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Der Schwur der Venezianerin

Der Schwur der Venezianerin

Titel: Der Schwur der Venezianerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Tschauder
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Wetter hatte es leise an seine Kammertür geklopft. Bianca war hereingestürmt und hatte leise gerufen:
    „Mach dich fertig, es ist soweit.“
    Er hatte sein Mädchen mit offenem Mund angestarrt. War ihr dann mit Tränen in den Augen um den Hals gefallen.
    Sie waren in einem engen Kanal in die wartende Gondel gestiegen, hatten dort die Kutten übergeworfen und schon lagen sie sich hier in der Kajüte in den Armen. Bonaventuri schaute noch immer ängstlich aus seinen braunen Augen. Die Ereignisse hatten ihn überrollt. Stimmlos lachte Bianca über ihr ganzes Gesicht. Der Freund sah wirklich zu lustig aus in seiner Kutte eines Bettelordens und mit offenem Mund. Sie ging auf ihn zu und schloss seine Lippen mit Daumen und Zeigefinger. Der Witz ihres Abenteuers ließ sie darüber hinaus in Freude frohlocken.
    „Wie konnte das alles so schnell geschehen?“, fragte er ungläubig und ein wenig ängstlich ob der schnellen, vielleicht zu schnellen Entscheidung. „Ich hatte in der Bank gehört, du seiest in ein Kloster gesteckt worden.“
    „Na ja“, lachte sie, die Kutte habe ich ja schon an. Aber, nein, nein,
    Lucrezia liegt seit ein paar Tagen krank danieder. Hole der Teufel dieses Weib.“
    Pietro blickte verstört zu Boden.
    „Freust du dich etwa, wenn deine Mutter krank ist?“
    „Diese Hexe ist nicht meine Mutter, sondern meine Stiefmutter. Aber viel schlimmer, sie ist ein Drachen, ein Teufelsweib. Von mir aus möge sie in das Reich des Finsteren hinabsteigen. Doch höre, was geschah. Wie immer, wenn sie ans Bett gefesselt war, bekam ich etwas mehr Luft zu atmen. Es würde eine Reihe von Tagen andauern, das wusste ich.
    Lucrezia fürchtete, dass ich ihre Krankheit nutzen könnte, mich mit dem liederlichen Bonaventuri zu treffen. Sie hatte alle Schritte in die Wege geleitet, mich in ein Kloster zu verfrachten. Das sollte am nächsten Tag also morgen geschehen. Noch nicht einmal den Namen des Klosters hat sie mir verraten. Es wurde Zeit für mich, meine Entscheidungen auszuführen. Mithilfe meiner Amme Cattina hatte ich zuvor schon meinen Gondoliere beauftragt, sich bereitzuhalten.“
    „Wusstest du von den Plänen deiner Mutter?“
    „Nein, das nicht, aber die Zeichen kündeten es an. Mehr als einmal sah ich eine Nonne in unserem Haus. Ein ungewöhnlicher Vorgang. Ich beauftragte Cattina die Augen und Ohren offen zu halten.“
    „Und, was hast du erfahren?“
    „Ja, morgen wäre der Tag, an dem ich ins Kloster sollte. Pietro, ich wäre niemals wieder herausgekommen, solange meine Stiefmutter lebte. Ich hätte dich noch nicht einmal benachrichtigen können.“
    Er schloss die Augen: „Dann lieber an einer Schiffswand hochklettern“, sagte er.
    „Ich verschaffte mir den Gondoliere und Cattina bestach im Hafen den Kapitän dieses Frachtschiffes, der bald ablegen würde und uns einige Meilen mitnehmen würde. Das ist eigentlich schon alles, mein Freund. Mir blieb nicht viel Zeit, lange über alle Möglichkeiten nachzudenken. So war es auch besser. So ist die Entscheidung gefallen. Ich fühle mich sehr wohl dabei.“
    Pietro begann, ein wenig zu lächeln. Ihr strahlendes Gesicht wischte alle Sorgen aus seinem Kopf, und er vertraute sich ihr gänzlich an. Die Nacht war vorangeschritten und sie begaben sich in dem schmalen Bett zur Ruhe. Nur war von Ruhe nicht viel zu merken. Mit der Kutte hatte Bianca auch alle Fesseln aus dem Hause Cappello abgeworfen. Sie stand nackt vor ihrem Freund. Endlich, endlich war es soweit, sie konnte ihn lieben, wie sie wollte. Sie ließ auch keine weitere Minute vergehen. Wie ein Raubtier stürzte sich die schöne Venezianerin auf den sprachlosen Bonaventuri. Ihm war noch nicht einmal die Zeit geblieben, sich an dem schönen Bild zu ergötzen und sein Blut hochzujagen. Dafür aber konnte er sie mit seinen Fingern ertasten. Er brauchte sich nicht auszuziehen, das alles besorgte Bianca. Die bis dahin geglückte Flucht, der Fuchtel ihrer Stiefmutter entkommen zu sein, all dies stürzte sie in ein wildes Abenteuer voller sexueller Lust und Draufgängertum. Sie sprachen nicht darüber, wie es weitergehen sollte, sie sahen keine Gefahr mehr. Pietro genoss sie und ihre nicht enden wollende Leidenschaft. Spürbar fiel es ihr schwer, sich von dem Körper dieses Mannes loszureißen.
    Nur wenig Zeit war ihnen verblieben, die Augen zu schließen.
    Ein aufregender Tag erwartete sie. In den frühen Morgenstunden legte das Schiff ab. Jetzt brauchten sie nur noch zu warten, bis das Frachtschiff

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