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Der Schwur des Maori-Mädchens

Der Schwur des Maori-Mädchens

Titel: Der Schwur des Maori-Mädchens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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Verunsicherung nicht, sondern forderte sie auf, ihm rasch weiter von der Begegnung mit seiner Schwester zu erzählen.
      »Maggy ist in Panik fortgerannt. Mit dem fremden Kind auf dem Arm.«
      »Wieso bist du dir so sicher, dass es ein fremdes Kind war?«
      »Das Mädchen war blass und hatte rotblondes Haar. Das konnte niemals ihr eigenes sein. Ich meine, du weißt doch auch, dass sie damals selbst noch ein Kind war.«
      Matui ballte die Fäuste. Und ob ich das weiß, dass sie noch ein Kind war, als sich dieses Schwein an ihr vergangen hat, durchfuhr es ihn eiskalt.
      »Ich habe Vater dann gebeten, sich zu erkundigen, ob das Kind Eltern hat, weil ich doch so gern ein Kind adoptieren wollte.«
      »Dann ist die junge Frau, die ich eben in Begleitung von Ripeka getroffen habe, also wirklich deine angenommene Tochter?«, unterbrach Matui sie scharf.
      June begann zu schnaufen. »Du hast Lily gesehen? Bitte, versprich mir, dass du ihr nicht verrätst, dass ich ... du weißt schon, dass ich keine Kinder bekommen kann.«
      Matui erinnerte sich noch genau an das Gespräch zwischen seiner Ziehmutter und June damals im Haus der Hobsens.
      »Sie glaubt also, sie sei euer Kind. Aber bitte sag mir noch: Wie hast du denn überhaupt herausgefunden, dass sie ein Waisenkind war? Oder hatte es vielleicht eine Mutter, der ihr es einfach fortgenommen habt?«
      June wurde weiß wie eine Wand. »Matui, bist du wahnsinnig? Wie kommst du auf so eine Gemeinheit? Nein, Vater wusste, dass es ein Waisenkind war, und ist zu Bella Mortons Haus geeilt, um ihr anzubieten, dass wir es gleich mitnehmen.«
      »Gleich mitnehmen?«
      »Ja, Vater kam wenig später mit der Kleinen zurück, und dann sind wir auch gleich aufgebrochen. Henry war ja auf der Hazard, und Vater meinte, wir sollten lieber nach Auckland reisen, bevor Hone Hekes Leute auch noch Te Waimate überfallen würden.«
      Matui ließ sich stumm auf einen Stuhl fallen und schlug die Hände vor das Gesicht.
      »Was ist mit Maggy? Lebt sie noch?«, fragte June leise.
      Zögernd blickte der Maori auf. Er sah zermartert und um Jahre gealtert aus.
      »Sie ist vor ein paar Wochen des Nachts in einen Fluss gegangen.«
      »Das ist ja entsetzlich!«, schrie June auf.
      »Wir fanden ihren Körper weiter unten am Ufer. Zerschmettert von den Steinen, ihr schwarzes Haar um einen Baumstumpf gewickelt wie ein Band ...«
      Nun ließ sich auch June auf einen Stuhl fallen und stöhnte immerzu: »Nein, das kann doch nicht sein! Warum... O nein, wir hätten sie damals mitnehmen sollen, aber Vater wollte es nicht. Er sagte, er könne sie nicht mehr sehen, weil er dann immer an dich...«
      »Schon gut, ich weiß, was du sagen willst«, unterbrach Matui sie und fuhr hastig fort: »Sie war längst gestorben, als sie ins Wasser ging.«
      »Wie meinst du das?«
      »Damals vor neunzehn Jahren, an dem Tag, als ihr Ziehvater ihr das eigene Kind entriss und es dir als Waisenkind verkaufte, an dem Tag, da ist sie gestorben. Sie hat nie wieder ein Wort gesprochen, bis auf den Abend, bevor sie es tat. Da hörte ich sie in ihrem Zimmer laut stöhnen. Ich verstand nur Brocken. Vater, Schuld, Schwur, Strafe. Aber inzwischen ahne ich, was das zu bedeuten hatte. Wahrscheinlich gab sie sich die Schuld an all dem Übel, das ihr widerfahren war.«
      »Matui, wovon sprichst du?«, fragte June mit bebender Stimme.
      »Hast du dich nie gefragt, warum dein Kind Emily wie aus dem Gesicht geschnitten ist?«
      »Nein... ja, aber sie war eben ein fremdes Kind, und viele Engländerinnen sehen so aus...«
      »Sie war ihr Kind, June, Makeres und ... seine Tochter.«
      June hielt sich die Ohren zu. »Ich will nichts mehr hören!«, schrie sie verzweifelt auf. »Geh jetzt!«
      Matui aber blieb sitzen und durchbohrte June förmlich mit seinen Blicken, bis sie endlich ihre Arme sinken ließ. Sie seufzte, bevor sie hervorstieß: »Aber warum hat Henry nie ein Wort gesagt, dass sie seine Tochter ist? Warum, verdammt noch mal, hat er sie all die Jahre wie eine Fremde behandelt? Er hat ihr alles gegeben, was sie brauchte, nur keine Liebe. O Gott, warum?«
      »Er weiß nicht, dass sie seine Tochter ist.«
      »Aber ... aber das kann doch nicht sein ... das ist doch ... ich meine...«
      »Es genügte, dass offenbar Walter und Emily davon wussten und Maggy rechtzeitig in Te Waimate verstecken konnten, damit eurer Hochzeit kein Hindernis im Weg stand ...«
      »O Gott, bitte lass das alles

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