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Der Schwur des Maori-Mädchens

Der Schwur des Maori-Mädchens

Titel: Der Schwur des Maori-Mädchens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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davon zehrte, wie sich seine kleine Schwester gewehrt hat, der schamlos ausgenutzt hat, dass sie in ihn vernarrt war. Ja, sie war verliebt in ihn, und vielleicht hat sie ihn sogar in ihr Zimmer gelassen, aber trotzdem hat er ein Verbrechen begangen. Und ich schwöre dir, ich werde nicht ruhen, bis ich sie gerächt habe. Und glaub mir, wenn der Reverend noch lebte, er müsste dafür büßen, ihr das Kind zu entreißen, um es im Haus ihres Peinigers unterzubringen ...«
      Während seiner beschwörenden Worte hatte Matui gefährlich die Augen gerollt, und jetzt redete er in einer Sprache auf June ein, die sie nicht verstand. Sie hielt sich abermals die Ohren zu.
      »Matthew, bitte hör auf! Er ist in Russell, will das Strandhaus meines Vaters in Oneroa verkaufen. Er hat endlich einen Käufer gefunden. Einen Geschäftsmann aus Thames, der demnächst nach Russell geht!«, schrie sie verzweifelt.
      Matui verstummte und blieb wie betäubt stehen. Dann ging er zu ihr und strich ihr flüchtig über das ergraute Haar. »Ich komme wieder, um Lily zu holen«, raunte er. »Du wirst genug Zeit haben, ihr zu erklären, zu wem sie gehört«, ergänzte er, bevor er ohne ein weiteres Abschiedswort aus dem Zimmer stürmte.
      Lily gehört mir, dachte June entschlossen, während sie am ganzen Körper bebte. Ich werde verhindern, dass du sie jemals wiedersiehst, Matthew Carrington! Doch bevor sie darüber nachgrübeln konnte, wie sie das wohl anstellen sollte, riss ein Schmerz in ihrer Brust sie aus ihren Gedanken. Sie stöhnte auf und griff sich ans Herz. Ich darf nicht sterben, sprach sie sich gut zu, ich darf nicht sterben. Noch nicht!
     
     

Wanganui, am Abend des gleichen Tages, Februar 1864
     
    June war noch ein wenig blass um die Nase, als sie an diesem Abend ihre Gäste begrüßte, aber sie hatte sich aufrappeln können, bevor Ripeka und Lily vom Einkaufen zurückgekehrt waren. Unter äußerster Anstrengung hatte sie es geschafft, aufzustehen und sich in ihr Schlafzimmer zu schleppen. Nachdem sie sich auf dem Bett ausgestreckt hatte, war es ihr gleich besser gegangen, und nach einem kurzen Schlaf hatte sie keinerlei Beschwerden mehr gehabt. Jedenfalls keine körperlichen. In ihrem Herzen aber tobte nach wie vor ein Orkan der Gefühle. Diesen inneren Aufruhr verstand sie allerdings blendend zu verbergen.
      »Guten Abend, Mabel, schön, dich zu sehen«, flötete sie, während sie ihre Gäste ins Esszimmer führte. »Guten Abend, Tomas, es tut mir ja so leid, dass Henry euren Abschied von Wanganui nicht mitfeiern kann.«
      Immer wenn June dieses harmonisch wirkende Paar sah, gab es ihrem Herzen einen Stich. Es war Tomas Newman förmlich anzusehen, wie er seine Frau vergötterte. Wahrscheinlich hatte meine Mutter recht, als sie damals behauptete, Henry habe von Anfang an nur ein einziges Interesse an mir gehabt: das Vermögen meines Vaters. Wahrscheinlich stimmt es auch, was die Leute hinter vorgehaltener Hand flüstern: dass er sich schon seit Jahren mit jungen Maori-Mädchen vergnügt. Mädchen wie ... Ein eiskalter Schauer durchfuhr sie.
      Tomas Newman ließ den Arm seiner Frau los und hielt ihn June hin.
      »Um Gottes willen, was ist mit dir los? Du bist ja ganz grün im Gesicht. Komm, setz dich!« Galant brachte Tomas die Gastgeberin zu ihrem Stuhl an der festlich gedeckten Tafel.
      »Wo sind die Kinder?«, fragte sie, um von ihrem Zustand abzulenken.
      »Lily wollte Edward noch etwas im Garten zeigen. Sie hat wohl einen jungen Kiwi gesund gepflegt«, erklärte Mabel wohlwollend. »Sie hat offenbar genauso viel Interesse an der Medizin wie unser Sohn.«
      »Das sollte sie auch als zukünftige Ehefrau eines angehenden Arztes«, lachte Tomas.
      Die beiden Frauen blickten ihn gleichermaßen entgeistert an.
      »Aber Tomas, ich glaube nicht, dass dein Sohn für meine Tochter entbrannt ist«, erwiderte June, obwohl ihr der Gedanke, Edward zum Schwiegersohn zu bekommen, alles andere als Missbehagen bereitete.
      »Wir werden sehen, wie die Lage nach seiner Rückkehr aus Sydney ist«, bemerkte Mabel.
      »Sydney?«
      »Ja, wir haben uns breitschlagen lassen, dass er in einem halben Jahr an der dortigen Universität sein Medizinstudium aufnehmen darf«, entgegnete Edwards Mutter und blickte June besorgt an. »Geht es dir wirklich besser?«
      June nickte. »Setzt euch!«
      Kaum dass die Gäste Platz genommen hatten, räusperte sich Tomas verlegen.
      »Da wir ja schon übermorgen reisen, wollte ich

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