Der Schwur des Highlanders
Sie warf einen kurzen Blick auf ihren Vater, der ein grimmiges Gesicht machte. »Es war ein gestohlener Kuss, ich dachte mir, ich könnte ihn allemal als eine überstürzte Handlung, erfolgt aus Dankbarkeit heraus, entschuldigen. Und, Mutter, ich habe die Leidenschaft gekostet. Sein Verlangen hat meines genährt, und ich glaube aufrichtig, dass im Gegenzug mein Verlangen seines genährt hat. Damals begriff ich, warum er so lange in meinem Kopf und Herzen verweilt war, und ich beschloss, ihn für mich zu gewinnen.«
»Hättest du das nicht tun können, ohne mit ihm zu schlafen?«
»Nein, Vater. Du musst wissen, dass er, während ich ihn mehr und mehr liebte, in Lady Isabel Douglas verliebt war. Er hatte sich ihr versprochen, bevor er blutend auf deinem Land aufgetaucht war.« Sie bemerkte, wie sich der Grimm auf dem Gesicht ihres Vaters verstärkte. »Kennst du diese Frau?«
»Nur vom Sehen und durch Gerüchte. Eine wunderschöne Hure, die vier Ehemänner begraben hat.«
»Nun, allem Anschein nach wird sie bald für diese Todesfälle hängen, und zwar zusammen mit ihrem Geliebten, mit dem sie ihre Ränke schmiedete. Nein, nicht Cormac«, beeilte sie sich hinzuzufügen, als sie die alarmierten Gesichter ihrer Eltern sah. »Er weiß jetzt, dass all das Schlimme, was man über sie geredet hat, der Wahrheit entspricht. Er war einer der Männer, die ihr Bekenntnis belauschten. Ja, und dabei hat er mit angehört, wie sie und ihr Geliebter ausheckten, ihren nächsten Ehemann loszuwerden und Cormac für den Mord hängen zu lassen. Payton kann euch die ganze Geschichte erzählen.«
»Also ist der Junge frei, um zu dir zu kommen«, stellte Maldie fest.
»Ist er das?« Elspeth schüttelte den Kopf und hielt dem Blick ihrer Mutter stand. »Was, wenn Vater zu dir gekommen wäre, weil die Frau, die er eigentlich hätte haben wollen, tot ist? Weil das Versprechen, das er ihr gegeben hat, durch den Strang des Henkers und nicht durch ihn gelöst wurde?« Sie nickte, als ihre Mutter zusammenzuckte, und fuhr fort, ihnen alles zu erzählen, was von dem Augenblick an, in dem Cormac das Gemach auf Sir Colins Burg betreten hatte, geschehen war, wobei sie sorgsam darauf achtete, nicht zu erwähnen, wie oft oder wie wild sie und Cormac sich ihrer gegenseitigen Leidenschaft hingegeben hatten.
»Du hast ihm gesagt, dass er kriechen müsste?«, fragte Maldie, deren Stimme dank einer Mischung aus Lachen und Schreck heraus unsicher war.
Balfour lachte weich. »Das ist mein Mädchen.«
»Tss, tss!« Maldie schüttelte den Kopf über ihn. »Das ist nicht lustig, Balfour.«
»Ist es das nicht? Ja, ihr Schmerz ist ganz und gar nicht lustig, aber wie sie ihn verlassen hat, das hat etwas Komisches.« Er sah Elspeth an. »Du hast dir damit jegliche Selbstachtung, die du glaubst, verloren zu haben, wiedergewonnen, Kleines. Ich finde zwar nicht, dass du deine Selbstachtung verloren hast, aber mir ist klar, dass es eine Weile dauern wird, bis du das einsiehst. Allerdings weiß ich noch immer nicht, warum du den Eindruck hattest, ihm deine Jungfräulichkeit opfern zu müssen.«
»Vater, er war, oder er glaubte es zu sein, verliebt in eine andere Frau«, entgegnete Elspeth. »Zehn Jahre lang hat er sie geliebt, hat sie für ein armes Mädchen gehalten, dem von seinen Verwandten Unrecht getan und das von ihnen missbraucht wurde. Er stand zu ihr, fühlte sich durch seine Ehre und sein Versprechen an sie gebunden und lief jedes Mal, wenn sie nach ihm rief, zu ihr. Er war ihr fast immer treu, obwohl er wusste, dass sie mit ihren Männern ins Bett ging.«
»Und beinahe mit jedem, der an den Königshof kam.«
»Ja, aber Cormac hat das nicht gewusst. Ich nehme an, dass sie außerdem seine erste Frau war. Er hat sich verliebt und verführen lassen, als er noch ein Junge war, und meine Brüder zeigten mir, wie heiß Leidenschaften und andere Gefühle in diesem Alter brennen. Wie tief sie gehen. Isabel hat danach ihr Netz um ihn herum gesponnen, und da baumelte er. Sie hat ihm immer gerade so viel gegeben, dass sie ihn dort halten konnte. Ein Anzeichen des Schwankens, und sie erinnerte ihn an sein Versprechen, denn sie wusste, wie sehr er sich wünschte, wie sehr er es brauchte, an seinem Wort und an seiner Ehre festzuhalten. Man kann nicht zehn Jahre blinder Hingabe mit Lächeln, sanften Worten oder schüchternen Blicken bekämpfen. Ich musste ihm alles geben, was sie ihm gab, und noch mehr. Es tut mir leid, wenn ich euch Grund gegeben habe, euer
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