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Der Schwur des Highlanders

Der Schwur des Highlanders

Titel: Der Schwur des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Howell
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seiner Tochter zuhielt und dabei so schnell war, dass Maldie bald hinter ihm ging.
    Elspeth saß auf ihrem Bett und starrte blicklos auf die Brosche, die sie noch immer in Händen hielt. Muddy rollte sich neben ihr zusammen und schmiegte seinen Kopf an ihre Hüfte, als wüsste er, dass sie dringend des Trostes bedurfte. Sie streckte die Hand aus, um ihn ihrerseits gedankenverloren zu streicheln. Diese beruhigende Bewegung und sein lautes Schnurren nahmen ihrem Schmerz bald die Schärfe. Sie zweifelte nicht daran, dass ihre Eltern demnächst kommen würden, und sie wollte dann gelassen genug sein, all die Fragen, die sie unweigerlich stellen würden, zu beantworten.
    Verzeih mir, hatte er geschrieben. Was?, war die Frage. Dass er sie verletzt hatte? Dass er sie nicht mehr wollte? Dass er nicht wusste, was er wollte? Dass er seine Ehre an eine Frau verschwendet hatte, die es nicht verdiente, und er zu blind gewesen war, das zu erkennen? Vielleicht, dass er nicht die Stärke hatte, der Leidenschaft, die sie verband, zu widerstehen. Es gab zu viele Möglichkeiten, und nur wenige weckten in ihr die Hoffnung, dass Cormac bald seinem Geschenk folgen würde. Im Augenblick war sie sich nicht einmal sicher, ob sie das wollte. Sie hatte sich gewünscht, dass er sie anstelle von Isabel wählte, weil er sie mehr begehrte, weil er sie mehr liebte. Sie wünschte sich aber nicht, dass er sich ihr zuwandte, weil Isabel tot war, gehängt für ihre Verbrechen und für immer außerhalb seiner Reichweite. Oder weil er jetzt, wo diejenige, der er sich versprochen hatte, nicht mehr da war und er mit unversehrter Ehre in ihre Arme trotten konnte. Bei dem bloßen Gedanken daran rebellierten ihr Stolz und auch ihr Herz. Das Wissen, nur zweite Wahl zu sein, würde auf ihre Seele wie ein schleichendes Gift wirken. Am Ende würde es vielleicht so weit kommen, dass sie ihn hasste und dass sie sich sogar selbst hasste.
    Nach einem kurzen, kräftigen Klopfen an der Tür kamen ihre Eltern herein. Ihr Vater schloss die Tür, lehnte sich dagegen und kreuzte die Arme über seiner breiten Brust. Ärger verhärtete seine schönen braunen Augen, und Elspeth wusste, dass er bereits manche von ihren Geheimnissen erraten hatte. Es lag aber auch Mitgefühl darin. Als sich ihre Mutter neben ihr auf das Bett setzte und ihre Hände nahm, spürte Elspeth auch ihr Mitgefühl, und sie betete um die Kraft, dem zu widerstehen. Sie war jetzt eine erwachsene Frau und sollte darüber hinaus sein, sich an der Schulter ihrer Eltern auszuweinen. Das mochte zwar ihre Verletzung etwas lindern, aber es würde sie nicht heilen.
    »Elspeth, wir haben zehn lange Tage beobachtet, wie du dich abkämpfst, um nicht am Boden zerstört zu sein«, sagte ihre Mutter. »Wir können nicht mehr länger einfach nur dastehen und zuschauen. Erzähl uns, was dich so schlimm verletzt hat. Lass uns dir helfen.«
    »Ach, Mutter, ich fürchte, ihr habt nicht die Wickel, die meine Wunde heilen kann«, murmelte Elspeth. »Ich denke, ein gebrochenes Herz wird bluten, bis es genug geblutet hat, und keine Salbe oder kein Verband kann daran etwas ändern.«
    »Also habe ich recht«, sagte Balfour, dessen tiefe Stimme vor Wut rau war. »Dieser Mistkerl hat dich benutzt und dann sitzengelassen.« Er verzog das Gesicht, als seine Frau und seine Tochter ihn wütend anblickten und ihre übereinstimmenden grünen Augen vor übereinstimmender Verärgerung funkelten.
    »Das hättest du etwas freundlicher sagen können, Ehemann«, tadelte Maldie.
    »Ja«, stimmte Elspeth ihr zu, »und so war es nicht. Ehrlich.«
    »Du willst damit sagen, dass er nicht mit dir geschlafen hat?«, fragte ihr Vater geradeheraus.
    Elspeth spürte, wie sie rot wurde. »Es tut mir leid, wenn ich euch enttäuschen muss, aber es stimmt, ich bin keine Jungfrau mehr. Trotzdem ist es nicht gerecht, wenn man behauptet, dass das Cormacs Schuld sei. Er hat mir die Unschuld nicht geraubt, ich habe sie ihm geschenkt. Ihr müsst wissen, dass ich ihn seit dem Tag, an dem ich ihn verwundet auf Donncoill-Land gefunden habe, liebe.«
    »Die Vernarrtheit eines Kindes.«
    »Ja, so war es damals. Aber sie ist mit mir gewachsen, mit mir gereift. Als Cormac mir bei Sir Colin zu Hilfe eilte, warf ich einen langen Blick auf ihn und wusste, dass er meine andere Hälfte ist.« Sie schaute ihre Mutter an und lächelte halbwegs. »Ich hätte besser auf dich hören sollen, Mutter. Du hattest recht. Minuten, nachdem ich ihn wiedergesehen hatte, küsste ich ihn.«

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