Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schwur des Maori-Mädchens

Der Schwur des Maori-Mädchens

Titel: Der Schwur des Maori-Mädchens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
Vom Netzwerk:
war zur Maske erstarrt. Selbst der Glanz seiner funkelnden Augen schien erloschen zu sein. Bella hatte sich auf einen Stuhl gesetzt und starrte aus dem Fenster. Maggy aber kämpfte mit sich. Und wenn sie den beiden einfach weiszumachen versuchte, dass es ein Fremder war, dessen Namen sie nicht kannte?
      Während sie noch hin und her überlegte, kam wieder Leben in Tiakis Gesicht. Die Erstarrung war nacktem Hass gewichen. »Du hast die Wahl«, erklärte er mit eisiger Stimme. »Ich komme wieder, wenn wir den Mast gefällt haben, und dann nennst du mir entweder den Namen des Mannes, ich erledige die Angelegenheit auf meine Weise, oder ich verrate deinem Bruder, was dir angetan wurde. Und dann, das schwöre ich dir, werden wir den Kerl gemeinsam finden. Dein Bruder Matui weiß nämlich von gar nichts. Er hält dich für ein Kind und hat keinen Schimmer, dass du Mutter geworden bist. Und ich bin gespannt, was er dazu sagen wird ...«
      »Bitte nicht, bitte nicht!«, bettelte Maggy und wollte sich an Tiaki klammern, der dicht neben ihrem Bett stand, doch der befreite sich energisch, warf ihr noch einen stechenden Blick zu und zischte: »Du hast die Wahl!«
      Ohne die beiden Frauen eines weiteren Blickes zu würdigen, stolperte der stolze Maori-Kämpfer zur Tür hinaus.
     
     

Paihia/Russell (Kororareka) 10. März 1845
     
    Emily stand ungeduldig in der Haustür und wartete auf ihren Mann. Sie trug ihr feinstes Kleid und einen neuen Hut. Walter kam wie immer bei privaten Verabredungen auf die letzte Minute. Wenn es nach ihr, Emily, gegangen wäre, dann hätte sie sich an diesem Tag gar nicht erst aus dem Haus gerührt. Seit Hone Heke überall verkündet hatte, dass er den Fahnenmast am Morgen des elften März noch einmal fällen werde, mieden es die Bewohner von Paihia, nach Russell zu rudern. Walter aber hatte darauf bestanden, John Hobsens Fest zu besuchen. Nicht weil er ihn so gern mochte, sondern weil er die kleine Reise als Zeichen verstand, sich nicht von den Drohungen des Maori-Häuptlings einschüchtern zu lassen. Sogar der Mission hatte Hone Heke vor ein paar Tagen ganz provokant einen Besuch abgestattet und Walter genauestens von seinem Vorhaben berichtet. Der Missionar hatte das Ganze als versteckte Drohung verstanden. Und deshalb wollte er Flagge zeigen, mit gutem Beispiel vorangehen und beweisen, dass man sich nicht feige verkriechen durfte.
      Trotz der Hitze fröstelte Emily. Ihr war dieser Ausflug ganz und gar nicht geheuer, zumal sie in der letzten Nacht von einem schrecklichen Feuer geträumt hatte. Sie schüttelte sich. Nur nicht daran denken!, sprach sie sich gut zu. Wo ihr Mann nur steckte? Und auch Matthew war weit und breit nicht zu sehen. Emily seufzte schwer. Abgesehen von ihrer Angst, am heutigen Tag überhaupt das Haus zu verlassen, ging es ihr auch sonst alles andere als gut. Erst hatte diese Bella Morton ihr einen unverschämten Brief geschrieben, dann quälte sie der Gedanke, dass Maggys Baby ja in diesen Tagen irgendwann zur Welt kommen musste ... Emilys Magen rebellierte bei der Vorstellung, dass ihre Ziehtochter immer noch in Te Waimate war. Was, wenn sie ein weißes Kind gebären würde? Die Aussicht, dass womöglich jemand, der sie kannte, Maggy dort mit so einem Kind sehen würde, war ihr unerträglich. Da kann ich nur von Glück sagen, dass man die Bewohner von Pai-hia und Russell gewarnt hat, in den nächsten Tagen weitere Reisen zu unternehmen, weil Kawitis Truppen angeblich im Anmarsch auf das einstige Kororareka sind, ging es ihr durch den Kopf. Doch nachdem die Gefahr vorüber wäre, bliebe ihr gar nichts anderes übrig, als sich selbst auf den Weg nach Te Waimate zu machen, Maggy mitzunehmen und eigenhändig in Auckland bei der Familie abzuliefern, die sie als Haushaltshilfe einstellen wollte. So weit kam es noch, dass sie sich von dieser Lehrerin Vorschriften machen ließ, was mit der unglückseligen Maggy zu geschehen hatte oder nicht!
      Sie würde auf der Fahrt nach Auckland genügend Zeit haben, auf Maggy einzureden und sie davon zu überzeugen, ihr Kind in das Waisenheim zu geben. Ihr Entschluss stand fest. Dort im Heim würde sie, Emily, es aber niemals abgeben, sondern mit nach Hause nehmen, nachdem sie mit June geredet hatte. Ich muss ihr gegenüber heute unbedingt das Thema Adoption ansprechen, nahm sich Emily fest vor. Deshalb konnte sie Maggy auf keinen Fall die Ehe mit dem Maori gestatten. Sie brauchte das Kind, um Junes Ehe zum Laufen zu bringen. Sie war

Weitere Kostenlose Bücher