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Der Schwur des Highlanders

Der Schwur des Highlanders

Titel: Der Schwur des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Howell
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Elspeth ihn ansahen. Was ihm allerdings seltsam erschien, war die Tatsache, dass der Kater nicht wegrannte. Er saß da und beobachtete Elspeth unverwandt mit seinen gelben Augen. Als Elspeth dem Jungen die vernichtende Niederlage zufügte, hätte Cormac schwören können, dass der Kater lächelte, befahl sich aber, kein fantasierender Narr zu sein. Es handelte sich gewiss nur um eine optische Täuschung, ausgelöst durch das düstere Licht in der Gasse. Er wandte seine Aufmerksamkeit erneut Elspeth zu und sagte etwas, damit sie von seiner Anwesenheit wusste.
    Elspeth fluchte gewaltig, als sie Cormac dastehen sah, versuchte aber den Anschein zu erwecken, als sei es nichts Außergewöhnliches für eine gut erzogene junge Dame, einen jungen Mann zu verprügeln. »Nein, danke, Sir Cormac. Ich denke, ich habe alles bestens im Griff.«
    »Oh ja, das glaube ich auch. Du hattest eine Menge Auseinandersetzungen mit deinen Brüdern und Cousins, oder?«
    Sie entschied sich, ihm auf diesen Unsinn keine Antwort zu geben, und konzentrierte sich wieder auf den Jungen. »Du bist ein verkommenes Kind«, schimpfte sie ihn aus. »Ich weiß nicht, ob du den Verstand hast, das zu verstehen, aber hör auf das, was ich dir sage. Ein solches Verhalten bringt dir keine Verdienste ein. Du schadest nur deinem Ruf, wenn du auf Schwächere und Kleinere losgehst. Vielleicht solltest du dir ein paar alte, aber sehr kluge Redensarten ins Gedächtnis rufen und vorsagen: Mach dir Freunde, nicht Feinde, und du lebst länger. Mit einem Tropfen Honig fängt man mehr Fliegen als mit einem Fass voll Essig. Ehre verloren, alles verloren. Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg auch keinem andern zu.«
    »Genug!«, schrie der Junge.
    »Gequält mit Sprichwörtern«, murmelte Cormac. »Eine ungewöhnliche, aber offenbar wirkungsvolle Folter.«
    Elspeth beschloss, sobald sie mit dem Jungen fertig war, Cormac eine Ohrfeige zu verpassen. »Junge, wenn du dir einen Namen als Raufbold machst, wenn du dich nur stark fühlst, indem du Schwächere quälst, wirst du es bitter bereuen. Man wird dich ständig herausfordern, und eines Tages wird dir einer, der größer und stärker ist als du, all deine kleinen Grausamkeiten mit einigen von seinen eigenen heimzahlen.« Sie gab ihn frei und beobachtete, wie er sich hochrappelte. »Wenn du dir mithilfe von Angst Gefolgsleute suchst, wirst du eines Tages selbst von einem Stärkeren, Schnelleren und Grausameren überwältigt, und keiner von denen, die sich vor dir gebeugt haben, wird dir zu Hilfe kommen. Geh jetzt, bevor ich mir noch ein paar weitere weise Worte überlege, um dich damit taub zu machen.«
    Sie kümmerte sich nicht mehr darum, ob die Jungen machten, was sie sagte, sondern wandte sich dem Kater zu. Cormac war da. Er würde ihr den Rücken decken. Elspeth murmelte besänftigende Worte und näherte sich langsam dem verletzten Tier. Es war irgendwie seltsam, dass es einfach nur dasaß, scheinbar ohne Angst, und sie beobachtete. Sie hoffte sehr, dass die gelassene Zustimmung, die sie in dem Tier spürte, auf instinktives Vertrauen in sie zurückzuführen war und nicht darauf, dass es dem Tod zu nahe war, um noch genug Kraft aufzubringen, sich zu wehren.
    Cormac beobachtete die Jungen, bis er sicher sein konnte, dass sie fort waren und nicht die Absicht hatten, sich zu rächen. Dann drehte er sich wieder um und beobachtete Elspeth. »Du solltest ihm nicht so nah kommen. Er könnte verrückt vor Schmerzen sein und dich verletzen.«
    »Es ist nur ein Kater«, sagte sie mit immer noch leiser und gelassener Stimme und streckte dem Tier die offene Hand hin, damit es, wenn es wollte, diese untersuchen und daran schnuppern konnte. »Er kann mir ein paar böse Kratzer zufügen, aber er kann mich nicht umbringen. Nicht wie ein Hund.«
    »Dieses Biest ist fast so groß wie ein Hund. Vielleicht sollte ich es einfach von seinem Elend erlösen.«
    »Dem armen Kerl ist elend zumute, aber es geht ihm bestimmt nicht so schlecht, dass man ihn töten müsste.« Als der Kater ihre Finger ableckte und schließlich seinen großen Kopf unter ihre Hand schob, damit sie ihm die zerschundenen Ohren kraulte, warf sie Cormac ein glückliches Lächeln zu.
    »Was ist das für ein Geräusch?« – »Das ist ein Kater. Er schnurrt.« Sie nahm ein Tuch aus ihrem Kräuterbeutel und wickelte es vorsichtig um den Kater, bevor sie ihn hochnahm. »Ach, mein armer, trauriger Junge. Nur ruhig. Ich werde mich um all deine Wunden kümmern«,

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