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Der Schwur der Venezianerin

Der Schwur der Venezianerin

Titel: Der Schwur der Venezianerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Tschauder
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abzuladen und die Pferde abzusatteln. Dann führten sie die Tiere an den kleinen Bachlauf. Der Condottiere selbst löste die Fesseln seiner Gefangenen.
    „Erholt Euch ein wenig“, plauderte er, „der nächste Weg wird anstrengender, das Ziel ist weit entfernt. Versucht nicht fortzulaufen. Meine Männer könnten Euch bei der Jagd nach Euch umbringen. Außerdem, wenn einer meiner Briganten Euch erst im tiefen Gebüsch einholt, kann ich nicht mehr für Eure Unberührtheit garantieren. “
    Zornig fuhr ihn die Venezianerin an:
    „Wer hat hier eigentlich mehr Angst, Condottiere, Ihr oder wir?“
    Er schaute sie finster an, musste ihr still Recht geben und wandte sich ab. Pietro fürchtete sich ob der frechen Worte seiner Gefährtin.
    „He, Domenico“, rief der Anführer mit lauter Stimme, „Ihr seid zu Hause, Euer Schornstein raucht. Kommt heraus, zeigt Euch Euren Gästen.”
    Die Unsicherheit und die Fragen bei den Gefangenen wuchsen ins Grenzenlose, ihr Schicksal könnte sich hier entscheiden, wenn sie in eine Falle geraten würden.
    Nach einem kurzen Rumoren in dem kleinen Haus öffnete sich die niedrige Tür. Ein alter Mann in einer zerlumpten Mönchskutte trat hervor und blinzelte in das Sonnenlicht. Sofort herrschte er den Anführer der Briganten an.
    „Was machst du hier, du verlorener Sohn? Was störst du mein Mittagsgebet, habe ich dir nicht schon hundertmal gesagt, du sollst mein Haus meiden? Ich kann Verbrecher wie Euch nicht in meiner Gesellschaft dulden. Der Herr hat uns allen das Wasser geschenkt, daher kann ich es Euch gestatten, Eure Pferde an dem Bach zu tränken, dann aber zieht weiter, lasst mich in Frieden beten.“
    Mit einem einzigen Blick hatten sich Bianca und Pietro verständigt. Der Mann, auf den sie da gestoßen waren, war ein Einsiedler. Ihre eigene Tracht, die Mönchskutte, könnte nun für sie zu einer gefährlichen Falle werden. Ein Mönch mochte es nicht, wenn seine Kleidung missbraucht, sein religiöser Stand verleumdet wurde. Domenico richtete auch schon seinen Blick auf die beiden.
    „Was ist das, habt Ihr, Condottiere, seit Neuestem auch Mönche in Eurer Bande oder habt Ihr sie etwa ausgeraubt? Und die Frau dort“, er zeigte auf die junge Frau neben Bianca, „was soll die hier? Verlegt Ihr Euch jetzt auch noch auf Kindesraub und das Überfallen der Ärmsten der Armen, der Bettelmönche?“
    „Nein, Domenico, haltet an“, suchte der Condottiere ihn zu beruhigen. „Die Mönche sind keine Mönche, die Frau dort halten wir gefangen, auf dass sie uns nicht verrät.“
    „Ihr Feiglinge“, warf ihm der Einsiedler an den Kopf.
    Mit seinen letzten Worten zerrte der Condottiere an der Kutte von Bianca, riss den Stoff zu beiden Seiten Ihrer Schulter herunter und legte Ihre prachtvolle Brust frei.
    Einen Augenblick schaute der Mönch auf die schönen Formen der jungen Frau. Dann antwortete er kühl.
    „Und, was willst du jetzt? Willst du mich alten Mann verführen, du Halunke? Kannst du dir nicht vorstellen, dass der Saft in meinen Gliedern aufgehört hat zu siegen. Kannst du dir nicht vorstellen, dass sich meine Blicke in den Himmel gewandt haben, meine Seele die Öffnungen des Himmels sucht? Da kommst du mit den geringen Verführungen der irdischen Welt daher und glaubst, mich narren zu können.“
    „Domenico, nicht das war mein Ziel, ich wollte dir zeigen, dass wir uns nicht etwa an Mönchen vergriffen haben, sondern dass wir Leute gefangen haben, die deine Kutte missbrauchen, um sich zu verbergen. Und dass sie daher unsere Gefangenen bleiben können.“
    Der Mönch richtete seinen krummen Buckel ein wenig auf, machte einen Schritt auf den Condottiere zu, nahm das an seiner Brust hängende Kreuz in die Hand und streckte es gegen den Verbrecher. Mit seinen Worten schwankte sein Vollbart auf und nieder.
    Die dürren Beine des Einsiedlers hielten ihn kaum aufrecht, seine trockenen Arme würden keinem Schlag widerstehen. Bianca aber bewunderte seinen Mut, mit dem er den Verbrechern entgegentrat.
    „Diese Waffe wird dich eines Tages besiegen“, fuhr Domenico fort, „unter dieser Waffe wirst auch du eines Tages liegen. Gott selbst entscheidet, wann es sein wird. Wirf dein Schwert und deine Gewalt fort. Und wenn du, Condottiere, schon nicht an die Allmacht Gottes glaubst, dann denke wenigstens mit Vernunft darüber nach, was du in deinem Leben an Unrecht getan hast, und wie du es wieder gut machen kannst. Nicht nur deine gewaltigen Arme, deine List und Hinterlist, nicht nur deine

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