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Der Schwur der Venezianerin

Der Schwur der Venezianerin

Titel: Der Schwur der Venezianerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Tschauder
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ihn von dem Schlimmsten abhalten sollte.
    „Und warum führt Ihr dann diese idiotischen Kriege weiter, in Eurem eigenen persönlichen Landstrich, so als wäre all diese Vergangenheit nicht gewesen?“, fragte sie leise. Sie wählte bewusst das Wort idiotisch und nicht grausam. Grausam kannte er, hatte sich jeden Tag daran gewöhnt, mit idiotisch aber wollte sie ihn wachrütteln.
    „Ich bin freiwillig zur Armee gegangen“, fuhr er fort, so als hätte er Ihre Frage gar nicht gehört. „Als ich zu den Waffen gerufen wurde, sah ich eine gute Chance, mein Leben zu verbessern, viel Ruhm zu erringen und als reicher Mann heimzukommen. Dann kam alles anders. Oft blieb der Sold aus. Ruhm konnte ich nur in den seltensten Fällen an mein Wams heften. Was ich lernte, war unbedingter Gehorsam, selber nicht nachzudenken und vor allem Grausamkeit, Grausamkeit und nochmals Grausamkeit. Als ich entlassen wurde, so plötzlich, wie ich eingestellt wurde, hatte ich nur die alten Fetzen am Leibe, die Taschen waren leer aber voller Löcher. Mein einziger Ruhm war die Anzahl der getöteten Feinde, die Menge an gequälten Kindern und die Reihe von geschändeten Frauen.“
    Sie zuckte bei diesen Worten zusammen. Der Brigant bemerkte Ihre Unruhe, er lächelte ein wenig, als er fortfuhr.
    „Ich weiß nicht so recht, warum ich es tue, ich kann Euch allerdings versichern, dass ich Euch nicht diesen Verbrechern, meinen Kumpanen, zum Fraß hinwerfen werde, Euch und Euren seltsamen Kumpanen. Warum Ihr in Gesellschaft dieses Halunken und in den Kleidern von armen Mönchen durch die Lande zieht, würde ich gerne wissen. Es gibt genügend Gründe, einer wird auf Euch zutreffen.“
    Die Tochter eines der reichsten Familien aus Venedig überlegte. Sollte sie ihm die Geschichte erzählen? Und ja, warum eigentlich? Sie beantwortete die Frage selbst. Da sie ohnehin auf dem Sklavenmarkt enden würde, könnten die Erzählungen, vielleicht sogar von Bänkelsängern gefördert, zumindest über ihr Schicksal berichten. Vielleicht würde ihr Vater davon hören und seine Lucrezia letztendlich aus dem Haus jagen. Sie verfolgte damit einen Rachegedanken.
    „Warum wir in diesen Mönchskutten durch die Lande ziehen? Es hat einen einfachen Grund. Wir sind auf der Flucht vor meiner Stiefmutter.“
    Der Condottiere lachte plötzlich so laut und anhaltend, dass die Briganten aufmerkten. Er fing sich wieder und fragte: „Und deswegen muss man wie ein Mönch herumlaufen?“
    Sie hatte keine Lust ihm mehr zu erzählen, stellte jetzt ihre Frage.
    „Warum seid Ihr immer noch einer, der Menschen beraubt und Frauen quält?“
    Der Condottiere lächelte.
    „Ja warum? Wenn alles im Leben immer so einfach zu beantworten wäre. Es ergab sich einfach so am Ende des Krieges. Als die letzte Schlacht vorbei war, die letzten Morde überstanden waren, befanden wir uns plötzlich auf der Straße. Ich nicht alleine. Alleine wäre ich möglicherweise nach Hause gezogen. Aber da waren noch die anderen. Kumpane von mir, die mir im Krieg vertraut hatten, auf meine Befehle gewartet hatten. Sie verlangten nun, dass ich sie nicht im Stich ließ, sie nicht alleine in der Gegend herumziehen ließ. Wir stellten schnell fest, dass es einfacher war, ein Bauernhaus zu überfallen, eine Kutsche zu berauben …
    „Und ein Mädchen aus dem Dorfe zu vergewaltigen …“
    „Dass es einfacher war, selbst den Opferstock einer Kirche zu berauben, als dem Gegner mit gleichen Waffen gegenüberzustehen.
    „Ihr Feiglinge, so habt Ihr Euch denn an die Ärmsten herangemacht, an die harmlosen Bauern, an die schutzlosen Mädchen, an die unschuldigen Kinder. Ihr seid nicht tapfer. Ihr seid Spießbürger aus einer Dorfkneipe.“
    „Ja, genau das haben wir gemacht“, ging er wieder nicht auf ihre Vorwürfe ein. „Wir verrohten immer mehr. Das Schlimmste für mich ist, das es keine Entschuldigung für mein Tun gibt. Jeder muss damit selber fertig werden. Meine Jungs haben es da einfacher. Sie denken nicht nach, sie tun einfach das, was ich ihnen sage.“
    „Condottiere“, Bianca schaute auf, sah ihm direkt in die Augen, „Ihr macht es Euch zu einfach. Irgendwann und wie auch immer werdet Ihr für Eure eigenen Taten zur Rechenschaft gezogen werden.“
    „Ich glaube schon lange nicht mehr an einen Gott.“
    „Meint Ihr im Ernst, dass es davon abhängig ist, ob Ihr an einen Gott glaubt oder nicht? Eure Taten sind nicht von einem Gott abhängig, sie sind von Euch abhängig, und Ihr müsst dafür

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