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Der Schwur der Venezianerin

Der Schwur der Venezianerin

Titel: Der Schwur der Venezianerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Tschauder
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auf die Stirn. „Lass es gut sein. Ich mag dich sehr.“
    In der Zwischenzeit hatte auch Pietro sein Bad beendet und wartete in dem unteren Raum alleine auf seine Freundin. Er hatte sich Sorgen gemacht, da ihn niemand über den Stand der Dinge informiert hatte. Wenn sie jetzt heimgeschickt werden würden, könnte ihm das nur recht sein. Die bis hierher zurückgelegte Wegstrecke reichte ihm. Sein Bedarf an Abenteuern war gedeckt. Was könnte ihnen in Venedig geschehen? Ihm ohnehin nicht viel. Höchstenfalls dürfte er später Venedig nicht mehr betreten. Er erhob sich und starrte Bianca mit weit aufgerissenen Augen an, als sie an der Hand des zauberhaften Mädchens, offensichtlich frisch gebadet, frisch geschminkt, gut eingekleidet und bestens erholt den Raum betrat. Bianca entging die Begeisterung und Bewunderung für Flora ihres Partners keineswegs. Ihm fielen die Augen aus dem Kopf. Aber sie wusste, dass Flora keinen Blick für ihn übrig hätte.
    „Du siehst wundervoll aus“, entrang sich das Staunen seinem Mund.
    „Dabei hättest du doch lieber Flora als Zofe genossen“, sagte sie höhnisch. Eindeutig erkannte sie, dass Flora nicht im geringsten auf den Gockel reagierte.
    „Ist es das Ende unserer Reise?“, fragte Pietro.
    „Wir werden für die Weiterreise unterstützt.“
    Die Enttäuschung stand ihm als Entsetzen ins Gesicht geschrieben. Es hieß für ihn er müsste weiterlaufen.
    Zu Abend speisten sie in demselben kleinen Raum und die beiden Wanderer ließen sich die Genüsse des Landes wohl gefallen. Bianca hatte zu Manfredi volles Vertrauen gefasst. Die Offenheit des Grafen führte zu einem ehrlichen Gespräch, Bianca erzählte von ihren Sorgen, von dem Wunsch, den Pietro zu ehelichen, da sie ein Kind erwartete.
    „Eine liebliche Zofe habt Ihr da, Graf“, sprach sie ihre Gefühle frei heraus. „Gebt sie mir heute Abend zur Hilfe beim Ablegen der Kleider, da Ihr ohnehin nicht gestatten könnt, dass ich mit meinem Gefährten gemeinsam nächtige.“ Die letzten Worte hatte sie frei erfunden und hoffte der Graf würde sie annehmen.
    „Ihr nennt mich stets Graf, und das ehrt mich. Doch habe ich weder diesen Titel noch die Besitztümer“, unterbrach er sie, als wäre er glücklich über diesen Tatbestand.
    „Dennoch nenne ich Euch weiterhin Graf, da Ihr Euch ehrenwert verhaltet.“
    Dazu nickte er nur leicht und entschied sich, ihr nachzugeben, was die junge Zofe anbelangte. Nur Pietro schaute enttäuscht. So gut wäre die Gelegenheit, in aller Ruhe und unbekümmert mit seinem Weib zu schlafen, dass er ihre Worte nicht verstand. Doch wagte er es nicht, ihren Gedanken zu widersprechen.
    Die gebratene Forelle mit viel Gemüse und Obst als Nachtisch war ein Genuss. Dazu gab es einen köstlichen Wein. Die Zungen lösten sich ein wenig und Manfredi ließ seinen Groll heraus.
    „Weder Venedig noch Florenz mag ich“, sprach er mit Zorn in der Stimme. Was wird von diesen beiden, wie übrigens von vielen anderen Städten der Nachwelt erhalten bleiben? Die Architektur, die Malkunst die Poesie und die Erzählungen unserer Dichter. Das ist gut so. Wer wird wissen von den Gräueltaten, von den Morden, von der Unterdrückung unserer Herrschenden?“
    Bianca lauschte ihm aufmerksam, Pietro fielen die Augen zu, und er bat, sich in sein Schlafgemach begeben zu dürfen.
    Manfredi lachte wieder laut auf. „Das ist ehrlich, Mönch“, sagte er, „natürlich könnt ihr zu Bett gehen Eure Konstitution scheint weniger hart zu sein, als die Eurer Begleiterin.“
    Pietro war zu müde, als dass er noch eine Antwort darauf hätte.
    Als Pietro den Raum verlassen hatte, fügte Bianca den letzten Worten des Grafen ihre Meinung hinzu:
    „Er hat keineswegs eine geringere Konstitution als ich. Ihm fehlt der Wille, sein Ziel zu erreichen.“
    Manfredi nickte zu ihrer Vorstellung, wischte sich mit dem Rücken der rechten Hand über den Mund, schniefte kurz und sprach so als hätte es die Unterbrechungen nicht gegeben.
    „Da Ihr selbst geflohen seid, kann ich offen mit Euch reden“, seine Aussage klang eher wie eine Frage.
    „Natürlich, Graf, redet, wie Ihr wollt“, bestätigte ihn Bianca.
    „Was sind schon die Cappellos, die Medicis, die deutschen Kaiser, die Päpste in Rom und die Könige dieser Welt?“
    „Holla“, dachte Bianca, „jetzt geht’s aber los.“ Doch wollte sie unbedingt die Meinung dieses edlen Fürsten hören. Sie nickte ihm zu und forderte ihn auf weiterzureden.
    Es hätte dieser Aufforderung nicht

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