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Der Schwur des Maori-Mädchens

Der Schwur des Maori-Mädchens

Titel: Der Schwur des Maori-Mädchens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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Bella, ebenfalls einen Brief geschrieben. Mit der Anweisung, Maggy sofort in die dortige Mission zu begleiten. Bella aber hatte nicht gezögert, Emily zu erwidern, dass sie nicht daran denke, deren Befehle auszuführen, und dass Maggy in ihrem Zustand in Te Waimate bleiben werde. Und zwar solange es ihr, Maggy, passe. In ihrem Zustand, hatte Bella dreimal unterstrichen. Bella Morton hätte einiges darum gegeben, einen Blick in den verdammten Brief werfen zu können.
      Maggy blickte gequält in die Ferne. Sie brauchte nicht zu lesen, was in dem Brief ihrer Mutter stand, denn sie kannte jedes Wort in- und auswendig.
      Maggy, wunderst Du Dich wirklich, warum ich Dich nicht besuche? Kannst Du Dir nicht denken, warum ? Du erinnerst Dich an den Schwur auf die Heilige Schrift, nicht wahr? Du wolltest niemandem gegenüber auch nur ein Sterbenswort darüber verlauten lassen, was Dir widerfahren ist. So weit Dein Schwur, doch Du hast ihn gebrochen! Du hast Ripeka alles erzählt! Du weißt, dass das ein Unglück geben wird. Wir haben Bella Morton Anweisung gegeben, Dich unverzüglich in die Mission nach Auckland zu bringen. Du wirst jedenfalls keinen hergelaufenen Maori heiraten!
    Deine Mutter
      Maggy biss sich auf die Lippen. Nicht schon wieder weinen!, dachte sie, denn sie spürte sehr wohl, wie besorgt Miss Morton sie musterte. Sie konnte sich sicher sein, dass die Lehrerin zu ihr hielt. »Nur über meine Leiche werden sie dich nach Auckland verfrachten!«, hatte sie empört ausgerufen.
      Krampfhaft versuchte Maggy an das Gute zu denken. An Ripekas unermüdliche Unterstützung, an Miss Mortons Hilfe und an Tiaki, der erst kürzlich wieder in Te Waimate erschienen war. Maggy hatte schon befürchtet, er werde sie nicht wieder aufsuchen, doch genau vor drei Tagen hatte er an Bella Mortons Haustür geklopft. Maggy war allein zu Hause gewesen und hatte ihm geöffnet. Bei seinem Anblick war sie zusammengezuckt. Tiakis sonst so offenes Gesicht hatte finster ausgesehen.
      »Dein Bruder weiß nicht, dass du schwanger bist, oder?«, hatte er ihr auf den Kopf zugesagt.
      Sie hatte geschwiegen.
      »Und du warst auch nie verheiratet, nicht wahr?«
      Sie hatte den Blick auf den Boden geheftet.
      »Wirst du trotzdem meine Frau?«
      Maggy hatte gemeint, sich verhört zu haben. Sie hatte verwundert aufgeblickt. Tiaki hatte sie angestrahlt. »Ja!«, hatte sie freudig ausgerufen und immer wieder: »Ja!«
      Den ganzen Tag über hatte sie mit sich gekämpft, ob sie ihm, wenn auch nicht die ganze Wahrheit, so zumindest gestehen sollte, dass der Vater ihres Kindes ein Pakeha war. Doch der Brief ihrer Mutter hatte sie davon abgehalten. Sie hatte den Schwur bereits einmal gebrochen. Nein, sie hatte ihm die Wahrheit einfach nicht sagen können. Und er hatte ihr versprechen müssen, Matthew nichts von ihrer Schwangerschaft zu erzählen. »Ich sage es ihm selbst«, hatte sie Tiaki geschworen. Aber würde sie das wirklich tun? Insgeheim spielte sie mit dem Gedanken, Tiaki zu überreden, sich als Vater des Kindes auszugeben. Hoffentlich ähnelt das Kind eher mir, flehte sie, hoffentlich!
      Ach, es wird alles gut, dachte Maggy noch, als ein höllischer Schmerz ihren Unterleib durchfuhr und sie förmlich zu zerreißen drohte. Sie erhob sich schreiend aus dem Sessel, sank zusammen und fiel zu Boden.
      Bella Morton wusste sofort, was das zu bedeuten hatte, und rief aus Leibeskräften nach Ripeka, die in ihrem Leben schon vielen Kindern auf die Welt geholfen hatte.
      Die Maori kam herbeigeeilt und beugte sich über die stöhnende Maggy. Mit aller Kraft hievten sie das Mädchen hoch und legten es auf Miss Mortons Sofa.
      »Tücher und heißes Wasser, bitte!«, befahl Ripeka der Lehrerin, während sie Maggy eine alte Decke unter den Körper schob. Dann ging alles ganz schnell. Maggy brüllte wie am Spieß, als ein Köpfchen den Weg in diese Welt suchte.
      Ripeka lief der Schweiß von der Stirn, aber sie packte geschickt den Kopf des Kindes und zog es unversehrt aus dem Mutterleib. Kaum hielt sie das kleine zarte Mädchen mit den rotblonden Löckchen auf dem Kopf im Arm, da verstummten Maggys Schmerzensschreie.
      »Ist es gesund?«, hauchte sie schwach.
      Ripeka nickte, obgleich sich ihr Herz zusammenzog. Keine Frage, das Baby war gesund, aber es war ein Ebenbild Emily Carringtons. Ripeka wusste zwar nicht, wie jene bei ihrer Geburt ausgesehen hatte, aber sie konnte es sich in etwa vorstellen. Jedenfalls hatte das Mädchen

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