Der Schwur des Highlanders
leicht. Kannst du lesen?«
Die Frau nickte und gestand schüchtern ein, dass sie diese Fähigkeit gut genug konnte, um die Rezepte für ihre Parfums und Seifen zu lesen. Elspeth und sie handelten eine Weile. Als Elspeth schließlich den kleinen Laden verließ, hatte sie das Nachtgewand für den halben Preis erstanden und noch ein paar Hinweise auf das, was Männer mochten, dazubekommen. Offenbar entschuldigten Frauen, sobald sie erfuhren, dass man um das Herz eines Mannes kämpfte, nicht nur viel, was sie in anderem Zusammenhang empören würde, sondern waren auch erpicht darauf, Ratschläge zu geben. Elspeth vermutete, dass es die Romantik daran war.
In der Nähe des Gasthofs traf sie eine alte Frau, die Bänder verkaufte. Obwohl sie schon zwei erstanden hatte, blieb Elspeth stehen, um sich die Waren anzusehen. Hinter den Röcken der älteren Frau versteckte sich ein kleines Mädchen mit großen Augen. Beide gingen in Lumpen und sahen hungrig aus. Noch als Elspeth mit dem Kind sprach, war ihr klar, dass sie sich erneut von ein paar Münzen trennen würde. Schließlich, nachdem sie zwei Bänder, die sie nicht brauchte, für weitaus mehr Geld gekauft hatte, als die alte Frau verlangt hatte, machte sie sich auf den Weg zum Gasthof – nur um diesen von drei großen Männern verstellt zu finden. Sie schauten sie in einer Weise an, die ihr das Blut gefrieren ließ.
»Entschuldigt, meine Herren«, sagte sie liebenswürdig und versuchte um sie herumzugehen. Doch sie stellten sich ihr einmal mehr in den Weg.
»Ein hübsches kleines Mädchen seid Ihr«, sagte der dunkelste der drei.
»Vielen Dank. Wenn Ihr mich jetzt bitte vorbeilassen würdet.«
»Und so ganz allein.«
»Mein Mann wartet auf mich im Gasthof.«
»Ach ja? Kein Mann würde ein Mädchen, das so aussieht wie Ihr und so klingt wir Ihr, unbewacht herumlaufen lassen.«
Elspeth nahm verstohlen ihren Beutel so, dass sie die Hände frei hatte. Sie wusste, dass sie gegen drei stämmige Männer unmöglich gewinnen konnte, aber falls sie angriffen, konnte sie es vielleicht lange genug hinauszögern, festgehalten und verschleppt zu werden, bis Unterstützung kam. Zudem wollte sie laut schreien und eine Menge Lärm machen, in der Hoffnung, dass ihr irgendjemand zu Hilfe eilen würde. Da sie nicht sicher war, ob Cormac noch immer im Gasthof weilte, konnte sie nicht darauf zählen, von ihm gerettet zu werden.
»Ich werde ihm ganz bestimmt von Eurem Rat Bericht erstatten. Sir Cormac wird äußerst dankbar sein«, fügte sie hinzu, wobei sie das Wort Sir mit sehr großem Nachdruck aussprach. Doch nur der kleinste der drei Männer schien sich für die Erwähnung eines Ritters zu interessieren.
Es geschah zu schnell für sie, um gezielt reagieren zu können. Zwei der drei Männer sprangen auf sie zu. Der dritte, der bei der Erwähnung eines Ritters nachdenklich ausgesehen hatte, zögerte, drehte sich um und flüchtete, ohne auf den Spott seiner Kameraden zu achten. Elspeth schaffte es, einige ohrenbetäubende Schreie auszustoßen, bevor der dunkle Mann ihr eine dreckige Hand über den Mund legte. Sie wehrte sich heftig und freute sich darüber, Schmerzenslaute und Flüche zu hören, dennoch wurde sie weitergezerrt.
Dann, völlig unvermittelt, war sie frei. Und die Männer gaben sie nicht nur frei, sondern stießen sie so grob zur Seite, dass sie der Länge nach auf die Straße fiel. Als sie sich schwankend auf die Beine zog, bemerkte sie, dass sie von Leuten beobachtet wurde. Sie hatten offensichtlich gesehen, was geschah, aber keiner hatte auch nur einen Schritt getan, um ihr zu helfen. Sie warf ihnen einen Blick reinster Empörung zu und drehte sich um. Zwischen den Angreifern und ihr stand Cormac, sein Schwert zeigte auf den weichen Bauch des dunklen Mannes. Cormac sah aus, als brenne er darauf, ihre Angreifer zu töten, und diese sahen aus, als wünschten sie sich verzweifelt, dass sie ihrem Kameraden, den sie so lautstark für seine Feigheit verspottet hatten, gefolgt wären. Elspeth wartete angespannt auf das, was geschehen würde. Sie war hin und her gerissen zwischen dem Wunsch, die Männer für das, was sie ihr hatten antun wollen, teuer zahlen zu lassen, und dem Wunsch, nicht sehen zu müssen, dass Cormac zwei unbewaffnete Männer, die vor Angst in Schweiß gebadet waren, niederstreckte.
Cormac fixierte die beiden Männer, denen er gegenüberstand. Sie hatten so panische Angst, dass sie sich, dessen war er sich sicher, in die Hosen gemacht hatten. Als er
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