Der Schwur des Highlanders
und schaute sie finster an. »Gut, es ist klar, dass du nicht allein gelassen werden kannst. Das Schicksal will es nicht, dass ich einen Schritt von dem qualvollen Weg abweiche, den es mir auferlegt hat«, schimpfte er. »Warte hier.« Nachdem er den Männern in der Schankstube rundum einen wütenden Blick als Warnung zugeworfen hatte, damit sie Elspeth fernblieben, ging er los, um den Wirt zu suchen.
Der Vorfall mit den brutalen Kerlen dieses Dorfes hatte Cormac gezeigt, dass er Elspeth nicht allein lassen durfte. Er konnte sich nicht von der Versuchung, die sie darstellte, fernhalten und sie gleichzeitig beschützen. Als er den Wirt davon informierte, dass er jetzt einen Raum mit seiner Gattin zu teilen wünsche, war er hin und her gerissen. Etwas in ihm war eindeutig erfreut über die Aussicht, mit Elspeth ein gemeinsames Bett zu benützen und die herrliche Leidenschaft, die zwischen ihnen brannte, zu genießen, doch etwas anderes in ihm war über seine eigene Schwäche entsetzt. Am Ende würde er Elspeth nur benutzen und seinen Körper mithilfe von ihrem befriedigen, während er alles Übrige für eine andere aufhob. Trotz ihrer eindeutigen Zustimmung hatte sie, das war ihm bewusst, mehr verdient.
Erst als sie wieder auf ihrem Zimmer war und beobachtete, wie ein grimmiger Cormac seine Sachen brachte, begriff Elspeth, was geschehen war. Sie hatten nicht länger zwei verschiedene Räume. Sie wusch sich für das Mahl, das sie bald zu sich nehmen würden, und musste sich sehr anstrengen, ihre Freude über diese Vorkehrung zu verbergen. Es fiel ihr nicht schwer, Cormac zu entschuldigen, der aussah, als würde er vor dem Galgen stehen. Kein Mann wäre begeistert gewesen, wenn seine eifrigen Bemühungen, ritterlich zu sein, allesamt vernichtet wurden. Wenn sie sich das Verlangen ins Gedächtnis rief, das sie in ihm gespürt hatte, und die Leidenschaft, die so bereitwillig ihrer entgegenkam, war es einfacher, seine schlechte Laune zu ertragen. Immerhin würde er nicht so verstimmt sein, wäre er überzeugt gewesen, ihr widerstehen zu können.
Ihr Verständnis wurde schwer strapaziert, als sie gemeinsam ein herzhaftes Mahl einnahmen. Cormac reagierte auf ihre Versuche, eine Unterhaltung zu führen, so miserabel, dass sie es schließlich aufgab. Langsam glaubte sie, dass diese Nacht nicht so wundersam leidenschaftlich würde, wie sie es sich erhofft hatte. Bestimmt war ein Mann, der so tief in seiner finsteren Stimmung versank wie im Moment Cormac, nicht zum Liebesspiel geneigt.
Elspeth wollte glauben, dass es noch immer eine Möglichkeit gab, ihr Vorhaben auszuführen, und entschuldigte sich, um auf das Zimmer zu gehen, das sie bald mit ihm teilen würde. Sie wusch sich, zog ihr anstößiges Nachtgewand an und tupfte ihr neues Parfum auf all die Stellen, von denen sie hoffte, dass sie geeignet waren. Eine innere Stimme sagte ihr, dass es nicht klug sei, Cormac in so verwegener Aufmachung gegenüberzutreten, bis er etwas von der dunklen Stimmung, die ihn niederdrückte, verloren habe, und so wickelte sie sich in eine Decke. Sie hoffte sehr, dass er nicht in der Schänke blieb, bis er sich bis zur Besinnungslosigkeit betrunken hatte, und kuschelte sich auf einen harten Stuhl, der in der Nähe des Kamins stand, um auf ihn zu warten.
Als Cormac sich endlich zu ihr gesellte, sah er weder betrunken noch so missgestimmt aus wie zuvor. Allerdings schien er enttäuscht, dass sie noch immer wach war. Nachdem er ihr ein zerstreutes Lächeln zugeworfen hatte, setzte er sich auf die Bettkante und zog seine Stiefel aus. Elspeth beschloss, dass sie sich nichts vergab, wenn sie herauszufinden versuchte, was diesen Mann quälte.
»Du siehst aus, als ob jemand gestorben ist«, sagte sie und stellte sich vor ihn hin.
Cormac bemerkte, dass sie barfüßig war, und seufzte. Sie besaß wirklich hübsche kleine Füße. Elspeth nannte keine der Eigenschaften ihr Eigen, die Dichter und Minnesänger so priesen. Sie hatte weder blondes Haar noch blaue Augen, war nicht süß, bescheiden oder zurückhaltend. Sie hatte keine üppige Figur, obwohl ihr schlanker Körper alle Rundungen aufwies, die sich ein Mann nur wünschen konnte. Dennoch hielt er sie für eine der allerschönsten Frauen, denen er jemals begegnet war – in Bezug auf ihr Gesicht, ihren Körper und ihren Geist. Er vermutete, dass die meisten Männer sein heftiges Verlangen nach ihr entschuldigen und ihn wahrscheinlich für völlig geistesgestört halten würden, weil es ihm
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