopf.
    „Was? So schnell? Ich, ja ich habe …“ stotterte er verlegen.
    Doch schon antwortete die Botin.
    „In diesem Falle lässt meine Herrin ausrichten, Ihr möchtet Euch sputen“, und entschwand seinen Blicken.
    Wie ein störrischer Esel stampfte er zornig mit seinem Fuß auf den Boden und rief: „Verdammt.“ Er hatte die Lust an dem Tag verloren. Die schönen mit reichlichen Kunststückchen verzierten Anbahnungsversuche waren vergeblich gewesen, sie hatte sich ihm entwunden. „Warum aber so schnell, durchfuhr es ihn“?
    Die Antwort kannte er nicht. Gelangweilt warf sich Pietro in das Gewühl der Gäste, näherte sich allzu auffällig einer ihm fremden Frau und verschenkte hölzern ein paar schöne Worte. Als er aufblickte, um eine Haarsträhne aus dem Gesicht zu werfen, schwebte erneut das schöne Geschöpf, wie ein Botticellidenkmal, die Treppen hinauf. Sie vergaß nicht, ihm einen unverständlichen Blick zuzuwerfen. Der Tag und der Abend endeten für den jungen Held missmutig und enttäuschend.
    „Manchmal ist es einfacher, ein großes Geschäft abzuwickeln, als einer schönen

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